Private-Banking Kunden bereiten ihren Banken Kopfscherzen. Noch Jahre nach der globalen Wirtschaftskrise hat sich das einst attraktivste Segment im Finanzsektor nicht erholt. Erträge der Banken im private Banking stagnieren.
Die Wirtschaftskrise hat noch heute starke Auswirkungen auf die Finanzindustrie. Viele Kunden haben ihr Vertrauen in die Geldinstitute verloren. Besonders vermögende Kunden haben ihre Ansprüche und Wünsche an das Private Banking verändert. Sie sind vorsichtiger und differenzieren deutlich stärker. Aktienkunden sind risikoavers. Der Zufluss an Kundenvermögen tendiert gegen null. Kunden sind nicht mehr aktiv im Wertpapiergeschäft tätig, legen nur weniger Mittel an, was sich in einer negativen Kapitalwertentwicklung niederschlägt. Infolgedessen schrumpfen die Gewinne im Private Banking Geschäft.
Noch vor einem Jahr galt die Annahme, dass die Auswirkungen der Finanzkrise das Private Banking verschont hätten. 2011 startete erfolgreich mit einem Zuwachs um 10 Prozent an verwalteten Kundengeldern (Assets under Management, AuM). Somit waren die Gewinne der Banken zum ersten Mal seit der Krise wieder gewachsen. Doch der Erfolg hielt nicht an. Schon in der zweiten Jahreshälfte schrumpfte in Deutschland das im Private Banking verwaltete Vermögen um 5 Prozent. Der Wert der verwalteten Beträge sank durch Kursverluste an den Kapitalmärkten um weitere 5 Prozent. Die Profitabilität der Banken bleibt zwar insgesamt stabil, erreicht aber nicht das Vorkrisenniveau. So lauten die Ergebnisse des Private Banking Survey 2012, bei dem 160 Banken mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen in 26 Ländern analysiert wurden.
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Das Private Banking ist anspruchsvoller geworden. Als Reaktion auf das schwierige Marktumfeld haben sich auch die Anlageschwerpunkte der Kundengelder verändert. Der Anteil von Aktien in Portfolios sank um 3 Prozentpunkte auf 25 Prozent. Dagegen stieg der Anteil an festverzinslichen Wertpapieren und Festgeldern von 56 auf 59 Prozent. Ein klares Zeichen der Kunden für den verstärkten Wunsch nach Sicherheit und Liquidität. Durch volatile Kapitalmärkte und zunehmende Regulierung nach der Finanzkrise sind Kunden natürlich in die Defensive gegangen.
Trotz den vielen Einbrüchen ist der Markt im Umbruch und es gibt große Unterschiede in der Performance. Die Schere zwischen den als kundenorientiert, leistungsstark und vertrauenswürdig empfundenen Banken und den übrigen Anbietern vergrößert sich. Während Banken im stärksten Viertel des Marktes sogar 10 Prozent Nettozuflüsse verzeichnen, erleiden ihre Wettbewerber im unteren Bereich Nettoabflüsse in Höhe von 6 Prozent. Interessant ist auch, dass sich Universalbanken in ihren Private Banking Bereichen als besonders robust erweisen. So erreichen sie die höchste durchschnittliche Profitabilität. Reine Privatbanken wie die Weberbank oder die Berenberg Bank werden wegen der stärkeren Spezialisierung auf das Anlagegeschäft bei den Erträgen härter getroffen. Der Grund hierfür liegt in der nachlassenden Kundenzufriedenheit und -loyalität. Viele vermögenden Kunden sind zum Bankenwechsel bereit.
Mehr denn je müssen Banken ihren Kunden ein Gefühl von Sicherheit und allumfassender Beratung vermitteln. Nach der langanhaltenden Krise sind ihre Ansprüche gewachsen und ihr Vertrauen gegenüber den Finanzinstituten gesunken. Doch aufgrund der demographischen Entwicklung werden wohlhabende Kunden mittelfristig immer wichtiger. Schon 2010 prognostizierte die Boston Consulting Group – Studie für den Bereich der Hochvermögenden ein jährliches Wachstum von 7 Prozent. Aus diesem Grund wird eine verbesserte und transparente Beratung im Private Banking bedeutungsvoller. Angesichts des schrumpfenden Gesamtmarktes muss das Private Banking Gewinne verzeichnen.
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