Gastartikel von Jan Hoffmann.
In der Wirtschaft und im Fußball gilt: Nichts wird dem Zufall überlassen.
Deutsche Volkswirte mussten sich zuletzt oft anhören, dass die Analyse von Wirtschaftswachstum, Wachstumsperspektiven oder Wechselkursentwicklung mehr schlecht als recht gelänge. Dabei haben die Damen und (zumeist) Herren es derzeit nun auch nicht gerade leicht. Verständlich ist daher, sich ein zweites Standbein aufzubauen, um neue Klientel in den Wettbüros zu erschließen: Die Analysten der Deka wollen bei der Fußball Europameisterschaft nichts dem Zufall oder Schweinis Nerven beim Elfmeter überlassen und nähern sich auf professionelle Weise dem Ausgang des Fußball-Festes.
Als Datenbasis dienen die letzten 124 Spiele der letzten vier Europameisterschaften. Als Analysemodell dient das sogenannte Elo-Rating, dass bei Schachspielen verwendet wird und absolut folgerichtig von den Volkswirten auf das Rasen-Schach übertragen wurde. In statistisch aussagekräftiger Häufigkeit angewandt, zeigt sich demnach folgendes unerbittliches Bild: Trotz hartem Gruppenlos zeigt das Modell eine lediglich 23% Wahrscheinlichkeit an, dass Deutschland bereits in der Vorrunde ausscheidet. Das Viertelfinale kann ebenfalls in aller Ruhe verfolgt werden, die Wahrscheinlichkeit für ein Weiterkommen liegt bei 63%.
Die Krux liegt im Halbfinale. Grundsätzlich sagt die Statistik einen deutschen Sieg voraus – es sei denn der Gegner heißt Spanien! Hier liegen die Chancen unter 50%.
Folgerichtig weist das Analysemodell Spanien als wahrscheinlichsten Europameister 2012 aus. Dass den Niederlanden als ausgewiesene Nicht-Turnier-Mannschaft höhere Chancen zugerechnet werden als Deutschland, kann meines Erachtens nur daran liegen, dass das Modell auf dem Weg zum Stadion befindliche McDonalds Filialen berücksichtigt, die laut TV bekanntlich von deutschen Mannschaftsbussen angesteuert werden müssen.
Der Vollständigkeit halber hier noch einige andere Prognosen für den EM-Titel: England: 5%, Portugal gleichauf mit Italien, Schweden und Kroatien je 2%. Und im Falle Griechenlands wünscht man sich, dass der Einfluss auf die europäischen Finanzmärkte ähnlich gering eingeschätzt würde als auf den Ausgang dieses Turniers.
Nach der Lektüre dieses kleinen Artikels können Sie also mit detailliertem Fachwissen erfreuen. Ein wenig Aufmunterung werden vor allem die beiden Gastgeber benötigen: laut Modell landen Polen und die Ukraine auf dem vorletzten und letzten Platz.
Foto von Sawayasu Tsuji – www.istockphoto.de