Die Subprimekrise hat nach Ansicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) deutlich gemacht, dass die systematische Deregulierung der vergangenen Jahre ein „gefährlicher Irrweg“ gewesen sei. In die richtige Richtung verweise der Report des Financial Stability Forums über Maßnahmen zur Stärkung der Stabilität der Märkte und Finanzinstitutionen, sagte deren Präsident, Jochen Sanio, am Donnerstag in Bonn.
Der unter der Leitung des italienischen Notenbankpräsidenten Mario Draghi entstandene Bericht definiere die Etappen für die kommende regulatorische „tour de force“, die der Subprimekrise folgen werde. „Der Draghi-Report wird hoffentlich den entscheidenden Wendepunkt markieren und die große Schar der Apologeten eines weitgehenden ‚laisser faire‘ für einige Zeit auf ihre Plätze verweisen“, sagte Sanio.
Mit dem Eigenkapitalstandard Basel II seien juristische Lücken des Vorgängers Basel II weitgehend geschlossen worden. Trotzdem forderte auch Sanio wegen der Subprime-Krise eine Überprüfung des Anfang 2007 eingeführten Standards. „Trotz aller Verbesserungen muss das Regelwerk noch einmal auf den Prüfstand.“
Im Lichte der Kreditkrise werde es wichtige Änderungen geben. „Vor allem die Eigenkapitalunterlegung für ABS-Transaktionen muss entscheidend verschärft werden“, forderte Sanio. Für Banken, die stark in diesem Geschäftsbereich engagiert sind, sollten dann unterm Strich höhere Eigenkapitalanforderungen herauskommen.
Gleichzeitig wies er auf die möglichen Folgen staatlicher Eingriffe hin. Bei der Rettung angeschlagener Geldinstitute vor dem Zusammenbruch durch staatliche Institutionen bestehe die Gefahr, dass sich der Finanzmarkt zukünftig verantwortungsloser verhalte. „Banker, die meinen, sie genössen im Falle eines Falles unbegrenzten Versicherungsschutz, sind permanent der Versuchung ausgesetzt, übersteigerte Risiken einzugehen“, meinte Jochen Sanio.
Der Fall Bear Stearns habe eine neue Doktrin ins Leben gerufen, sagte Sanio: „Too connected to fail.“ Die Bank sei zu stark im Finanzmarkt vernetzt, als dass man das Institut hätte untergehen lassen können. Die dadurch geweckte Erwartung, dass Schlüsselspieler im internationalen Finanzgeschehen aufgefangen werden, hat beruhigend gewirkt“, erklärte Sanio. Grundsätzlich lobte er staatliche Stützungen angeschlagener Banken, allen voran die Rettung der US-Investmentbank Bear Stearns durch die US-Notenbank. Sie habe die wegen des exorbitanten Kreditderivate-Geschäfts des Instituts unabsehbaren Folgen für das internationale Finanzsystem verhindert. Die staatlichen Institutionen hätten in schwierigen Situationen damit große Entscheidungsstärke bewiesen.