Von wegen Ausblick negativ

Kommentar zur Moody’s Herabstufungswelle von Detlef Fechtner. Natürlich kann man die Sache so sehen: Wieder einmal stuft eine Ratingagentur die üblichen Verdächtigen in der Eurozone herab – darunter Italien, Spanien, Portugal. Zudem wird Frankreich und Österreich der Verlust der Bestnote angedroht. Erneut werden Sorgen geäußert, dass Banken noch mehr staatliche Hilfen brauchen könnten und versprochene…


Kommentar zur Moody’s Herabstufungswelle von Detlef Fechtner.

Natürlich kann man die Sache so sehen: Wieder einmal stuft eine Ratingagentur die üblichen Verdächtigen in der Eurozone herab – darunter Italien, Spanien, Portugal. Zudem wird Frankreich und Österreich der Verlust der Bestnote angedroht. Erneut werden Sorgen geäußert, dass Banken noch mehr staatliche Hilfen brauchen könnten und versprochene Reformen ausbleiben. Alles zusammengenommen muss man deshalb eigentlich zu dem Schluss kommen, dass die Staatsschuldenkrise weiter eskaliert und das Vertrauen weiter erodiert. Kurz und knapp: Ausblick negativ.

Man kann die Sache aber auch anders sehen: Obwohl Moody’s auf einen Schlag reihenweise Euro-Länder schlechter benotet, bleibt eine allergische Marktreaktion aus. Mehr noch: Nur Stunden später können sich Italien und Spanien recht erfolgreich Geld am Markt besorgen. Zudem wird zwar Österreich und Frankreich von Moody’s die gelbe Karte gezeigt. Der Euro-Schirm EFSF, der sich auf Garantien dieser Staaten stützt, muss aber dennoch nicht fürchten, dass seine Bestnote in Kürze einkassiert wird. Der Ausblick der EFSF ist stabil – und das nicht nur im allerengsten Sinne.

Es ist mehr als eine Randnotiz wert, dass Moody’s in der Begründung nicht nur auf die unveränderte Bonität anderer Triple-Asse wie Deutschland und auf die Übersicherung des Fonds abstellt, sondern auch auf das zugrunde liegende politische Versprechen. Moody’s nimmt den Euro-Regierungen ausdrücklich ab, dass sie für Schuldtitel der EFSF geradestehen werden.

Die Botschaft der Ratingaktion ist deshalb weniger eindeutig, als es auf den ersten Blick scheint. Einerseits belegen zwar die Herabstufungen, dass von Entwarnung keine Rede sein kann. Andererseits beweisen aber der stabile Ausblick der EFSF und die gelassenen Marktreaktionen, dass Europas Rettungsarchitektur mittlerweile einige Erschütterungen aushält.

Das liegt gewiss an der Aussicht, dass der ESM in greifbare Nähe rückt. Denn der künftige Rettungsfonds ist zwar nicht völlig unabhängig von Ratings der Euro-Staaten, aber doch zumindest robuster aufgestellt als die EFSF. Auch spielt sicher die Zusage der Regierungen eine Rolle, im März prüfen zu wollen, ob die Brandschutzmauer stabil genug ist. Auf jeden Fall bleibt deren Statik einsturzgefährdet, solange die Gefahr eines riesigen Bebens nicht gebannt ist. Das ist, wenn man es so verstehen will, die schlichte Botschaft unmittelbar vor dem Sondertreffen der Finanzminister über die Rettung Griechenlands vor der ungeordneten Pleite.


Info von Börsen-Zeitung –
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Foto von Rolf Weschke –
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