Wortspiele

Ein griechisches Wochenende geht zu Ende, aber was jetzt? Die Grelection am Greekend endete ohne den befürchteten Grexit. Kofferworte, also das Kombinieren zweier Hauptworte, sind en vogue. Und wenn man das ganze dann noch mit Denglisch kombiniert, ist man voll auf der Höhe der Zeit. Und das wollen wir ja sein. Eine Umfrage hat gezeigt,…


Ein griechisches Wochenende geht zu Ende, aber was jetzt?

Die Grelection am Greekend endete ohne den befürchteten Grexit. Kofferworte, also das Kombinieren zweier Hauptworte, sind en vogue. Und wenn man das ganze dann noch mit Denglisch kombiniert, ist man voll auf der Höhe der Zeit. Und das wollen wir ja sein. Eine Umfrage hat gezeigt, dass die tagesschau für die meisten Bundesbürger die Informationsquelle #1 ist. Dieses Ergebnis ist für die Overnight Impressionen Enttäuschung und Ansporn zugleich… Also, rein ins europäische Krisenvergnügen: In Griechenland gewinnt die Euro-freundliche Nea Dimokratia die meisten Stimmen, aber die Errye (Erholung & Rallye) an den Märkten scheint bereits vorbei zu sein, bevor sie richtig begonnen hat.

Vor genau einer Woche kamen wir des Montags ins Büro, in der Hand ein Spaket (Spanien & Stützungspaket), aber die erhoffte Marktberuhigung hielt nur bis zirka feun (fünf nach neun) an. Heute früh kommen wir ins Büro, in der Hand das Wahlergebnis aus Athen, aber von Greuphorie keine Spur: Ja, der Euro ist einen Schnaps fester. Und ja, die Aktien werden mit einem Plus eröffnen. Und ja, der Bund Future fällt zur Handelseröffnung um 70 Stellen. Aber ich habe nicht den Eindruck, als würde dem opening gap noch irgend etwas folgen.

Klar, denn die Probleme sind ja noch nicht gelöst (5 Geuro ins Phrasenschwein!). Zunächst mal muss in Griechenland eine funktionsfähige Regierungskoalition zustande kommen. Für diese Fall haben die EWU Finanzminister ihr Entgegenkommen angekündigt. Die Troika wird nach Athen reisen. Und aus Brüsseler Kreisen verlautet, die im Rahmen des zweiten Rettungspaketes mit Griechenland vereinbarten Sparziele könnten zeitlich gestreckt werden, in ihrer Substanz seien diese jedoch nicht verhandelbar.

Gleichzeitig sollen auf dem G20-Treffen heute und Morgen in Mexiko Wege aus der Glise (global & Wachstum & Krise) aufgezeigt werden. Und gleichzeitig muss der EU-Gipfel in der kommenden Woche vorbereitet werden. Die EZB mahnte unlängst eine 10-Jahres-Vision für die EWU an. Die Famous Four (EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy, EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude Juncker und der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi) arbeiten daran. Laut Informationen des Spiegel ist die kurzfristige Einführung von Euro-Bills Bestandteil einer solchen Langfriststrategie. Wie das Nachrichtenmagazin berichtet, sehen die Pläne vor, dass sich jeder Staat bis zu einem bestimmten Prozentsatz seiner Wirtschaftsleistung mittels gemeinsamer europäischer Anleihen mit einer kurzen Laufzeit finanzieren dürfe. Wer die Regeln nicht einhalte, würde im folgenden Jahr vom Handel mit den Papieren ausgeschlossen. Problematisch erscheint, wie bei allen vergleichbaren Plänen, die Glaubwürdigkeit der Strafandrohung.

Lange Rede, kurze Quintessenz: Die Marktteilnehmer werden innerhalb weniger Minuten den Status Quo realisieren und wieder ihre skeptische und vorsichtige Haltung einnehmen. Nebenbei werden sie versuchen, aus den Konjunkturdaten dieser Woche (ZEW, PMIs, sogar ein USA-PMI!!, Ifo) Wachstumssignale und aus dem FOMC-Statement der US Notenbank am Mittwoch QE3-Signale abzuleiten.

Wahnsinn: Die Wahlen in Griechenland sind vorbei, und irgendwie ist alles genau so wie vorher. Was für eine Grenttäuschung…

Foto von Bart Coenders – www.istockphoto.de