Die Annahme, Banken und Versicherungen seien sich spinnefeind, ist immer noch präsent. Langjährige Partnerschaften wie die Kooperation zwischen R+V und Volksbanken sowie Provinzial und Sparkassen zeigen jedoch, dass diese Behauptung nur bedingt zutrifft. Und es gibt weitere prominente Beispiele für Zweckgemeinschaften in der Bancassurance oder Allfinanz.
Nach der berühmt-berüchtigt gescheiterten Verbindung von Dresdner Bank und Allianz hatte das Thema nicht den besten Ruf. Doch seit ein paar Jahren ist wieder mehr Bewegung im Markt. Zuweilen war gar von einem Hype, einer Renaissance oder auch Bancassurance 2.0 die Rede. In der Niedrigzinsphase waren viele Kreditinstitute mit zusätzlichem Kostendruck etwa durch Regulatorik und IT-Modernisierungen konfrontiert und suchten in der Bancassurance nach einem neuen Ertragsweg. Kooperationen wurden intensiviert, sind neu entstanden oder es wurden eigene Lösungen entwickelt.
Perspektiven und ungenutzte Potenziale in der Bancassurance
In einer Studie zeigten Bankenforen, Versicherungsforen Leipzig und BANKINGCLUB die “Perspektiven der Bancassurance in Deutschland” auf. Als Ergebnis stand die Erkenntnis, dass Allfinanz ein nachhaltiges Geschäftsmodell für Banken ist. Gesamtbedarfsorientierte Beratung kann sich positiv auf die Kundenbindung auswirken und über Embedded Finance oder Embedded Insurance lässt sich eine größere Präsenz im Kundenalltag erreichen. Allerdings nutzen Banken das Potenzial der Bancassurance größtenteils (noch) nicht vollständig aus. Als Knackpunkte haben sich unter anderem die effektive Auswertung von Kundendaten, die Digitalisierung von Angeboten und die Unternehmenskultur in Banken erwiesen.
Ist der Bancassurance-Markt in Deutschland aber vielleicht gar nicht so hinterher wie gedacht? Die JDC Group würde das sicherlich bestätigen. Der Finanzdienstleister aus Wiesbaden meldet für die ersten drei Quartale in 2022 einen Umsatz von 115,8 Millionen Euro. Das bedeutet eine Steigerung um zwölf Prozent im Vergleich zu den entsprechenden Quartalen des Vorjahres.
Zwar habe man im dritten Quartal aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nur ein kleines Plus zum Vorjahr zu verzeichnen. Dennoch sieht der Maklerpool sich im Geschäftsmodell bestätigt. „Aufgrund der weiter positiven Entwicklung unseres operativen Geschäftes sehen wir keinen Grund, von unseren mittelfristigen Zielen abzurücken: Während wir derzeit im Bankengeschäft nur Kosten spüren, wird das Geschäft mit Sparkassen und Volksbanken erstmals ab 2023 spürbar zur Umsatz- und Ertragsentwicklung beitragen”, so CEO Dr. Sebastian Grabmaier.
Bancassurance-Markt 2023 und darüber hinaus
Das Jahr 2023 scheint (erneut) ein gutes für Bancassurance zu sein. Zurich und Deutsche Bank kündigten etwa an, ihre Kooperation zu erweitern. Während die Partnerschaft von Zurich Versicherung und Deutscher Bank schon lange besteht und auch um zehn Jahre verlängert wird, beginnt mit 2023 auch die Zusammenarbeit der Postbank mit der Versicherung. Künftig bietet die Postbank ihren Kunden etwa private und betriebliche Altersvorsorge sowie private Sach-, Unfall-, Haftpflicht- und Kfz-Versicherungen der Zurich Gruppe Deutschland an.
Neuigkeiten gibt es auch bei der HDI Group. Seit dem 1. Januar sind die Anbindungs- und Annex-Produkte sowie die Embedded-Insurance-Lösungen unter der Marke LifeStyle Protection gebündelt. Damit finden sich neben den bisherigen Gesellschaften der LifeStyle Protection auch die PB Versicherungen unter dieser Marke. Diese hatten zuvor ihre Kooperation mit der Deutsche Bank Gruppe erweitert, was eine Umbenennung der Gesellschaften zur Folge hatte.
HDI-Vorstand Holm Diez begrüßt die neue Partnerschaft. Er sagt: „Unsere Bancassurance-Strategie ist erfolgreich und zeigt, dass wir für Banken der richtige Versicherungspartner sind. Nicht zuletzt bin ich überzeugt, dass wir mit der Neuausrichtung der Marke LifeStyle Protection innerhalb unserer HDI Bancassurance noch stärker Mehrwerte für unsere Bank- und Insurtechpartner schaffen können.”
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