Es könnte so schön sein: Der Kaufvertrag ist unterschrieben und die passende Finanzierung hat die Bankberaterin gerade ausgerechnet. Sie blickt noch einmal auf ihren Bildschirm und bietet im gleichen Atemzug die passende Gebäudeversicherung an. Welche Tarife dafür in Frage kommen, hat sie gleich miterfasst, weil sie die relevanten Daten im Beratungsprozess erfragt. Um das neue Eigenheim zu feiern, bucht die Familie kurze Zeit später einen Urlaub. Noch schnell am Flughafen etwas Geld abheben und ab ins Taxi – doch halt: was ist mit der Auslandskrankenversicherung? Die leuchtet plötzlich in der Banking-App auf, nachdem die Kreditkarte belastet worden ist.
Kunden stärker an sich binden
Was wie Zukunftsmusik klingt, ist genau das, was sich immer mehr Kunden wünschen. Alles aus einer Hand und das möglichst passend und digital. Heute schon schließt jeder zweite Deutsche online Versicherungen ab. Das geht aus einer aktuellen Bitkom-Studie hervor. Was liegt also näher, als Versicherungen mit dem klassischen Banking zu verbinden? Die meisten Kunden scheuen sich, ihre Bankdaten mit anderen Unternehmen zu teilen. Doch umgekehrt müssen sie nicht zu viel über sich preisgeben, wenn sie beispielsweise ihrer Bank erlauben, die abgeschlossenen Versicherungen einzulesen und mit Hilfe der Kontobewegungen für individuelle Angebote auszuwerten.
Bancassurance erwacht so zum Leben, weil es sowohl den Banken wie auch den Versicherern erlaubt, mehr für ihre Kunden zu tun. Bei vergleichsweise einfachen Policen wie einer KFZ-Versicherung oder einer privaten Haftpflicht könnte die Bank automatisch darauf aufmerksam machen, wenn es eine günstigere Alternative gibt oder Kündigungsfristen auslaufen. Kunden brauchen den Wechsel nur noch bestätigen, die Bank kümmert sich automatisiert darum, den Vertragswechsel zu vollziehen. Die Kunden sparen so viel Zeit und können sich stattdessen um die angenehmeren Dinge des Lebens kümmern.
Milliardenmarkt für die Banken
Wie groß das Potenzial allein in Deutschland ist, zeigt ein Blick auf die Abschlüsse. Zuletzt lag der Anteil von Bancassurance bei fast 20 Prozent, wenn es um eine Lebensversicherung ging, doch erst bei fünf Prozent in den übrigen Sparten. Das hat das Insurtech Friendsurance ausgerechnet. Doch das dürfte sich schon bald ändern. Weltweit wächst das Prämienvolumen über den Vertriebsweg Bancassurance zwischen 3,5 und 5,5 Prozent pro Jahr. Zum Vergleich: Hierzulande geben die Versicherten inzwischen fast 220 Mrd. Euro für Versicherungen aus.
Wenn die Banken von diesem Kuchen ihr Stück abhaben möchten, müssen sie dies in ihrer IT-Transformation berücksichtigen. Ein Grund: Weder die Beratungssysteme in den Filialen noch die Banking Apps sind heute in der Lage, die nötigen Daten und Prozesse zwischen Banken und Versicherern zu bedienen. Das Zusammenspiel funktioniert auf beiden Seiten noch nicht. Dabei sollten die Institute sich nicht zu viel Zeit lassen, sonst droht ein neues Wettrennen mit den Neo- und Smartphone-Banken. Deren IT ist modular aufgebaut und lässt sich durch API-Schnittstellen und flexiblere Anwendungsentwicklung schneller erweitern als die der etablierten Institute.
Von Bancassurance zum Financial Home
Diesen Aufwand zu betreiben, zahlt sich für die Institute doppelt aus. Kurzfristig erschließen sie zusätzliche Umsätze. Langfristig ergibt sich darüber hinaus die Chance, mit ihrer Marke noch näher an die Kunden heranzurücken – mit einer universellen Komplettlösung für die Finanzen. Kunden können so jederzeit ihre Finanzübersicht aus der Hosentasche ziehen und beispielsweise auf einen Blick erkennen, ob und wann sie mit einer fälligen Lebensversicherung den Restbetrag ihres Immobilienkredits ablösen können. So platzieren sich die Banken als „Financial Home“ bei ihren Kunden und sind der rein digitalen Konkurrenz einen Schritt voraus.
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