Der Finanzdienstleister American Express bietet seinen Kunden einen neuartigen Bezahlservice im Web 2.0.In Kooperation mit Twitter wird es in Zukunft möglich sein Produkte per Hashtag auf dem Microblog zu erwerben. Amex-Inhaber verknüpfen sich hierzu mit ihrem Twitter-Profil und hinterlegen dort ihre Kreditkartendaten. Angeboten werden sollen beispielsweise ermäßigte Amex Geschenkkarten, das Amazon Tablet Kindle Fire HD, die Spielekonsole Xbox 360 von Microsoft oder Schmuck der Designerin Donna Karan. Es muss lediglich der entsprechende Hashtag getwittert werden, der mit einem #-Zeichen versehen wird. Im Anschluss erhält der Kunde einen Antwort-Tweet, welcher in einem Zeitraum von 15 Minuten bestätigt werden muss. Die Produkte werden per Post versandt oder können in lokalen Geschäften abgeholt werden. Das „pay by tweet“ System ist seit Mitte Februar online. Eine Zusammenarbeit des Kreditkartenanbieters mit Facebook, Microsoft Xbox Live-Service und dem location-based Service FourSquare ist in Planung.
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Für Soziale Netzwerke wie Twitter und auch für den Kreditkartenanbieter American Express erschließt sich mit der E-Commerce Funktion ein neues Geschäftsfeld und somit die Möglichkeit zusätzliche Einnahmen zu generieren. Die steigende Nutzung von Mobile Web macht eine Darstellung von Werbung auf den kleinen Smartphone Bildschirmen schwierig. Twitter ist es gelungen sich im direkten Vergleich mit Facebook besser an die Marktentwicklung anpassen. Einer Studie des New Yorker Marktforschungsinstituts eMarketer zufolge übertraf Twitter seinen Wettbewerber Facebook im letzten Jahr. Während Twitter 116,8 Mio US-Dollar Umsatz mit mobiler Werbung erzielte, konnte Facebook gerade mal 72,7 Mio US-Dollar verzeichnen. In der Tat verdient Facebook immer noch 60 Prozent seiner Einnahmen mit Werbung, die nicht auf mobilen Endgeräten angezeigt werden kann. eMarketer prognostiziert allerdings einen Wandel, so soll Facebook bis 2014 mit Einnahmen in Höhe von 629,4 Mio US-Dollar im Bereich mobile Werbung deutlich an Twitter (350.9 Mio US-Dollar) vorbeiziehen.
Im Zuge der Bekanntgabe des neuen Bezahlsystems hat Twitter eine Studie über das Verhalten seiner Nutzer veröffentlicht, um das Interesse der Werbetreibenden zusätzlich zu erhöhen. Mobile Web-Nutzer sind demnach äußerst aktiv. 57 Prozent schreiben öfter eigene Tweets als stationäre Internetnutzer. 63 Prozent klicken häufiger auf Links und drei Viertel von Ihnen neigen eher dazu ihre Favoriten zu markieren. Gerade die jüngere Zielgruppe zwischen 18-34 Jahren loggt sich vornehmlich mobil ein. Insgesamt sind 500 Mio Nutzer registriert, von denen etwa 200 Mio als aktive Nutzer gelten. Twitter profilierte sich im Jahresrückblick 2012 als die am schnellsten wachsende Plattform und verzeichnete einen Zuwachs von 40 Prozent zwischen dem zweiten und vierten Quartal. Großereignisse wie die US-Präsidentschaftswahl oder die Olympischen Spiele trugen sicherlich zu der Entwicklung bei.
Twitter wäre womöglich in der Lage zu beweisen, dass Kaufentscheidungen auf seinem Microblog gefällt werden und auch Amex profitiert von der Zusammenarbeit. Der Kreditkartenbieter sieht sich zunehmender Konkurrenz ausgesetzt, etwa durch Online-Bezahlsysteme wie PayPal von eBay und sucht nach Alternativen und zusätzlichen Services für seine Kunden. Ein Vorteil in der Zusammenarbeit liegt sicherlich auch darin, dass es im Prinzip keine Streuverluste gibt, da tatsächlich nur Abonnenten des Amex Tweets die Angebote erhalten. Käufer machen wiederum Werbung für das jeweilige Angebot, indem angezeigt wird was sie gerade erworben haben. Natürlich werden die Follower dadurch sehr transparent in ihrem Handeln und offenbaren ihre Interessen. Vermutlich hat die vernetzte Generation Y hier weniger Bedenken. Schließlich sind sie es, die gehört werden möchten und teilhaben wollen. Empfehlungen und Feedbacks beschreiben einen Teil ihrer Lebenswelt. Kritisch mag es vielleicht um das sensible Thema der Datensicherheit des neuen Bezahlservices bestellt sein. Unlängst wurde ein Hackerangriff auf Twitter verübt, bei dem Passwörter und Daten von etwa 250.000 Nutzern ausgespäht wurden.
Foto von zakokor – www.istockphoto.de