Der Neue beim Branchenprimus soll umsetzen. Reicht ihm das wirklich? Reicht es der Bank?
Wenn ich in den letzten Wochen Gespräche mit Führungskräften der Deutschen Bank hatte, dann hielten sich diese selten mit Kritik über ihr Haus zurück. Regelrecht sauer reagieren sie auf Tausende von Rechtsstreitigkeiten und Milliarden von Strafzahlungen. Ich schäme mich regelrecht hier zu arbeiten, konstatierte kürzlich ein Mitarbeiter. Das Geld für diese Zahlungen kommt ja nicht vom Himmel. Der Druck auf uns, diese Kosten wieder reinzuholen, wächst von Tag zu Tag, ergänzt er. Es ist nicht mehr so, wie vor 25 Jahren, als mir schon die Azubis der Deutschen Bank auf dem Berufsschulhof klar gemacht haben, wer hier das sagen hat. Ich war „nur“ bei der Dresdner Bank.
Heute ist das Vertrauen der Mitarbeiter zur bröckelnden Marke „Deutsche Bank“ am Boden, der Kulturwandel im Keim erstickt, die Doppelspitze mit dem Superbanker aus London hat versagt. Jetzt kommt der Brite John Cryan und das Erste, was die Medien positiv goutieren, ist, dass er Deutsch kann. Aber kann er auch Deutsche Bank? Zunächst spielt er zusammen mit Jürgen Fitschen die Doppelspitze weiter, denn nur Jain geht sofort. Fitschen bleibt und es riecht wieder nach mangelnder Konsequenz. Die 40 Prozent, die bei der Hauptversammlung gegen den Vorstand gestimmt hatten, haben gegen beide gestimmt. Immerhin ist Cryan kein ganz Neuer im Haus, sitzt er doch bereits im Aufsichtsrat und wurde als möglicher Ersatz an der Spitze von Achleitner geholt. Er soll umsetzen, was monatelang ausgetüftelt wurde. Aber reicht ihm das? Neue Besen kehren wie auch immer, aber wollen sie einfach nur das umsetzen, was im Vorfeld schon beschlossen wurde? Könnte natürlich sein, dass von den fünf vorgestellten Strategien eben diese auch seinen Geschmack traf. Er ist für den Verkaufsdeal der AMB Amro mitverantwortlich, für den ein Rekordpreis erzielt wurde. Hofft man, dass er gleiches mit der Postbank tut? Doch ich bleibe dabei: Der Verkauf ist keine Strategie, er hilft nicht beim Kulturwandel. Besser: Eine starke Privatkundenbank aufbauen, dem Regulator vorgreifen (Trennbanksystem) und auf dem Markt den Sparkassen, Genossen und der Commerzbank etwas entgegensetzen.