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Von Casablanca nach Schanghai

Die marokkanische BMCE Bank hat ihre erste Niederlassung in China eröffnet. Welche technologischen und organisatorischen Hürden musste sie nehmen? Und wie verlief die Zusammenarbeit mit den chinesischen Behörden? Interview mit Said Adren


Said Adren auf dem Temenos Community Forum in Den Haag. Er leitet die neue Niederlassung der BMCE Bank of Africa in Schanghai und berichtete uns von den langen Prozessen bis zur Eröffnung.

BANKINGNEWS: Warum haben Sie sich entschlossen, als erste marokkanische Bank eine Niederlassung in China zu eröffnen?

Said Adren: Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen China und Afrika sind sehr stark. Wir sprechen von einem Handelsvolumen von 200 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Außerdem investiert China aktuell 100 Milliarden in Afrika. Damit ist China der Key Player auf dem Kontinent. Als panafrikanische Bank haben wir uns entschieden, eine Niederlassung in Schanghai zu eröffnen, um Handelsfinanzierer dieser starken Wirtschaftsbeziehungen zu werden und chinesische Projekte in Afrika zu finanzieren. Damit möchten wir zum Bindeglied zwischen Afrika und China werden. Es ist eine strategische Entscheidung für uns. Wir starten mit einer Niederlassung in Schanghai und planen, in der Zukunft weitere Filialen in China und Asien zu eröffnen.

Werden Sie sich auch im Retail-Geschäft betätigen?

Nein, die chinesischen Banken machen einen guten Job im Retail-Banking. Unsere Aufgabe sehen wir darin, den Wirtschaftsbeziehungen zwischen Afrika und China einen Mehrwert hinzuzufügen. Unser Fokus wird Trade Finance, Projektfinanzierung und Corporate Banking sein.

„Wir möchten zum Bindeglied zwischen Afrika und China werden“

Was waren die größten Herausforderungen?

Uns war bewusst, dass es keine leichte Aufgabe wird. Wir haben viel Erfahrung darin, Niederlassungen in Afrika und Europa zu eröffnen. Aber die Regulierung in China ist eine vollkommen andere. Das war eine der größten und wichtigsten Herausforderungen. Wir mussten verstehen, was wir tun können und was wir lieber lassen sollten. Der zweite Punkt war die Technologie: Wie können wir Schanghai mit unserer Zentrale in Casablanca vernetzen? Wir nutzen dafür Cloud-Services. Gemeinsam mit unseren Technologiepartnern haben wir es geschafft, die technologischen und regulatorischen Hürden zu nehmen. Und auch die Aufsicht hat uns sehr gut unterstützt.

Wie lange hat sich der gesamte Prozess von der Idee bis zum Go-Live hingezogen?

Den ersten Kontakt zur Regulierungsbehörde haben wir im Jahr 2015 aufgenommen. Wir mussten uns zunächst qualifizieren, um überhaupt einen Lizenzantrag bei der Aufsicht stellen zu können. Dann mussten wir den Regulator mit einer Fülle an Informationen über unser Unternehmen füttern. Im Herbst 2018 haben wir unsere Banklizenz erhalten und konnten im Januar 2019 live gehen. Andere organisatorische Fragen haben ebenfalls viel Zeit in Anspruch genommen. Wir mussten quasi bei null anfangen: ein Gebäude finden, die Büros einrichten, Server installieren, Personal einstellen und so weiter. Und bei all diesen Punkten mussten wir jeweils die chinesischen Gesetze und Vorgaben verstehen und einhalten. Das war herausfordernd, aber auch sehr spannend. Wir haben die Schritte gemeistert und sind sehr stolz, die erste und einzige panafrikanische Bank in Schanghai zu sein.

 

BMCE Bank of Africa

BMCE Bank of Africa

Die BMCE Bank of Africa wurde 1959 als Banque Marocaine du Commerce gegründet. Die börsennotierte Bankengruppe hat ihren Hauptsitz in Casablanca und unterhält Niederlassungen in weiteren 19 afrikanischen und 8 europäischen Staaten, den USA, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Jordanien und Saudi-Arabien. Am 23. April 2019 wurde im Finanzdistrikt von Pudong (Schanghai) die erste chinesische Niederlassung eröffnet. Die deutsche Filiale der BMCE befindet sich in Düsseldorf.