th – Angebot und Nachfrage regeln bekanntlich den Preis. Und dieser ist bei der zum Verkauf stehenden Postbank derzeit nach unten gerichtet. Die Manager im Glaspalast der ehemaligen Hauptstadt ziehen mittlerweile auch einen Verkauf unter dem aktuellen Börsenkurs von 9,5 Mrd. Euro in Erwägung.
Alleine in dieser Woche ging es für die Postbank-Aktie an nur einem Tag um fünf Prozent nach unten. Derweil füttert die Deutsche Post AG die Öffentlichkeit weiterhin häppchenweise mit Informationen über die Zukunft ihrer begehrten Tochter. Gespräche mit potenziellen Partnern würden „zügig und entschlossen“ geführt, teilte der Logistikkonzern der Presse mit. Eine Vorentscheidung bei den verschiedenen Optionen sei mit diesem Schritt jedoch noch nicht getroffen. Prompt dreht sich der Wind, heizen immer neue Details aus informierten Kreisen die Fantasie am Aktienmarkt an. Ergebnis: Die Postbank-Aktie stieg am Mittwoch zeitweise um 9 %. Die neuen Aussagen der Mutter Post halten das Feuer am Brennen. Das Auf und Ab zeigt aber auch die Unsicherheit der Marktteilnehmer und verdeutlicht, dass der deutsche Bankenmarkt nicht so attraktiv ist, dass in- und ausländische Institute Schlange stehen müssten. Die Deutsche Bank, Commerzbank und Allianz, die als mögliche Käufer im heimischen Markt gelten, halten sich bedeckt. Als ausländischer Interessent wird derzeit nur noch Llyods TSB hoch gehandelt.
Für die Verkäufer bedeutet dies, schnell handeln zu müssen, um nicht noch mehr Kapital für weiteren Abschreibungsbedarf in die zum Verkauf stehenden Töchter pumpen zu müssen. Da jedoch der Kurs der Postbank durch die Übernahmespekulationen immer noch sehr hoch ist, besteht die Gefahr, dass Angebotskurs und Börsenkurs auseinander liegen. In diesem Fall macht das Übernahmegesetz den Verkauf der Postbank jedoch beinahe unmöglich, denn der Käufer muss den Aktionären ein Angebot in Höhe des Durchschnittskurses der letzten drei Monate machen. Alles in allem kein leichter Job für den neuen Cheflogistiker in Bonn, zumal sich nun auch Politik und Gewerkschaft zu Wort melden. Die Politik befürchtet – wie die Gewerkschaften – gut ein Jahr vor den nächsten Bundestagswahlen einen drohenden Arbeitsplatzabbau. Zudem mahnt Berlin eine deutsche Lösung an, die auch der Bankenverband unterstützt.
Prof. Dr. Manfred Weber, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken, der eine innerdeutsche Lösung als die sinnvollere Variante für den Finanzplatz Deutschland erachtet, warnt aber zugleich davor, ausländische Bieter zu diskriminieren. Weber ist der Meinung, dass es in Europa zu weiteren Fusionen kommen wird, da brauche es „nationale Champions“ auf deutschem Finanzboden.
Wir dürfen also gespannt sein, mit welchen konkreten Ergebnissen die Chefstrategen in den großen deutschen Finanzhäusern aufwarten werden. Eine Saure-Gurken-Zeit wird es in diesem Sommer am Finanzplatz Deutschland nicht geben!
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