Der Analyst hat immer einer Erklärung

Von Kornelius Purps, Fixes Income Strategist bei der UniCredit Research • Fremdworte: American Express spricht von einer „breit angelegten Verbesserung der Kreditqualität“ • Fremdsprache: Super-Hawk Axel Weber ist ganz entspannt und erwartet keine Zinsanhebungen • Fremdverschulden: Moody‘s droht den USA mit Abwertung, riskiert damit ein Armageddon „Liebe Leser, im Laufe dieses Vormittags ist der Handel…


Von Kornelius Purps, Fixes Income Strategist bei der UniCredit Research

• Fremdworte: American Express spricht von einer „breit angelegten Verbesserung der Kreditqualität“
• Fremdsprache: Super-Hawk Axel Weber ist ganz entspannt und erwartet keine Zinsanhebungen
• Fremdverschulden: Moody‘s droht den USA mit Abwertung, riskiert damit ein Armageddon

„Liebe Leser, im Laufe dieses Vormittags ist der Handel an den internationalen Finanzmärkten nahezu außer Kontrolle geraten.“
Mit diesem Satz meldete ich mich vor genau einem Jahr, am 24. Oktober 2008 um 12:46 Uhr, zu Wort. Die Aktienmärkte lagen mit 8-10% im Minus, an den Währungsmärkten brach alles zusammen (EUR-JPY verlor mehr als 10 Big Figures) und der Bund Future stieg um rund 100 Ticks auf knapp 118. Am nachfolgenden Wochenende stellten wir alle die Uhren um eine Stunde zurück – und siehe da: der Dax konnte danach innerhalb von sieben Handelstagen um weit über 20 Prozent zulegen. Und nun will die FDP ausgerechnet die Zeitumstellung abschaffen? Jenen Glücksbringer der Aktienbullen? Eine Stunde länger schlafen – das alleine hat geholfen. Ich unterbreite daher einen Gegenvorschlag: Wir sollten die Zeitumstellung intensivieren. Jede Nacht die Uhr eine Stunde zurückstellen. Jede Nacht eine Stunde länger schlafen. Jeden Tag plus 20% im Dax.
Jetzt kommen Sie mir nicht mit „Kausalität“ und der Behauptung, das eine hätte doch mit dem anderen überhaupt nichts zu tun. Mit solchen Fragen befassen wir uns tagtäglich: Warum dreht der Dax? Wieso steigen plötzlich die Renditen? Und, Sie wissen es, der Analyst hat immer eine Erklärung. Machen wir uns also an die drängendsten Fragen der Gegenwart:
Warum bleibt EUR-USD an der Marke von 1,50 hängen? – Zum einen fehlt die Unterstützung von der Aktienseite: Der Risikoappetit der Anleger war in den letzten Tagen allenfalls durchschnittlich. Zum anderen haben die Marktteilnehmer Angst vor aggressiver werdenden Verbalattacken aus dem Lager der europäischen Geld- und sonstigen Politik.
Steigen die Renditen jetzt nur noch an? – Nein. Für einen nachhaltigen Renditeanstieg bedarf es überzeugender Leitzinsanhebungserwartungen. Diese sind (noch) nicht in Sicht. Gestern war es ausgerechnet Ober-Falke Axel Weber, der sich diesbezüglich äußerst gelassen zeigte.
Steigt der Dax noch auf die Marke von 6.000? – Ja.
Verlieren die USA ihr AAA-Rating? – Hintergrund: Ein Analyst von Moody‘s meinte gestern gegenüber Reuters, das Triple-A für die USA sei nicht auf Ewig garantiert. Sagen wir mal so: Es ist sicherlich fair zu behaupten, dass ein Downgrade der USA die Finanzwelt ins Armageddon stürzen könnte. Ich persönlich hoffe, dass sich die Analysten der Ratingagenturen ihrer Verantwortung dessen bewusst sind. In diesem Zusammenhang vielleicht erwähnenswert: In der kommenden Wochen verkauft das US Schatzamt $123 Mrd. neuer Staatsanleihen…
Warum ist die Banane krumm? – Sobald die Blütendeckblätter abgefallen sind, strecken sich die Bananenfinger nach oben und wachsen dem Licht entgegen. Die ursprünglich lichtgeschützten Früchte müssen sich nun stark krümmen um ans Licht zu kommen. Dadurch erhält die Banane ihre charakteristische, leicht gebogene Form.
Ein Jahr nach dem großen Bang strahlt die Sonne über den internationalen Finanzmärkten wieder so hell, dass die Bananen bald kreisförmig sein müssten. Auch heute früh überwiegt der Optimismus. Positive Unternehmensergebnisse verhalfen den US Aktienmärkten im späten gestrigen Handel zu einem feinen Plus von mehr als einem Prozent. Ausweislich der Aktienfutures können diese Gewinne in den heutigen Handel gerettet werden. Positiv registriert wurde eine andere Einschätzung der Moody‘s-Analysten, wonach die Abschreibungen auf Kreditkartenschulden im September rückläufig waren. American Express spricht in diesem Zusammenhang gar von einer „breit angelegten Verbesserung der Kreditqualität“. Die gute Stimmung hilft EUR-USD heute früh schon etwas deutlicher über die 1,50 (Maximum: 1,5060), gleichbedeutend mit einem Anstieg der Rohölpreises auf über $81 pro Barrell. Der Rentenmarkt ist etwas unter Druck, sicherlich auch in Vorbereitung auf die $123 Mrd. neuen Treasuries nächste Woche. Der heutige Datenhöhepunkt ist der Ifo Index (10:00h), für den ein weiterer, wenn auch geringer Anstieg um 0,7 auf 92 Punkte vorhergesagt wird. Ich wünsche einen angenehmen Handelstag und eine laaange Schlummernacht von Samstag auf Sonntag.

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