Finanzmärkte trotzen Feriensaison

Von besonderer Brisanz sind diese Woche die Konjunkturdaten. In der großen Tendenz sollten diese einmal mehr den Eindruck einer Wachstumsrotation weg von den Emerging Markets hin zu den Developed Markets bestätigen. Hitzewochenende, Feriensaison – man fühlt sich fast schon ein wenig in tranquillierender Stimmung. Aber Obacht: Die kommenden Tage haben es in sich. Einfach mal…


Von besonderer Brisanz sind diese Woche die Konjunkturdaten. In der großen Tendenz sollten diese einmal mehr den Eindruck einer Wachstumsrotation weg von den Emerging Markets hin zu den Developed Markets bestätigen.

Hitzewochenende, Feriensaison – man fühlt sich fast schon ein wenig in tranquillierender Stimmung. Aber Obacht: Die kommenden Tage haben es in sich. Einfach mal die Schlagworte der kommenden Tage in den Raum geworfen: FOMC, EZB, BoE, US BIP, EWU PMIs, ISM, NFP, Berlusconi, Rajoy, Quartalsberichte… Freunde des Sonnenbads, mehr geht nicht!

Und als wäre das alles noch nicht genug: Die Finanzmärkte starten alles andere als ruhig in die Woche. In Japan hält der Höhenflug des Yen an. Seit Donnerstag fiel USD-JPY von 100,50 um mehr als 2½ Prozent auf jetzt weniger als 98,00. Haupttreiber hinter dieser Bewegung dürften die jüngsten Inflationszahlen sein. Diese zeigten am frühen Freitagmorgen einen teils deutlich stärkeren Preisauftrieb als von den Analysten erwartet worden war. Im Sog des starken Yen zieht es allerdings die Aktienkurse nach unten: Der Nikkei gab innerhalb von drei Tagen über 7% oder mehr als eintausend Punkte ab. Auch heute sind es wieder 2½ Prozent. Der gesamte asiatische Aktienkomplex leuchtet rot auf. Hierzulande deuten die Aktienfutures dennoch auf behauptete Kurse zu Handelsbeginn hin.

Blicken wir nach vorne: Die Hauptereignisse dieser Tage sind sicher die drei Zentralbanksitzungen in den USA, in Großbritannien und in der Eurozone. Auffällig: Obwohl die gesamte Anlegerschaft weltweit diesen Ereignissen entgegenfiebert – die Verlautbarungen sollten allesamt nicht weltbewegend ausfallen. Von der Fed erwarten sich die Anleger natürlich Hinweise auf den Beginn des Taperings – wir und eine Vielzahl anderer Analysten gehen jedoch davon aus, dass entsprechende Aussagen erst auf der nächsten Sitzung Mitte September getroffen werden. Von der Bank of England erhofft man sich Details zur vorangekündigten Forward Guidance – es wurde allerdings bereits kommuniziert, dass diese erst mit Veröffentlichung des Inflationsberichts in der kommenden Woche bekanntgegeben werden. Hinsichtlich der EZB ist die Erwartungshaltung der Marktteilnehmer noch am zurückhaltendsten, stehen hier doch keine vergleichbaren Meilensteine der Geldpolitik auf der Agenda. Andererseits müssen wir konstatieren, dass die EZB in den vergangenen Monaten ziemlich häufig stärkere Kursbewegungen an den Finanzmärkten ausgelöst hat.

Von besonderer Brisanz sind diese Woche die Konjunkturdaten. In der großen Tendenz sollten diese einmal mehr den Eindruck einer Wachstumsrotation weg von den Emerging Markets (insbesondere China) hin zu den Developed Markets bestätigen. Aus China kommt in der Nacht zum Donnerstag der „offizielle“ Einkaufsmanagerindex – und die Analysten befürchten, dass nun auch dieser Indikator unter die kritische Schwelle von 50 Punkten rutscht. Im Gegensatz dazu sollten die endgültigen europäischen PMIs und der amerikanische ISM den Erholungstrend der vergangenen Monate untermauern. Dieselbe Nachricht erwarten wir bereits heute vom italienischen Geschäftsvertrauen. Verschiedene Daten zur Verbraucherstimmung und zur Arbeitsmarktentwicklung in Deutschland und der gesamten Eurozone ergänzen den Reigen der Konjunkturdaten. Am Freitag wird die Datenwoche durch den amerikanischen Arbeitsmarktbericht abgeschlossen.

Unter dem Strich erwarten wir in diesem Umfeld etwas höhere Renditen in den Kernländern am langen Ende der Zinskurve und weitere Anläufe in EUR-USD, aus dem jüngst etablierten Handelsband um 1,3280 nach oben auszubrechen. Von Bedeutung wird allerdings auch die Entwicklung der Stimmung an den fernöstlichen Aktienmärkten sein. Tranquillierend ist das alles weniger, sondern vielmehr inspirierend, hoffentlich jedoch nicht alarmierend.

Foto von Joakim Carlgren – www.istockphoto.de