Gier und Regulierung

Heiko Maas und Wolfgang Schäuble wollen den Grauen Kapitalmarkt regulieren. Aber es darf bezweifelt werden, dass diese Regulierungen so manche Pleiten in der Vergangenheit verhindert hätten. „Die Gier ist richtig, die Gier funktioniert.” So sieht es zumindest Michael Douglas in seiner Rolle als Gordon Gekko in dem oscarprämierten Film Wallstreet. Dass Gier allerdings immer richtig…


Heiko Maas und Wolfgang Schäuble wollen den Grauen Kapitalmarkt regulieren. Aber es darf bezweifelt werden, dass diese Regulierungen so manche Pleiten in der Vergangenheit verhindert hätten.

„Die Gier ist richtig, die Gier funktioniert.” So sieht es zumindest Michael Douglas in seiner Rolle als Gordon Gekko in dem oscarprämierten Film Wallstreet.

Dass Gier allerdings immer richtig ist und funktioniert, darf dagegen bezweifelt werden. Wie sonst sind Gier und blindes Hinterherhecheln nach hohen Renditen zu erklären? Der Anleger muss kein eingeweihter Experte sein, um zu wissen, dass in Zeiten eines Niedrigzinssatzes das Versprechen hoher Zinserträge ein (sehr) hohes Risiko darstellt. Warum auch sollten Unternehmen für viel Zinsen Geld bei Privatanlegern leihen, wenn sie es preiswerter bei Banken erhalten können? 8% und teilweise sogar noch mehr sind heute nicht normal. Viele von diesen Papieren werden auf dem Grauen Kapitalmarkt feilgeboten, der, anders als der Weiße Kapitalmarkt, keinerlei Regulierungen unterliegt. Genau das wollen Justizminister Heiko Maas und Finanzminister Wolfgang Schäuble ändern. Die Regulierung soll nur für den Vertrieb gelten. Maas und Schäuble wollen nicht den Bürger entmündigen, das betonen sie nachdrücklich. Der potenzielle Anleger muss nur besser über die Risiken der Kapitalanlage informiert werden. Ähnlich wie bei Zigarettenpackungen sollen eindeutige Warnhinweise auf die Gefahren hinweisen. Schützen müssen sich alleine, so Schäuble, die Anleger selbst.

Das ist eine richtige Entscheidung. Der Staat sollte nicht den Bürger an die Hand nehmen und ihm zeigen, was richtig ist. Es ist nur seine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass der Bürger über die Risiken seiner finanziellen Entscheidungen besser informiert wird.

Denn das zugrundeliegende Problem kann durch diesen Aktionsplan der beiden Minister nicht aus der Welt geschafft werden. Es erscheint meines Erachtens durchaus fraglich, ob etwa den Schaden für die Anleger bei der Prokon-Pleite abgewendet worden wäre. Denn die oben genannte Gier, gepaart mit dem unbändigen Willen, etwas Gutes zu tun, trieb die Anleger dazu, die Genussscheine zuhauf zu kaufen. Schließlich mangelte es nicht an Warnungen vor dem Kauf solcher Papiere. Wer Unsummen in solche Papiere investiert, ohne sich ausgiebig zu informieren, ist entweder ein Narr oder ein risikoliebender Zocker. Aber er darf sich nicht beschweren, dass er alles verloren hat. Man kann nur hoffen, dass keiner Haus und Hof verscherbelte, um an Geld für den Windenergiehersteller zu kommen.

Hierbei will ich nicht nur auf Prokon beschränkt bleiben. Der Verweis auf Schiffsfonds dürfte als Beispiel ausreichen. Sie wurden nahezu reihenweise als vermeintlich sichere Geldanlage und Altersvorsorge gezeichnet, bevor der Markt in sich zusammenbrach wie ein Kartenhäuschen.

Die Vorschläge der beiden Bundesminister Maas und Schäuble sind durchaus sinnvoll. Vielleicht hätten einige, wenn diese Regulierung schon früher umgesetzt worden wäre, nicht bei Prokon investiert. Dass aber die große Mehrheit ihr Geld nicht angelegt hätte, ist utopisch. Effektiver Schutz bietet nur eine Regel, die für das Investieren eine Mindestsumme an Investments verlangt. Dies dürfte aber nur bei geschlossenen Fonds eine Rolle spielen. Wenn man die Mündigkeit des Bürgers nicht angreifen will, kann diese Regel nicht bei Genussscheinen greifen. Ansonsten könnte man gleich Aktienkäufe für Privatanleger verbieten.

Das Risiko in Gänze zu verbieten, ist dagegen starker Tobak. Vermutlich stellt es sogar einen nicht gerechtfertigten Eingriff in die Grundrechte dar. Somit muss man mit der Gier nach hohen Renditen und dem damit verbundenen Risiken leben (lernen). Gordon Gekko lebt! Nur geben es die Wenigsten zu.