Endspurt auf das Jahresende. Die Erfahrung der letzten Jahre spricht für etwas festere Aktienmärkte bis Silvester.
Wer noch keine Weihnachtsgeschenke besorgt hat, sollte sich so allmählich mal sputen. Und wer in diesem Jahr noch etwas von der Aktienmarktrallye mitbekommen will, der sollte sich auch sputen – vielleicht hat er ja Glück, und die vielbeschworene Jahresendrallye setzt tatsächlich noch ein. Immerhin schloss der DAX am letzten Handelstag in acht der letzten zehn Jahre auf einem höheren Niveau als er jeweils am 9. Dezember stand – allerdings verdient wohl nur das Jahr 2009 mit einem Endspurt von mehr als +5% das Prädikat „Jahresendrallye“. Sei's drum – gestern war von einem finalen 2013er Endspurt jedenfalls erst einmal wenig zu sehen. In weitgehend inspirationslosem Handel reichte es zur Schlussglocke gerade mal zu einem kleinen Plus von einem viertel Prozentchen.
Noch diffuser ist das Bild im Rentenmarkt: Der Bund Future legte gestern bei minimalen Umsätzen zwar mehr als ein Dutzend Richtungswechsel an den Tag, beendete den Handel jedoch auf dem exakt gleichen Niveau wie am Freitag (140,04). Verglichen mit seinem Schlusskurs am 9. Dezember konnte der Bund Future in fünf der letzten zehn Jahre bis zu Sylvester noch zulegen – in den fünf anderen Jahren schloss er schwächer…
Ein klein weniger bestimmender ist das Bild in den Devisenmärkten: EUR-USD setzte gestern seinen Aufwärtstrend fort und erreichte heute früh in der Spitze ein Niveau von 1,3768 (aktuell: 1,3745) – das liegt nur unwesentlich unterhalb seines Oktober-Hochs von 1,3832. In den vergangenen fünf Wochen konnte das Währungspaar um rund 3½ Prozent zulegen. Sollen wir vielleicht hier eine Jahresendrallye vermuten? Der Blick zurück bringt wenig Erhellendes: In den letzten drei Handelswochen eines Jahres tendierte EUR-USD sechs Mal fester und vier Mal schwächer – eine klare Saisonalität sieht anders aus.
Das historische Muster der jeweils letzten drei Handelswochen eines Jahres ergibt also: etwas festere Aktien, dagegen keine klare Tendenz im Renten- und im Devisenmarkt. Legen wir mal einen anderen Maßstab an: Welches sind die von uns erwarteten Trends in den kommenden Monaten? Einfach mal unterstellt, diese würden sich bereits in den kommenden Wochen herauskristallisieren, was für ein Jahresende dürften wir dann erwarten? Festere Aktien, schwächere Renten und ein etwas festerer Euro.
Die Nachrichtenlage am aktuellen Rand hat auf das Marktgeschehen eher geringen Einfluss. In den USA hat das Wort „Tapering“ seinen Schrecken verloren. Es fühlt sich ein bisschen so an wie im September, als sich die Weltgemeinschaft damit abgefunden zu haben schien: „Jetzt geht's los.“, und dann überraschte die Fed mit ihrem Aufschub. Jetzt sind die Analysten vorsichtiger, nur wenige wollen sich festlegen, der Ausstieg aus dem Quantitative-Easing-Programm würde bereits in der kommenden Woche angekündigt werden. Aber andererseits hört man auch kaum jemanden rufen, „Achtung, Gefahr im Anmarsch!“ Auf europäischer Seite waren die einzelnen Entwicklungen derweil nicht zwingend positiv für den Euro. Griechenland ist kurzzeitig mal wieder auf der Agenda. Die Troika fordert mehr Reformeifer und hält die Auszahlung einer Stützungskredit-Rate zurück. Außerdem wurde bekannt, die Inflationsrate in Griechenland sei auf minus 2,9% gefallen. Die Industrieproduktion in Deutschland war im Oktober schwächer als erwartet. Und die EWU Finanzminister ringen bislang ergebnislos um weiterhin strittige Fragen im Zusammenhang mit der Bankenunion.
Heute gibt es weitere Daten zur Industrieproduktion (China wie erwartet, Frankreich, Italien, U.K.), und die EU Finanzminister beraten weiter über Details zur Bankenunion. Deutet sich eine Rallye an? In Aktien? Bund Future? Euro? Oder das Gegenteil? – Nichts dergleichen. Ganz ruhiger Handel. Also: Gelegenheit für Weihnachtsbesorgungen. Brandheißer Geschenk-Tipp: Eine europäische Aktie…