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Die Bedeutung von Compliance für die ­Entwicklung von Fintechs

Einfach auf der grünen Wiese anfangen? Trotz ihres progressiven Charakters sind Fintechs nicht ganz von den Herausforderungen befreit, die auch klassische Banken beschäftigen. Inwiefern gerade das Thema Compliance eine Baustelle darstellt, erläutert Sarah Rosenbaum von der Varengold Bank.


Die Bedeutung von Compliance für die ­Entwicklung von Fintechs

Cool, hip und irgendwie immer am Puls der Zeit – diese Attribute werden häufig mit Fintechs in Verbindung gebracht. Auch auf dem deutschen Finanzmarkt gibt es sie, diese angesagten jungen Unternehmen. Hier wird der Kunde in eine Welt der Autonomie eingeladen, in der jeder à la „Do it Yourself“ zum eigenen Trader und Finanzguru werden kann. Ein scheinbar einfacher und schneller Kontoeröffnungsprozess stellt die öde Bürokratie klassischer Hausbanken in den Schatten.

Ist wirklich alles so rosig und unbürokratisch?

Viele aufstrebende Fintechs haben aktuell mit ihrer Compliance zu kämpfen. Gleichzeitig genießen sie aufgrund ihrer Sonderstellung im Finanzsektor eine spezielle Überwachung durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Denn aus aufsichtsrechtlicher Sicht sind Fintechs stark abhängig von Technologie und dem Internet. Dadurch erhöhen sich die Sicherheitsrisiken immens. Zusätzlich müssen bei webbasierten Geschäftsmodellen mögliche Gefahren durch Geldwäsche, Cybersicherheitsbedrohungen und mangelndem Datenschutz berücksichtigt werden.

Nicht ohne Grund also kritisierte die BaFin immer wieder die unzureichenden Compliance- Maßnahmen und Geldwäschepräventionen einiger Fintechs und veranlasste die Kontrolle durch unabhängige Prüfer und Sonderbeauftragte. Ein wesentliches Augenmerk wurde hierbei auf die Maßnahmen zur Einhaltung der Know-your-Customer-Anforderungen (KYC) und Anti-Financial-Crime-Kontrollen gelegt.

Mensch vs. Automatisierung

Die Automatisierung von Prozessen bringt einerseits zwar den Vorteil schneller Kontoeröffnungsprozesse und Transaktionsraten mit sich, andererseits erleichtert dies aber auch den Zugang für kriminelle Handlungen. Der Faktor „Mensch“ als überwachende Instanz fällt so aus dem Raster, es entsteht eine erhöhte Anfälligkeit der Missachtung von Know-Your-Customer-Maßnahmen. Ausnahmefälle können leichter übersehen werden und als Laufmasche durchrutschen. All dies spricht für die Erforderlichkeit der Eingliederung eines maßgeschneiderten Compliance-Programms in die Geschäftsorganisation der Fintechs. Wesentliche Punkte des Programms sollten folgende Themen sein:

  • Know-Your-Customer-Prozesse
  • Anti-Financial-Crime-Kontrollen
  • Überwachung von Regularien und Verordnungen

Außerdem sollten Fintechs ohne Banklizenz ein gesondertes Augenmerk auf den Übergang entsprechender Compliance-Anforderungen durch Partnerschaften mit anderen Unternehmen legen. Immer wieder ist festzustellen, dass der Übergang von Sorgfaltspflichten des Geschäftspartners auf das eigene Unternehmen nicht ausreichend analysiert und berücksichtigt wurde.

Flexible und schnelle Compliance-Funktion

Die Neuartigkeit und der schnelllebige Charakter von Fintech-Start-ups erfordert stetige Anpassungen seitens der Aufsichtsbehörde. Entsprechende Vorschriften bedürfen einer kontinuierlichen Neubewertung und Auslegung. Daher benötigt auch die Compliance-Funktion im Unternehmen eine entsprechende Flexibilität und Schnelligkeit, um unerwartete Verstöße vermeiden zu können.
Es bleibt abzuwarten, ob es aufsteigenden Fintechs gelingen wird, dem bürokratischen Apparat der Aufsichtsbehörden gerecht zu werden, ohne dabei an innovativem Flair zu verlieren.Aber der Trend ist vielversprechend.

Tipp: Sie möchten gern mehr zum Thema Compliance lesen? Dann lesen Sie hier mehr zur BaFin und der Solarisbank oder erfahren Sie hier, wieso der Anteil der False Positives beim Thema Geldwäsche so hoch ist.