Neben bekannten Wirtschaftswissenschaftlern wie Peter Bofinger, Kenneth Rogoff und Larry Summers fordert auch Björn Ulvaeus, ehemaliger Sänger der schwedischen Popgruppe ABBA, die Abschaffung des Bargeldes. Während die Ersteren Argumente aus der Nationalökonomie ins Feld führen, versucht sich der schwedische Bargeldskeptiker auf dem Feld der Kriminologie. Er träumt den Traum, den schon Generationen von professionellen und Hobby-Kriminologen vor ihm hatten – nämlich den von einer verbrecherfreien Gesellschaft. In erster Linie ist es aber nur eines, nämlich ein Traum.
In Schweden, genauso wie in anderen skandinavischen Ländern, halten die meisten Bürger das Bargeld eh für obsolet und archaisch. In diesem Punkt stimmt sogar der Wirtschaftsweise Bofinger ein, er benutzt nur eine andere Vokabel. Er spricht von Anachronismus. Dieses Argument ist aber noch schwächer als die angebliche Trockenlegung des kriminellen Sumpfes.
Die Welt ist nicht statisch
Wer so argumentiert geht zwangsläufig von einem statischen Gesellschafts- und Menschenbild aus und unterstellt, dass sich nichts ändert. Aber oft ist das genaue Gegenteil der Fall. Kriminelle sind nicht nur lernfähig, sondern sind durchaus intelligent und begabt. Vielleicht nicht der drogenabhängige Junkie auf der Suche nach dem nächsten Schuss, aber der Hehler, der ihn bezahlt.
Gutscheine als Ersatz
Schon heute werden Prepaidkarten und Gutscheine als Zahlungsmittel verwendet und zur Geldwäsche missbraucht. Warum sollten sie in einer bargeldlosen Gesellschaft auf diese spezielle Form des Zahlungsverkehrs verzichten? Gerade wenn man bedenkt, dass man mit Gutscheinen des Internetriesen Amazon alles erdenklich Mögliche kaufen kann. Im Gegensatz zu staatlichem Geld sind die Gutscheine des Versandriesen durch hinreichend Waren gedeckt.
Illegal geht auch digital
Dabei müssen die Verfechter einer bargeldlosen Gesellschaft nicht einmal in die Geschichte zurückblicken, die so manche Utopie schnell zerstört. Nein, ein Blick in die gegenwärtige Verbrechensfinanzierung reicht völlig aus. Das Internet bietet auch der organisierten Kriminalität beste Möglichkeiten, sich zu finanzieren. Ross William Ulbricht verdiente im Dark Net mit seiner Plattform Silk Roads stolze 15,8 Millionen Euro. Dabei wurde das Geld weder auf sein Bankkonto überwiesen noch in Koffern bar vorbeigebracht: Er empfing sein Geld mit digitalen Bitcoins. Das alleine zeigt doch schon die Lernfähigkeit der Kriminellen, die sich nicht von einem Bargeldverbot in ihrer „Berufsausübung“ hindern lassen. Die Welt gehorcht nun mal nicht einem kindlichen Schwarz-Weiß Schema.