Wasch mich, aber mach mich nicht nass – Vol. 2

Es kommt nicht oft vor, dass eine Bank mit zwei Themen innerhalb von 12 Monaten die gleiche Schlagzeile liefert.


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Im Mai 2012 wird Paul Achleitner in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank gewählt. Ein tiefgreifender Kulturwandel soll ab sofort die größte Bank in Deutschland auf den rechten Weg führen. Grundwerte sollen wieder in das Bankhaus einkehren. Seither hat die Bank über 12 Milliarden Rechtskosten aufgewendet. Alleine im letzten Jahr mit 5,2 Milliarden mehr als in den beiden Vorjahren zusammen. Wenn es eine Strategie zur Einsparung von Kosten gibt, bei der nicht wieder in Tausender-Schritten Mitarbeiter dran glauben müssen, dann hier.

Da scheint es konsequent, Georg Thoma, einen langjährigen Weggefährten Achleitners, in den Aufsichtsrat zu holen und ihm die Leitung des Normierungsausschusses zu geben. Der Chefaufklärer sollte sich der vielen Skandale rund um Libor und Co. annehmen. Sein Job war es, die enormen Haftungsrisiken für die Bank, den Vorstand und den Aufsichtsrat in den Griff zu bekommen.

Wahrscheinlich hat er seinen Job zu gut gemacht, denn seine Kollegen im Aufsichtsrat warfen ihm Übereifer vor, der zu einer Lähmung der Bank führt. Der 71-Jährige wurde in der Öffentlichkeit so stark demontiert, dass er nun das Handtuch geschmissen hat. Viele Aktionärsvertreter schäumen vor Wut und raten sogar auf der Hauptversammlung am 19. Mai dem Kontrollgremium die Entlastung zu verweigern. Einzig die Tatsache, dass dies den Kurs von Bank und Aktie noch weiter in den Keller rutschen lassen würde, wird Achleitner wohl einen geordneten Abgang im kommenden Jahr ermöglichen. Der Reputationsschaden für die Bank und sein Kontrollgremium ist indes immens, denn Thoma hat genau das getan, was gesetzlich von ihm gefordert war.

Es ist nicht das erste Mal, dass Compliance und Corporate-Governance wie eine Alibiveranstaltung wirken. Nicht nur bei der Deutschen Bank, nicht nur in unserer Branche. Für die Deutsche Bank bedeuten der Rücktritt von Thoma und die Steigerungsraten bei den Rechtskosten, dass der Kulturwandel wohl noch auf sich warten lässt.

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