Sustainable Finance ist eine zentrale Herausforderung, der sich der Bankensektor in den kommenden Jahren stellen muss. Allein die Erreichung der Klimaziele ist nur zu bewältigen, wenn der Bankensektor die Finanzierung der hierfür erforderlichen massiven Investitionen intensiv unterstützt .
Positive Beispiele für Nachhaltigkeit
Einige Banken haben ihre Verantwortung in diesem Prozess erkannt und unternehmen konkrete Schritte. Beispielsweise hat die DZ-Bank ihr 64 Milliarden Euro-Kreditportfolio anhand der 17 Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung analysiert und den Forderungen Positiv- und Negativwerte zugeordnet. Die GLS Bank setzt auf konkrete Messung der nachhaltigen Wirkung von Investitionen.
Neben diesen Positivbeispielen fällt jedoch auf, dass viele Banken noch wenig konkrete Schritte unternommen haben. Aussagen zur tatsächlichen Nachhaltigkeit einer Bank sind schwierig (sie zum Beispiel FAZ). Zielke Research consult analysiert die Nachhaltigkeitsausrichtung der Banken und vergibt eine Bewertung in den Kategorien Environment, Social und Governance sowie eine Gesamtpunktzahl. In diesem Ranking belegen KfW, Landesbank Baden-Württemberg, Deutsche Kreditbank (DKB), Stadtsparkasse Wuppertal und GLS Gemeinschaftsbank die Plätze eins bis fünf für das Jahr 2019.
Ein Trendthema, dessen Bedeutung wächst
Bei den Investitionen in Publikumsfonds lässt sich der Bedeutungszuwachs im Volumen schon klar ablesen. Das Volumen nachhaltiger Fonds stieg in 2020 um 29 Prozent (33 Milliarden Euro), wohingegen der Zuwachs bei konventionellen Fonds nur 3 Prozent betrug (Quelle: BVI).
Die Bedeutung der Nachhaltigkeitsthemen wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen, insbesondere getrieben durch die Klimadiskussion. Demzufolge wird der Druck auf die Kreditinstitute kontinuierlich zunehmen,. Daher ist es nur eine Frage der Zeit, bis Sustainable Banking sich in konkreten Bankprozessen niederschlägt. Eine zentrale Bedeutung kommt dabei dem Know-your-Customer (KYC)-Prozess zu, der sich in Richtung von Sustainable KYC entwickeln wird.
KYC: Von der Geldwäsche zur Nachhaltigkeitsprüfung
Im KYC- Prozess erfolgt heute die Prüfung von neuen Geschäftskunden in Hinblick auf die Anforderungen des Geldwäschegesetzes. Es geht darum, vor Beginn einer Geschäftsbeziehung zu erkennen, welcher wirtschaftlich Berechtigte tatsächlich hinter einer juristischen Person steckt. Diese Prüfung soll verhindern, dass ein Unternehmen zur Finanzierung von Terrorismus oder zum Einschleusen kriminell erwirtschafteten Geldes missbraucht wird. Sie muss im Laufe der Geschäftsbeziehung wiederholt werden.
Unter Sustainable KYC verstehen Curentis und Crifbürgel die Notwendigkeit, Unternehmen auch in Hinblick auf ihre Nachhaltigkeit zu Prüfen – sowohl gleich zu Beginn der Geschäftsbeziehung als auch kontinuierlich im weiteren Geschäftsverlauf. Nur auf der Basis eines Sustainable KYC-Prozesses kann die Bank sicherstellen, dass ihre Finanzierungsfunktion nicht für klimaschädliche oder unsoziale Investitionen genutzt wird. Diese Prüfung muss in den bereits vorhandenen KYC-Prozess integriert werden, um Synergien mit den vorhandenen Prüfprozessen zu ermöglichen.
Sustainable KYC-Prozess
Das Erkenntnisinteresse der Sustainable KYC-Prüfungen richtet sich dabei natürlich auf neue Indikatoren. Curentis und Crifbürgel haben für den Sustainable KYC-Prozess relevante Faktoren erarbeitet. Diese sind:
- Carbon Footprint: Der Carbon Footprint (auch ökologischer Fußabdruck oder CO2-Fußabdruck genannt) umfasst die Menge an Treibhausgas-Emissionen, die durch ein Unternehmen, Produkt oder Portfolio verursacht werden. Anhand dieser Kenngröße lässt sich bereits ganz grob die Nachhaltigkeit einschätzen.
- Carbon Value-at-Risk: Der Carbon Value-at-Risk (CVaR) ist ein Modell, das die Investmentgesellschaft Schroders entwickelt hat. Es dient zur Ermittlung der Auswirkungen einer Kohlenstoffpreiserhöhung auf das Unternehmensergebnis. Hierbei wird ein Anstieg auf 100 US-Dollar pro Tonne CO2 angenommen. Der CVaR berücksichtigt insbesondere auch die Lieferkette, da sie je nach Branche bis zu 90 Prozent des Carbon Footprint ausmacht.
- Ökologischer Fußabdruck: Der ökologische Fußabdruck ist eine Kenngröße für die Belastung unseres Ökosystems durch Aktivitäten, Einzelpersonen, Unternehmen, Städte oder Länder. Die Berechnung ist für alle verschiedenen Ebenen möglich. Er gibt an, wie stark die natürlichen Ressourcen und Hektare Wald, Weideland, Ackerland und Meeresfläche beansprucht werden, um die Abfallprodukte zu absorbieren und verbrauchte Ressourcen zu regenerieren. Der ökologische Fußabdruck stellt somit einen Vergleich zwischen den vorhandenen Ressourcen und den Auswirkungen des Konsums dar.
Mögliche Kriterien
Neben den umweltbezogenen Kriterien wird KYC MORE zukünftig auch die Berücksichtigung von sozialen Faktoren ermöglichen. Hier empfiehlt sich insbesondere:
- Der Corporate Human Rights Benchmark (CHRB) ist eine Methodik, die auf den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte basiert und die Menschenrechtsperformance von Großunternehmen bewertet. Hierbei stehen die Hochrisikobranchen Bekleidung, Rohstoffe und Landwirtschaft im Vordergrund. Die menschenrechtliche Performance der Unternehmen wird basierend auf öffentlich verfügbaren Informationen gemessen und bewertet.
- Corporate Responsibility: Der Begriff Corporate Responsibility umfasst die Verantwortung eines Unternehmens gegenüber der Umwelt und der Gesellschaft. Ein Unternehmen sollte darauf achten, die beiden Faktoren positiv zu beeinflussen bzw. im Mindesten nicht negativ zu beeinflussen. Um dieser Verantwortung nachzukommen, setzten sich Unternehmen verschiedene Ziele wie beispielsweise nur noch Strom aus 100 Prozent erneuerbaren Energien zu beziehen.
- Corporate Social Responsibility: Die Corporate Social Responsibility (CSR) legt den Fokus auf die unternehmerische Gesellschaftsverantwortung. Ziel ist eine nachhaltige Entwicklung, die über die gesetzlichen Anforderungen hinausgeht. Das verantwortungsbewusste Handeln bezieht sich dabei auf die eigene Geschäftstätigkeit, die ökologisch relevanten Aspekte, die Beziehungen mit den Mitarbeitern sowie alle weiteren Anspruchs- und Interessengruppen.
Crifbürgel und Curentis positionieren damit KYC MORE als erstes KYC as a Service Angebot, welches die Etablierung eines Sustainable KYC Prozesses ermöglicht.