Frauen als gezielte Adressaten von Finanzangeboten finden immer mehr an Zuwachs. Eine Welle von Blogs, Websites, Zeitschriften und Coaching-Angeboten streben eine stärkere Handlungsmacht von Frauen in ihren eigenen Finanzen an.
Die Female Economy mutierte jüngst zu einem starken Wachstumsmarkt, durch das bisher verschwindend geringe Serviceangebot für Frauen und deren Bedürfnisse, ließen sich viele Finanzinstitute hohe Gewinnsummen entgehen. Auch FinTechs orientieren sich zunehmend an weiblichen Zielgruppen.
Jedoch gibt es Stimmen, die in diesem Aufschwung lediglich Marketingabsichten wittern und frauenspezifische Finanzangebote als unnötig erachten. Eine gute Finanzberatung sollte nicht auf das Geschlecht achten, sondern die individuellen Lebenssituationen und die Risikobereitschaft des Anlegers bewerten – dazu bräuchte es keine frauenspezifische Beratung.
Weibliche Zurückhaltung beim Thema Finanzen
Grundsätzlich hat das Klischee weiterhin Bestand: Die Finanzwelt ist eine Männerdomäne. Statistiken belegen, dass Frauen durch non-lineare Berufsverläufe und tendenziell höhere Lebenserwartungen häufiger unter Altersarmut leiden. Die weibliche Familienarbeit trägt eine lange Traditionsgeschichte mit sich, was zu einer anderen Lebenswirklichkeit von Frauen führt und zwingend bei einer Finanzberatung bedacht werden müsste.
Hinzu kommt, dass sie sich eine aktive Auseinandersetzung mit ihren Finanzen nicht zutrauen und diese häufig ihren Partnern überlassen.
Eine zusätzliche Hürde besteht darin, dass weibliches Vermögen sich eher auf Sparkonten statt in Aktienfonds wiederfindet. Problematisch ist dabei die aktuelle Zinslage: Negativzinsen und Verwahrentgelte lassen das Ersparte eher schwinden.
Potenzial weiblicher Finanzakteure
An alternative Anlageformen wagen sich die wenigsten Frauen ran. Während nur 15 Prozent in Wertpapiere investieren, stehen diesem Wert die Männer mit 22 Prozent entgegen. Wenn Frauen sich für ein Investment entscheiden, trifft es öfter risikoärmere Exchange Traded Funds (ETF) als einzelne Aktien. Das Risikoverhalten zeigt sich im Durchschnitt als eine der größten Diskrepanzen zwischen den Geschlechtern. Männern wird eine gewisse Selbstüberschätzung zugeschrieben, wohingegen Frauen bei weniger Informationen bedachter investieren.
Studien belegen jedoch, dass Frauen mit ihrer Behutsamkeit nicht zwingend schlechter fahren als ihr männliches Gegenüber. Weiblich verwaltete Depots erzielen durchschnittlich 1,4 Prozent mehr Rendite als die der männlichen Anleger.
Female Finance für die nächsten Frauengenerationen
Bislang sind es aber noch zu wenig Frauen, die ihre Handlungskompetenz ausbauen und sich für ihre eigenen Finanzen auch langfristig verantworten – trotz steigenden Bewusstseins der Gefahren.
Die Angst vor Altersarmut und die gleichzeitig fehlende Beschäftigung mit Finanz- und Börsenthemen stellt einen verheerenden Widerspruch dar. Fest steht, dass Frauen einen Wissensrückstand nachzuholen haben, um mit Eigeninitiative und Selbstbewusstsein ihre finanzielle Zukunft zu sichern.
Um dieses Ziel zu erreichen, ist die Aufnahme von Finanzthemen in die Lehrpläne unabdingbar. Eine Finanzbildung, die bereits in der Schule beginnt, sorgt für ein gutes Fundament. Möglicherweise müssen sich auf diese Weise unterschiedliche Lebenswirklichkeiten zukünftig nicht mehr als Nachteil manifestieren.
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