London gilt als Europas Fintech-Standort Nummer Eins. Doch Deutschland holt auf. Denn die Bundesrepublik ist zuletzt um einige weitere Fintech-Einhörner gewachsen: Trade Republic, Mambu, die Solarisbank, RaisinDS und Scalable Capital reihen sich neben Größen wie N26 ein.
Außerdem sind 2021 allein bis September 86 neue Start-ups im Finanzbereich auf deutschem Boden entstanden. Und auch die neue Generation „der Jungen Wilden“ übt Druck auf etablierte Player aus. Sie platzieren sich geschickt und setzen mit ihren Geschäftsmodellen genau da an, wo Banken noch Nachholbedarf haben.
DeFi und Krypto Fintechs im Trend
Etwa bei Krypto. Viele Sparer suchen aufgrund der Zinslage nach alternativen Anlagemöglichkeiten. Klassischen Finanzinstituten fehlt hier oft noch das Know-how. Potenzielle Kunden wenden sich daher eher anderen Anbietern zu. Besonders spannend werden die Entwicklungen im Bereich Decentralized Finance (DeFi).
DeFi ist in der Lage technische, operative und regulatorische Hindernisse zu überwinden, mit denen sich Banken und Finanzdienstleister konfrontiert sehen. Basierend auf verteilten Ledgern, ähnlich denen bei Kryptowährungen, ermöglicht DeFi Zugang zu Geld, Finanzprodukten und Leistungen abseits der Kreditinstitute. Es zeichnet sich ein Trend ab, dass diese Technologie massentauglich wird.
Erste Schritte unternimmt etwa Unstoppable Finance. Das Fintech um den Solarisbank-Mitgründer Peter Großkopf entwickelt eine App, über die Nutzer Zugang zu einer breiten Palette an DeFi-Investmentmöglichkeiten haben sollen. Eine etwas andere Richtung schlägt Finoa ein.
Das Fintech hat sich darauf spezialisiert, die Kryptowerte von Fonds, institutionellen Investoren und Unternehmen zu verwahren – und das mit Erfolg. Im April 2021 konnte der Kryptoverwahrer ein Funding von 22 Millionen Dollar erzielen.
Progessive Geschäftsmodelle
Neben digitalen Währungen nimmt das Thema Nachhaltigkeit eine verstärkte Rolle unter Fintechs ein. Neue Lösungen bieten das Potenzial, den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDG) näher zu kommen und die Nachfrage der Kunden nach grünen Produkten zu erfüllen.
Einige Fintechs arbeiten daran, Banken und Finanzdienstleister „im Kleinen“ nachhaltiger aufzustellen. So bietet etwa das Berliner Fintech ecolytiq eine Sustainability-as-a-Service-Plattform für Green Finance in den Unternehmen an. Im Falle von GuudCard wird direkt beim Personal angesetzt.
Das Fintech ermöglicht Geschäftsführern, ihren Mitarbeitern Sachbezüge von bis zu 50 Euro zukommen zu lassen, die dann im nachhaltigen Einzel- oder Online-Handel ausgegeben werden können.
Finanzen sind Männersache? Diese Zeiten sind lange vorbei. Fintechs wie Vitamin möchten Frauen Finanzwissen vermitteln oder Anlegerinnen gezielt unterstützen. Dem Berliner Fintech ist es wichtig, jeder Frau das nötige Wissen und Selbstbewusstsein rund um das Thema Finanzen mit auf den Weg zu geben.
Sind sie doch durch Gender Pay Gap, Karrierepausen oder Teil- sowie Elternzeit nach wie vor oftmals finanziell benachteiligt. Auch das Düsseldorfer Start-up Financery hat diese Problematik erkannt und nimmt Frauen in der DACH-Region beim Thema Geldanlage an die Hand. „Denn nur, wer finanziell unabhängig ist, kann selbstbestimmt Entscheidungen treffen“, so Financery-Gründerin Maria Mann.
Diese drei Bereiche sind vielversprechend – sie bilden aber nur einen Teil der Fintech-Szene ab. Die „Jungen Wilden“ sind vielseitig und suchen geschickt nach Nischen. Damit werden sie für die alteingesessenen Institute zur ernstzunehmenden Konkurrenz.
Tipp: Sie mehr über Fintechs erfahren? Dann lesen Sie hier mehr zu unserer Veranstaltung: der FintechWorld22 oder erfahren Sie hier mehr über die Fintech-Szene in Afrika.