BANKINGNEWS: Laut BKA ist die Zahl der Verdachtsmeldungen aus der Kfz-Branche trotz hohem Betrugsrisiko eher gering. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Boris Grimm: Ich glaube, dass sich viele Autohändler der Konsequenzen aus dem GwG noch nicht bewusst sind. Wir haben ganz klar erkannt, dass bei Barzahlungen über 10.000 Euro eine Meldepflicht besteht. Dieser kommen wir konsequent nach, weil wir Betrug verhindern und uns nicht der Mittäterschaft schuldig machen wollen. Weiterhin stimmen wir auch bei Überweisungen den Zahler und den Käufer miteinander ab. Damit verhindern wir, dass der Käufer das Geld aus einer anderen Quelle bezogen hat, und können Geldwäsche vorbeugen.
Welche Gefahrenpotenziale gibt es Ihrer Erfahrung nach beim Autohandel?
Ohne dieser Aussage eine politische Dimension beizumessen, liegen die größten Gefahrenpotenziale bei Zahlungen aus dem Ausland. In diesen Fällen achten wir besonders stark darauf, dass der Käufer und der Absender des Geldes übereinstimmen.
„Unser Fokus liegt auf der Identifikation des Käufers“
Wie sieht die Kooperation mit Ermittlungsbehörden sowie Banken und Finanzdienstleistern aus?
Dazu nenne ich Ihnen ein konkretes Beispiel: Neulich wurden wir aus Frankreich informiert, dass ein sehr junger Fahrer in einem Auto mit einem Wert von 200.000 Euro angehalten wurde. Bei der Überprüfung seines Einkommens ist man zu der Erkenntnis gelangt, dass er sich dieses Fahrzeug nicht leisten kann. Daraufhin haben wir die Zahlungsströme offengelegt und damit den französischen Behörden geholfen. Grundsätzlich füllen wir bei Barzahlungen immer das Geldwäscheformular aus und senden es an den Zoll. Wenn wir das Gefühl haben – und manchmal ist es tatsächlich nur ein Bauchgefühl – dass etwas mit den Zahlungen für hochwertige Fahrzeuge nicht stimmt, dann melden wir diesen Verdacht. Bei Zahlungen aus unterschiedlichen Geldquellen gehen bei uns die Warnlampen an. Wir kooperieren hauptsächlich mit dem Zoll und dem LKA. Aufgrund des Bankgeheimnisses ist der Informationsaustausch mit Banken sehr begrenzt. Dies übernehmen dann die ermittelnden Behörden.
Welche Ansätze verfolgen Betrüger und welche Maßnahmen ergreifen Sie zur Betrugsprävention?
Wir legen den Fokus auf die Identifikation der Person, die Identifikation des Unternehmens und dessen Führung, die Identifikation der Konten sowie eine Limitierung von Barzahlungen. Betrüger nutzen allerdings noch ganz andere Ansätze: Um den Abschluss eines Leasing- oder Kaufvertrags zu umgehen, werden Autos häufig gemietet. Auf diese Weise kann durch eine monatliche Mietrate eine Überweisung oder Barzahlung von über 10.000 Euro vermieden werden. Wenn Sie einen Leasingvertrag abschließen, müssen Sie bei Ihrer Bank Nachweise über das Einkommen oder eine etwaige eigene Firma und deren Umsatz erbringen. Wenn Sie ein Auto mieten, können Sie dies umgehen und es wird sehr schwierig, einen Betrug nachzuweisen. Diese Praxis wird dadurch unterstützt, dass die Autovermieter vermehrt SUVs oder Sportwagen anbieten, deren Kaufpreise bei über 100.000 Euro liegen. Selbst bei einem Leasingvertrag würden diese Transaktionen auffallen – bei Mietverträgen bestehen jedoch die genannten Schlupflöcher, um an ein teures Auto zu gelangen.
„Geldwäsche wird auch ohne Bargeld möglich sein“
Denken Sie, dass die Gefahr der Geldwäsche sinkt, wenn die Anzahl der Barzahlungen zurückgeht?
Durch die Abschaffung des Bargeldes könnte der Betrug eingedämmt werden – in erster Linie der Steuerbetrug. Sie könnte beispielsweise zur korrekten Erhebung der Umsatz- und Einkommensteuer beitragen. Insgesamt würde die Abschaffung von Bargeld der erhöhten Kontrolle dienen, was auch politisch gewollt ist. Daher glaube ich, dass es irgendwann tatsächlich zu einer Abschaffung kommt. Die Zahlungsströme verlagern sich ohnehin immer mehr ins Internet. Das Angebot wird weiterwachsen und sich von vielen auf einige wenige Anbieter verdichten. Das wird sich auch auf den Autohandel auswirken. Wir raten unseren Kunden grundsätzlich, eine Überweisung vorzunehmen. Doch auch ohne Bargeld wird Geldwäsche durch bestimmte Praktiken, wie die Aufteilung der Geldflüsse in kleine Beiträge, weiterhin möglich sein.