Betrug per Messenger – wenn die Bank zur letzten Verteidigungslinie wird

„Hallo Mama, ich habe mein Smartphone geschrottet, es geht nichts mehr. Musste mir schnell ein Neues organisieren. Das gab es nur mit neuer Nummer. Bitte speichern! Habe Dich lieb“. So etwa lauten aktuell immer öfter Nachrichten in sozialen Netzwerken, doch hinter dem Absender verbirgt sich nicht immer die Tochter oder der Sohn. Doch Banken können…


Betrug per Messenger – wenn die Bank zur letzten Verteidigungslinie wird

Mit vermeintlich harmlosen Nachrichten über Messenger wie WhatsApp an Geld gelangen: Das ist das Ziel vieler Straftäter. Bei dieser Betrugsmasche sind der Fantasie der Kriminellen keine Grenzen gesetzt. Betrügerische Nachrichten gehen unter anderem an die Großeltern, Geschwister, Freunde oder gute Bekannte. Häufig ist es so, dass die Adressaten dieser Mitteilungen die in der Nachricht mitgeschickte neue Nummer direkt abspeichern, ohne diese weiter zu prüfen. Ein Praxistest hat dieses Verhalten in zahlreichen Fällen (leider) bestätigt.

Zeitnah nach der ersten gehen dann weitere, zunächst unverfängliche Nachrichten ein und ein lockerer Austausch entsteht. An einem gewissen Punkt erreicht die Empfänger dann eine Nachricht mit dem folgenden Inhalt: „Mist, ich habe keinen Zugriff auf mein Online-Banking – das war ja auf dem alten Smartphone. Daran habe ich gar nicht gedacht… Und jetzt muss ich dringend eine Rechnung zahlen. Kannst Du mir das Geld vorschießen und an die folgende IBAN mit dem Überweisungstext „xxx“ überweisen. Ich überweise es Dir direkt zurück, wenn ich wieder in mein Online-Banking komme“. Und auch bei dieser Bitte schöpfen längst noch nicht alle Angeschriebenen Verdacht. Das hängt sicherlich auch von der Höhe des angefragten Überweisungsbetrags ab.

Gesunde Skepsis ist geboten

Was kann man dagegen tun? Zuallererst ist es wichtig, dass Nachrichten, und zwar egal ob über soziale Netzwerke, E-Mails oder Anrufe, von unbekannten Telefonnummern oder Absendern, kritisch begegnet wird. Am sichersten ist es, wenn man den vermeintlichen „Absender“ mit der alten, bekannten Telefonnummer selbst kontaktiert. Wenn das gelingt, ist äußerste Vorsicht geboten, denn dann handelt es sich bei dem neuen Kontakt offensichtlich um einen Betrugsversuch.

Sollte das nicht gelingen und das Gegenüber drängeln, kann man sie oder ihn um einen Telefonanruf bitten. So lässt sich im direkten (Telefon-)Gespräch die Echtheit der Person prüfen. Dabei kann man auch Fangfragen oder persönliche Fragen stellen. Eine weitere Option ist, das Gegenüber zu bitten, persönlich vorbeizukommen, ohne allerdings die Adresse zu nennen. Denn die müsste ja bekannt sein. Hier empfiehlt es sich, Angehörige einzuweihen und auch um deren Anwesenheit zu bitten. Wenn der Eindruck entsteht, es mit einem Straftäter zu tun zu haben, sollte sofort die Polizei informiert werden.

Es gibt mittlerweile unzählige Betrugsmaschen, eine Liste ließe sich fast unendlich fortsetzen. Insbesondere ältere Menschen sind höflich und voller Sorgen um ihre Angehörigen, sie fühlen sich in ihren eigenen vier Wänden sicher. Sie werden von den Anrufern häufig so unter Druck gesetzt, dass sie kaum einen klaren Gedanken fassen können. Nicht selten kommt es dann tatsächlich zur Geldübergabe (oder zur Übergabe anderer Wertgegenstände). In nahezu allen Fällen sind das Geld oder die Wertgegenstände dann verloren.

Daher ist es zentral, bereits im Vorfeld mit den Angehörigen, den potenziellen Opfern, über solche Dinge zu sprechen, sie zu sensibilisieren und zu ermutigen, in derartigen Fällen Gegenfragen zu stellen oder das Gespräch zu beenden. Dann bleibt es meist bei einem Versuch, selten folgen ein zweiter Anruf oder mehrere Anrufe.

Beliebte Betrugsmaschen per Telefon:

  • Der Enkeltrick:„Hallo, Oma, ich bin es. Weißt Du denn nicht, wer hier ist? Das macht mich aber traurig! … Ich bräuchte dringend Deine Hilfe.“
  • Schockanrufe:„Hallo, hier spricht Staatsanwalt Heimann. Ihre Tochter hatte gerade einen Autounfall, dabei hat sie einen Menschen getötet. Sie muss jetzt ins Gefängnis. Das kann man nur umgehen, indem Sie jetzt 50.000 Euro Kaution zahlen.“
  • Falscher Polizeibeamter:„Guten Tag, hier spricht Hauptkommissar Meierlein, in Ihrer Straße wurde heute schon mehrfach eingebrochen. Wir konnten einige Täter festnehmen, andere konnten fliehen. Bei den Festgenommenen haben wir Listen gefunden, auf denen auch Ihr Name und Ihre Anschrift stehen. Ich schicke gleich jemanden, der Ihr Geld und andere Wertsachen holt und sie sicher bei der Polizei lagert.“

Bankmitarbeiter sollten aufpassen

Eine nicht zu unterschätzende Rolle können hier die Mitarbeiter von Geldinstituten einnehmen, denn diese werden durch ihre Ausbildung und interne Schulungen auf solche Situationen vorbereitet. Besonders ältere Leute scheuen häufig das Geldabheben am Geldautomaten und ziehen das persönliche Gespräch am Schalter vor. Daraus ergeben sich oft langjährige Geschäftsbeziehungen – man kennt sich.  Entsteht im persönlichen Gespräch der Eindruck, dass etwas nicht in Ordnung zu sein scheint, sollten die Mitarbeiter auf das bestehende Vertrauensverhältnis setzen. Es kann sich lohnen, den Kunden zu fragen, ob alles in Ordnung ist.

Hier gibt es verschiedene Warnsignale, die Mitarbeiter einer Bank beachten können, etwa wenn der Kunde sehr nervös oder unsicher wirkt oder einen für ihn ungewöhnlich hohen Betrag abheben möchte. Oftmals ist das die letzte Gelegenheit, die Kunden vor Schaden zu bewahren. Selbstverständlich kann man eine Auszahlung abschließend nicht verhindern, insbesondere wenn der Kunde auf eine Auszahlung besteht. Bleiben die Bedenken jedoch bestehen, so können auch die Bankangestellten die Polizei hinzuziehen. Mithilfe der Beamten lässt sich dann schnell feststellen, ob ein tatsächlicher Betrug vorliegt.

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