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„Das ist eben das Hase und Igel Spiel“

Für die „Autowäsche“ muss man heute nicht mehr in die Waschstraße fahren, weiß Thomas Damm von der Volkswagen Bank. Er und sein Team gehen gegen Betrüger vor, die sich mit fingierten Dokumenten und anderen Tricks Leasing- oder Finanzierungsverträge für Fahrzeuge erschleichen wollen. Beim diesjährigen CRIF DACH Expertenforum „Innovations In Credit & Fraud“ hatten wir Gelegenheit…


„Wir schaffen es, acht von zehn Geschäften rechtzeitig als Betrugsfall zu erkennen und gar nicht erst ins Portfolio zu nehmen.“ Thomas Damm im Gespräch mit BANKINGNEWS.

BANKINGNEWS: Herr Damm, was muss ich tun, um bei Ihnen ein Auto zu ergaunern? Gibt es gängige Betrugsmuster?

Thomas Damm: Im Grunde müssen wir zwei große Betrugsszenarien unterscheiden: solche, die von natürlichen Personen, und solche, die von Organisationen oder Firmen ausgehen. In beiden Fällen geht man aber letztendlich ins Autohaus und interessiert sich für ein Fahrzeug, was in der Regel finanziert oder geleast werden soll, damit kein Kapital zur Verfügung gestellt werden muss. Dann werden Identifikations- oder Bonitätsunterlagen gefälscht, manipuliert oder neu erstellt.

Wie funktioniert das?

Das kann ich Ihnen natürlich nicht verraten! (lacht) Ein prägnantes Beispiel ist der Verdienstnachweis. Da nimmt dann der arbeitslose Bruder den Verdienstnachweis seiner Schwester, die sich irgendwo in einem abhängig beschäftigten Verhältnis befindet und frisiert diesen auf seine persönlichen Daten um. Damit versucht er dann eine gewisse Bonität nachzuweisen. Ich kann sowas aber auch im Internet ganz einfach selbst erstellen. Bei Pässen ist es ein bisschen schwieriger. Um einen Originalpass zu manipulieren, bedarf es schon tiefergehender Kenntnis und auch Technik.

Wie gehen Sie nach einer Verdachtsmeldung vor?

In der Regel schauen wir uns erst einmal an, ob sich diese als Betrugsfall bestätigt und suchen dann beispielsweise nach Geschäften ähnlicher Art im Händlerportfolio. Wir fragen die ankaufende Abteilung, ob irgendwelche Erkenntnisse vorliegen, ob z.B. der einreichende Verkäufer in irgendeiner Form bereits auffällig war. Ab drei oder vier Fällen gehen wir von einer Serie aus, weil dann ein gleichartiges Betrugsmuster zu bestehen scheint. Nicht jeder Einzelfall führt gleich zu einem Serienbetrugsfall.

Welche Möglichkeiten nutzen Sie zur Betrugsbekämpfung?

Neben automatisierten Regeln setzen wir auf Sensibilisierung. Sowohl die Mitarbeiter in der Bank als auch die Verkäufer im Autohaus müssen aufgeklärt werden, was möglich ist und was auf dem Markt passiert, um in der Lage zu sein, entsprechend zu reagieren. Nur wenn sie wissen, was zum Beispiel an einem Pass gefälscht werden kann, oder was üblicherweise gefälscht wird, können sie das auch erkennen. Das sind manchmal ganz banale Dinge. Beispielsweise wird in der Unterschrift der Vorname ausgeschrieben, der Nachname aber abgekürzt. Neben anderen Schulungsbausteinen werden alle Verkäufer bei uns darüber hinaus gerade mit einer Schwarzlichtlampe ausgestattet, mit der es möglich ist, Wertpapier, also echte Ausweise, von Industriepapier, also gefälschten Ausweisen, zu unterscheiden. Eine andere Möglichkeit, Betrugsprävention innerhalb einer Automobilbank zu verbessern, ist es, auch Pool-Lösungen wie das DSP Portal zu nutzen, welchem wir uns im Juni 2016 angebunden haben.

Greifen Sie in manchen Fällen auch persönlich ein?

Wir fahren auch raus, aber das nur zu Ermittlungszwecken, wenn ein Betrugsfall passiert ist. So können wir uns vor Ort ein Bild machen, den betreffenden Verkäufer vernehmen, mit dem Geschäftsführer sprechen. Präventiv passiert das nur in Ausnahmen. Mein Team und ich sind eine second line of defence, angesiedelt im Compliance-Bereich unserer Bank, die sich ausschließlich mit der Abwehr strafbarer Handlungen von außen beschäftigt.

Wie gut hält diese second line of defence im Zweifelsfall?

Wir schaffen es, acht von zehn Geschäften rechtzeitig als Betrugsfall zu erkennen und gar nicht erst ins Portfolio zu nehmen. Natürlich bleibt eine Dunkelquote, denn manche Fälschungen sind einfach zu gut, um erkannt zu werden. Aber von allen gemessenen Fällen, werden letztendlich 80 Prozent abgewehrt. Vielleicht kann man sich noch um ein oder zwei Stellen nach dem Komma verbessern, alles darüber hinaus ist aber Wunschdenken. Das ist eben das Hase und Igel Spiel.