„Was für Kunde und Unternehmen bequem ist, birgt auch höhere Anfälligkeit für Betrug“

Identitätsbetrug gefährdet nicht nur die betroffenen Kunden, sondern stellt auch ein enormes Risiko für Banken im Kreditgeschäft dar. Im BANKINGNEWS-Interview erklärt die Betrugsexpertin Maria Dammers, wie der Einsatz des SCHUFA-FraudPool beide Seiten schützen kann.


FraudPool

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BANKINGNEWS: Frau Dammers, bei unserem Kongress FRAUDMANAGEMENTforBANKS 2022 haben Sie über Kundenschutz im Risikomanagement gesprochen. Wie gehören diese Themen für die SCHUFA zusammen?
Maria Dammers: Auf den ersten Blick gehören die Themen nicht unmittelbar zusammen. Im klassischen Risikomanagement liegt der Fokus darauf, das Kreditinstitut vor Zahlungsausfällen zu schützen und Compliance-Vorgaben einzuhalten. Auch Maßnahmen zur Betrugsprävention sollen aus Sicht der Bank in erster Linie Verluste für das Institut verhindern. Doch gerade der Identitätsbetrug ist für die Opfer eine extrem sensible Angelegenheit. Zwar entsteht oft kein finanzieller Schaden, jedoch sind die emotionale Belastung und der zeitliche Aufwand meist sehr hoch. Identitätsmissbrauch kann Opfer zudem in ihrem Kredit- und Konsumverhalten einschränken. Mit dem SCHUFA-FraudPool haben wir eine Lösung entwickelt, die Verbraucher vor dem Missbrauch ihrer Daten, aber auch Banken vor Betrug schützt.

Wie funktioniert dieser FraudPool?
Der SCHUFA-FraudPool oder SFP ermöglicht Kreditinstituten untereinander den Austausch von betrugsrelevanten Informationen in Echtzeit. Dabei werden erkannte Betrugsverdachtsfälle eingemeldet und ausgetauscht. Aktuell nehmen 83 Unternehmen aus der Finanzwirtschaft am FraudPool teil und es werden immer mehr. Auch Landeskriminalämter melden Informationen ein. So erfolgen pro Werktag rund 135.000 Anfragen an den SFP. Bis September 2022 wurden fast 16.000 Betrugsfälle erkannt. Davon entfallen im Kreditgeschäft rund 55 Prozent auf die Kategorie „Identität“.

Wie schützt der SCHUFA-FraudPool vor Identitätsbetrug?
Banken melden bei der Übermittlung eines Betrugs- oder Betrugsverdachtsfalls auch die vom Betrüger verwendeten Personendaten des Opfers in den SFP ein. Personen, die Opfer von Identitätsmissbrauch geworden sind, können aber auch selbst aktiv werden und sich bei der SCHUFA melden. Mit einem speziellen Eintrag werden sie vor dem erneuten Missbrauch ihrer Daten geschützt. Ist ein Verbraucher als Identitätsbetrugsopfer bei der SCHUFA registriert, erhalten alle Vertragspartner einen entsprechenden Hinweis, wenn sie zu der Person eine Anfrage stellen. So können sie reagieren und die Identität genauer prüfen, bevor sie eine Bestellung annehmen oder einen Vertrag abschließen. Dadurch kann ein erneuter Betrug mit den Daten des Opfers viel effektiver vermieden werden.

Was sind heute die größten Herausforderungen bei der Betrugsprävention?
Im Zuge der Digitalisierung der Finanzbranche spielt vor allem die zunehmende Anonymität eine große Rolle, sowohl im Privat- als auch Firmenkundengeschäft. Unternehmen und Kunden begegnen sich in vielen Fällen nicht mehr persönlich. Heute ist es üblich, die Eröffnung eines Girokontos oder auch die Beantragung eines Kredits komplett online abzuwickeln. Der Kunde muss nicht mehr in der Filiale erscheinen. Was für Kunden und auch Unternehmen auf der einen Seite sehr bequem ist, birgt jedoch auch größere Anfälligkeit für Betrug. Außerdem erwarten Kunden schnellere Vertragsabschlüsse, da dürfen die Prozesse zur Betrugsprävention nicht zu lange dauern.

Wie können sich Banken und andere Unternehmen schützen?
Zum einen sind unsere Bonitätsauskünfte natürlich ein wichtiger Faktor bei der Einschätzung, ob ein Kunde zum Beispiel seinen Kredit zurückbezahlen kann oder nicht. Sie können also bereits den Eingehungsbetrug verhindern. Zum anderen unterstützen die Auskünfte Vertragspartner bei der Identifikation ihrer Kunden und beugen somit Identitätsbetrug vor. Da auch Betrüger die neuen Möglichkeiten nutzen, welche die Digitalisierung bietet, optimiert die SCHUFA bestehende Lösungen wie den SFP kontinuierlich, um sie an die aktuellen Entwicklungen anzupassen. Für den Online-Handel hat die SCHUFA gemeinsam mit führenden E-Commerce-Unternehmen in Deutschland den FraudPreCheck entwickelt, eine Lösung zur Betrugserkennung und -vermeidung durch Betrugsmustererkennung in Echtzeit. Dabei haben alle unsere Lösungen immer den Anspruch, Unternehmen vor betrugsbedingten Ausfällen zu schützen, aber auch Geschäfte für Verbraucher möglichst einfach und sicher zu machen.

Interview: Daniel Fernandez

Tipp: Interessieren Sie sich für andere spannende Beiträge zum Thema Fraudmanagement? Dann lesen Sie hier „Strohmanngeschäfte im KFZ-Bereich“ von Thomas Spari oder schauen Sie sich hier die Infografik „Gier trifft Gier“ an.