Zur Zeit ist etwas dicke Luft zwischen dem Bargeld und den deutschen Bundesbürgern, wie die BANKINGNEWS-Infografik „Bargeld in der Krise“ zeigt. Und das, obwohl sie weltweit als Bargeld-Liebhaber Nummer Eins gelten. Dennoch: Auf ein gut ausgebautes Netz an Geldautomaten würden die meisten Deutschen wohl doch nicht verzichten wollen.
Obwohl es die praktischen Maschinen eigentlich erst seit 1967 gibt, stehen Geldautomaten heute an nahezu jeder Straßenecke – und an den absurdesten Orten. So befindet sich etwa einer in der McMurdo-Station in der Antarktis oder einer auf einer Skipiste in Kanada.
Auch im Zahlungsverkehr gilt eben: Die Wahl zu haben, ist immer besser. Doch was tun, wenn Sie Geld in der Corona-Pandemie abheben möchten, ohne eine Filiale zu besuchen? Hier schaffen Drive-In-Geldautomaten Abhilfe. Das klingt eher nach den USA als nach Deutschland. Immerhin sind die Vereinigten Staaten für ihre liebe zu Autos und Fast Food bekannt und gelten laut Klischee als nicht gerade bewegungsfreudig. So kennen die meisten Drive-Ins auch eher für Pommes und Burger als für Bargeld.
Doch auch hierzulande gibt es Drive-In-Geldautomaten. Beispiele kommen aus der Münchner Bank, der Raiffeisen-Volksbank Miltenberg, der Volksbank Forchheim oder der Mainzer Volksbank. Wobei die Mainzer Volksbank erst 2016 ihre neue „Geldtankstelle“ in einem Gewerbegebiet eröffnet hat. Die Kreissparkasse Düsseldorf hatte ihren in Heiligenhaus 2016 dagegen aus Sicherheitsgründen abgebaut. Er ließe sich nicht ausreichend gegen Diebstahl sichern.
Ein Besuch am Autoschalter
Vorbilder für Geldautomaten und entsprechend auch für ihre Auto-freundlichen Zwillinge sind Drive-In-Schalter. Drive-In- oder Drive-Thru-Schalter, hierzulande auch Autoschalter genannt, sind eigentlich genau das, was ihr Name vermuten lässt: Die Kunden fahren mit ihrem Fahrzeug vor den Schalter an der Außenwand der Bankfiliale. Dieser hat, genau wie das Pendant bei den Fastfood-Riesen, eine Sichtscheibe und eine Gegensprechanlage. Zusätzlich gibt es bei den Autoschaltern noch eine gepanzerte Schublade.
Hat er sein Auto vorgefahren, kann der Kunde nun dem hinter der Scheibe wartenden Bankangestellten mitteilen, wieso er die Autofiliale „besucht“. Dann erhält er das gewünschte Bargeld oder die angeforderten Dokumente durch die Schublade und kann ebenso etwas an den Bankmitarbeiter übergeben.
Die Schublade ist dabei so konstruiert, dass der Autofahrer einerseits aus seiner sitzenden Position heraus keine Probleme hat, an das Geld oder die Dokumente zu kommen, die Schublade nach Benutzung andererseits aber auch einbruchsicher schließt.
Was für den Kunden gut ist, war für die Bankmitarbeiter mit einigem Aufwand verbunden. Die Belege der Kunden wurden per Kamera in die Verwaltung übertragen. Hier mussten die Vorgänge manuell bearbeitet werden. Schalter und Verwaltung waren per Telefon verbunden.
Bankgeschäfte bequem erledigen
In Deutschland existieren die Autoschalter hauptsächlich zwischen den 1960er- und den 1980er-Jahren. 1957 eröffnete die Stadtsparkasse Köln als erste deutsche Bank einen Drive-In-Schalter. Dieser befand sich auf der Rückseite der Hauptstelle am Habsburgerring. Andere Kreditinstitute folgten.
Die Deutsche Bank betrieb ab 1960 Autoschalter. Die Sparkasse der Stadt Berlin West eröffnete 1965 ihren ersten Bankschalter zum Vorfahren für Ein- und Auszahlungen in der Bundesallee in Berlin-Wilmersdorf.
Auch in anderen Ländern war der Auto-Boom spürbar. So errichtete die UBS Stadtfiliale 1958 den ersten Drive-In-Schalter der Schweiz.
Drive-In-Schalter haben sich zwar in Deutschland nicht so durchgesetzte wie in den USA, doch sie waren hier zeitweise durchaus eine Konkurrenz für Geld- und andere Bankautomaten. Ist ja auch bequem, Bankgeschäfte zu tätigen, ohne aus dem Auto auszusteigen. Heute geht das auch alles vom Sofa aus, moderner Technik sei Dank. Und das ist nicht nur Corona-konform, sondern passt auch besser zum Trend in Richtung Nachhaltigkeit.
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