Steingeld zählt zu den ältesten vormünzlichen Zahlungsmitteln. Auch auf dem Ulithi Atoll im Bundesstaat Yap wurde damit gehandelt. Yap ist Teil der Föderierten Staaten von Mikronesien und befindet sich im Pazifik. Die „steinige“ Währung hört auf den Namen „Rai“ und wurde hier bis 1931 hergestellt. Bis heute ist sie auf dem Ulithi Atoll immer noch in symbolischer Funktion als Zahlungsmittel zugelassen.
Die Schwergewichte unter den Münzen
Die Besonderheit: Das Geld wird nicht, wie es für Bargeld üblich ist, mitgenommen, sondern es bleibt immer am gleichen Ort. Der Grund dafür liegt in der Größe. Bei den „Münzen“ handelt es sich um bis zu 5 Tonnen schwere Steine, die je nach Herstellung einen Durchmesser von 4 Metern haben können. Damit man die Rai bei einer Transaktion nicht in den Garten des Nachbarn rollen muss, wird die Transaktion vom jeweiligen Dorfältesten notiert.
Hergestellt wurden die Steinscheiben im Inselstaat Palau. Von dort wurden sie mit Booten nach Yap transportiert. In der Mitte der Scheiben befindet sich ein großes Loch, um sie mit Hilfe von Baumstämmen bewegen zu können. Ihr Wert setzt sich dabei aus verschiedenen Faktoren wie Größe, Form und Alter zusammen. Aber auch die Geschichte der „Münze“ im Hinblick auf Herstellung und Vorbesitzer sowie die natürliche Schönheit des Gesteins spielen eine Rolle.
Ähnlich wie das Kurantgeld in Schweden, welches ein Gewicht von bis zu 20 Kilogramm haben konnte, wurden die gewaltigen Steinscheiben zu schwer und unhandlich für den täglichen Gebrauch. Heute haben sie ihren Nutzen lediglich in symbolischen Geschäften, etwa dem Erwerb von Ländereien.
Bei der Verwahrung der Rai müssen bestimmte Regeln beachtet werden. So müssen die Steinscheiben immer aufrecht auf dem Rand oder anlehnend an einen Baum oder eine Hauswand platziert werden. Die Rai auf die Seite zu legen oder sich gar auf sie zu setzen, wird als schwere Beleidigung aufgefasst.
Rai in Hollywood
Der Transport der Steinscheiben zog auch die Aufmerksamkeit internationaler Kapitäne auf sich. Etwa von Captain David O’Keefe, einem US-amerikanischen Schiffskapitän, der mit dem Transport der Steine reich wurde. Im Gegenzug für den Transport der Rai von Palau nach Yap verlangte er Kopra, das er gewinnbringend in Hong Kong weiterverkaufte. Bei Kopra handelt es sich um das Nährgewebe von Kokosnüssen, aus dem Kokosöl gewonnen wird. Bis zu seinem Tod soll Kapitän O’Keefe durch seine Geschäfte in Yap eine halbe Millionen Dollar verdient haben. 1954 wurde O’Keefes Geschichte in Hollywood verfilmt. Im Film „His Majesty O’Keefe“ wurde er von Schauspiellegende Burt Lancaster verkörpert.
Auch wenn die Herstellung von Rai 1931 eingestellt wurde, lässt sich die vormünzliche Währung immer noch auf Grundstücken oder Wegrändern in Yap finden – oder auf der Filmleinwand.
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