Immer lauter wird er, der Abgesang des Bargelds. Mit der Corona-Pandemie scheint auf einmal etwas möglich, was lange Zeit nicht für möglich gehalten wurde: Auch die bargeld-vernarrte deutsche Bevölkerung greift immer öfter lieber zum Plastikgeld oder direkt zum Handy statt zu Scheinen und Münzen.
Scheine und Münzen haben einen „unsauberen“ Ruf. Entsprechend haben wir uns auch in der Infografik in der BANKINGNEWS-Ausgabe 281 dem „Bargeld in der Krise“ gewidmet.
Bargeld – das sind für uns heute Münzen und Scheine. Doch das war nicht immer so. Denn bis Mitte des 17. Jahrhunderts gab es in Europa kein Papiergeld. Geldscheine, eine chinesische Erfindung aus dem 11. Jahrhundert, die unter dem Mongolenherrscher Kublai Khans erstmals mit allgemeiner Gültigkeit ausgegeben wurden, schwappten erst deutlich später nach Europa.
Marco Polo erwähnte das seltsame Geld aus Asien zwar im 13. Jahrhundert in einem Reisebericht, es dauert aber bis zum 17. Jahrhundert, bis sich Banknoten in Europa wirklich durchsetzen konnten.
Münzen: Europas Zahlungsverkehr vor den Banknoten
Wie die Europäer davor bezahlten? Mit Münzen. Und wer heute schon schon ein paar kleine Cent-Stücke lästig findet, sollte bedenken, dass Münzen nicht gleich Münzen sind. Damals gab es Kurantgeld. Dabei handelt es sich um vollwertiges Geld (Gold oder Silbermünzen), bei dem der Metallwert dem ausgewiesenen Geldwert entspricht.
So bestand etwa die größte Münze Schwedens einen Wert von zehn Talern – und ein Gewicht von rund 20 Kilogramm. Sie bestand vollständig aus Kupfer.
Auch Menschen, die heute ihr Kleingeld nicht zwingend am liebsten immer sofort loswerden möchten, können sich unter diesen Umständen vielleicht in den niederländischen Kaufmann Johann Palmstruch hineinversetzen. Der hatte nämlich das unhandliche Hantieren mit Münzgeld satt und gründete die Stockholm Banco, die als erste Notenbank Europas gilt.
Bis heute gelten die Schweden nicht gerade als die besten Freunde des Bargelds. Man kann dort sogar die Kollekte in der Kirche am sogenannten Kollektomat ohne Bargeld bezahlen.
Tja, heute gilt, auch Dank Johann Palmstruch, eben nicht mehr: Wer reich sein will, muss schleppen. Stattdessen können wir Informationen, Medien, soziale Kontakte und eben auch den Geldbeutel in die Hosentasche stecken.
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