Millennials würden lieber überteuerte Toasts mit zermatschten Avocados darauf essen und in angesagten Cafés ihre Zeit verbringen, als ihr Geld in eine Immobilie zu investieren, so der medienwirksame Vorwurf des australischen Immobilientycoons Tim Gurner im vergangenen Jahr. Und auch hierzulande will es nicht recht funktionieren mit der Generation 18 bis 37 und dem Lebensentwurf von Vorstadt, Haus und Gartenzaun. Repräsentative Umfragen, wie eine erst kürzlich von Union Investment und der ZBI-Gruppe durchgeführte, zeigen, dass 70 Prozent aller Befragten aus dieser Altersgruppe zwar gern in den eigenen vier Wänden wohnen würde, ausbleibende Planungssicherheit aufgrund befristeter Arbeitsverträge, hohe Kaufnebenkosten und Engpässe bei der Kreditvergabe ihrem Traum vom Eigenheim jedoch im Weg stehen.
Urteil greift zu kurz
Gerne wird aus diesen Gründen von einer Verlierer-Generation gesprochen, was jedoch zu kurz greift, genauso wie Gurners anfangs erwähnter Kommentar. Was er und zahlreiche andere Beobachter außer Acht lassen, ist das ganz eigene Selbstverständnis dieser Generation. Aus derselben Studie geht nämlich auch hervor, dass jeder zweite Befragte lieber zur Miete wohnt, um sich zu jeder Zeit größtmöglichen Handlungsspielraum für die Lebensplanung offen zu halten. Das Eigenheim als Statussymbol der Baby-Boomer-Generation ist der Weltreise gewichen, der VW-Kombi dem Avocado-Toast.
Was daran, außer der zweifelhaften Öko-Bilanz einer Avocado, jedoch tragisch sein soll und wer hier eigentlich wo verliert, können einem auch die verbalen Rempler eines Tim Gurner nicht erklären. Vielmehr klingen solche Bewertungen nach den alten Liedern vergangener Tage, deren Strophen eine noch ganz andere Geschichte von Glück erzählten. Dass man für die Finanzierung eines Hauses nicht auf Lebensqualität verzichten möchte, klingt da im direkten Vergleich für so manch betagteres Ohr vielleicht dissonant.