Von überall hört man es läuten: Filialen werden aus Kostengründen geschlossen. Sparen, sparen, sparen: Deutsche Banken versuchen verzweifelt, die nach unten zeigenden Gewinnkurven nach oben zu drehen. Laut dem Handelsblatt überlegen einige große internationale Player mittlerweile über eine enge Zusammenarbeit im IT-Bereich und sogar der gemeinschaftlichen Nutzung von Büro-Immobilien nach. Die Zeitung zitierte in diesem Zusammenhang UBS-Chef Sergio Ermotti. Insbesondere die Nutzung großflächiger Bürokomplexe in zentraler Lage wichtiger Wirtschaftsstädte stellt mittlerweile eine enorme Kostenbelastung dar. Die Frage, die sich korrekterweise ergibt: Warum muss jedes Kreditinstitut „seinen eigenen Turm“ mit überdimensionalem Schriftzug an der Außenfassade besitzen, statt sich eine Immobilie mit einem anderen Institut zu teilen? Die Beantwortung dieser Frage betrifft das grundsätzliche Selbstverständnis der Finanzbrache. Doch können Banken etwa mit einem Textil-Retail-Unternehmen verglichen werden, der nur zwölf Meter Luftlinie von der Konkurrenz innerhalb eines großen Kaufhauses sitzt? Zumindest in der Immobilienbranche geht der Trend schon lange eindeutig in die Richtung großer Shopping-Galerien.
Hat die Bankbranche also ein Ego-Problem? Versucht man verkrampft „den größten Turm“ zu haben, ohne auf Kosten und Ertrag Rücksicht zu nehmen? Barclays CEO, Jes Staley, merkt an, dass diese Zeit bald vorbei sein könne. Was in Anbetracht der bald völlig erschöpften Sparmaßnahmen eine Notwendigkeit darstellt, könnte aber noch einen ganz anderen Effekt haben: Für viele Außenstehende wirken die überdimensionalen Wolkenkratzer mit ihren spiegelnden Fenstern wie das Tor in eine Welt, in welche der Ottonormalverbraucher keinen Einblick hat. Sie erwecken den Eindruck, als badeten Banken selbst nach Krisenzeiten in ihren horrenden Boni, während man selbst keine Zinsen mehr auf seine Sparguthaben erhält. Und die Mitverantwortlichen sitzen davon unbeeindruckt in ihren Elfenbeintürmen. Dieses Gefühl grassiert bei einigen Menschen. Der Wechsel in kleinere und bilanziell tragbarere Objekte könnte der Außendarstellung einiger Häuser durchaus behilflich sein.