Grüne Investments und ethische Fonds werden immer beliebter: Es ist längst erwiesen, dass Anleger für das gute Gewissen nicht zwangsläufig auf gute Rendite verzichten müssen. Auch immer mehr Immobilienanleger achten bei ihren Investments auf Nachhaltigkeitskriterien. Doch obwohl von diesen Investments sowohl Umwelt als auch Anleger profitieren können, ist ihr Einfluss auf die Gesellschaft nicht immer positiv. Die sogenannte „grüne Gentrifizierung“ ist eine bedauerliche Begleiterscheinung der Bestrebungen, urbane Räume lebenswerter zu gestalten, und muss in den aktuellen Diskussionen über eine ökologische und klimagerechte Stadtentwicklung berücksichtigt werden.
Denn neben der Untersuchung ökologischer Gesichtspunkte sollte bei urbanen Immobilieninvestments immer auch die Frage gestellt werden: Welche Auswirkungen hat das geplante Projekt auf den Stadtteil, in dem es realisiert wird? In den USA, wo das Phänomen Gentrifizierung stärker auftritt als hierzulande, finden sich bereits zahlreiche Beispiele für Begrünungsprojekte, die zu wachsender sozialer Entmischung führten: Im Viertel Sunset Park des New Yorker Stadtteils Brooklyn etwa haben Einwohner jahrelang mit Erfolg für eine saubereres Zuhause gekämpft. Doch mit der Attraktivität ihres Wohnortes stieg die Zahl der interessierten Immobilieninvestoren und schließlich die Wohnungspreise in der gesamten Nachbarschaft – und zwar in nur wenigen Jahren um bis zu 67 Prozent.
Die Gefahr, dass Deutschland sich in Richtung einer ökologischen Zweiklassengesellschaft entwickelt, besteht zumindest im urbanen Umfeld. Im Gegensatz zu einer Stadt wie Wien, wo öffentlicher Wohnungsbau lange Tradition hat, ist Wohnraum in deutschen Städten überwiegend in privater Hand. Die Gefahr ist groß, dass eine sozial-gerechte ökologische Aufwertung deutscher Städte gegenüber einer marktgetriebenen den Kürzeren ziehen wird.