„Smart Home spart Energie in Bestandsgebäuden“

Vor zwei Jahre begann das europäische Forschungsprojekt CELSIUS, das die energieeffiziente Nutzung von Smart-Home-Systemen untersuchte; ein wichtiges Thema in Zeiten täglicher Debatten zu Energiegewinnung. Wir sprachen mit Thorsten Schneiders und Tobias Rehm von der TH Köln, die das Projekt begleiteten.


BANKINGNEWS: Sie haben nun über zwei Jahre am europäischen Forschungsprojekt CELSIUS gearbeitet. Was waren die Ziele und welche Erkenntnisse konnten Sie gewinnen?

Thorsten Schneiders (TS): Im Rahmen des EU-geförderten Forschungsverbunds CELSIUS beschäftigen wir uns gemeinsam mit unserem Forschungspartner, dem Energieversorger RheinEnergie AG aus Köln, mit Energieeffizienz in Gebäuden. Sanierung ist ein Schritt, aber wir sehen, dass Smart-Home-Systeme mit einem geringen baulichen Aufwand dazu beitragen können. Daher untersuchten wir in unserem Projekt „SmartHome Rösrath“, wie Smart Home die Energieeffizienz in Bestandsgebäuden erhöht und die Heizkosten senkt. Dazu haben wir 120 Haushalte in Rösrath mit Smart-Home-Systemen ausgestattet und ihren Energiebedarf mit und ohne Smart Home untersucht. Die Technik hilft dabei, die Nutzung der Energie im eigenen Zuhause effizienter zu nutzen. Ermöglicht wird dies etwa durch die Programmierung von Zeitplänen, mit denen Smart Home die Heizkörper in einzelnen Räumen regelt. Wir haben auch viel über Nutzbarkeit und Nutzen von Smart Home gelernt. Manche Anwender kamen nicht so gut mit der Technik zurecht und sparten dadurch auch nicht so viel Energie ein. Andere Teilnehmer hingegen haben sich intensiv mit der Smart-Home-Technik beschäftigt, weil sie möglichst viel einsparen wollten. Die wichtigste Erkenntnis ist: Smart-Home-Systeme sparen Energie in Bestandsgebäuden, wenn sie richtig programmiert und genutzt werden. Unsere Teilnehmer haben Smart Home fast zwei Jahre lang ausprobiert und viel praktische Erfahrung damit gesammelt. So bekamen wir viele Anregungen von den Teilnehmern, wie man das System verbessern und individueller nutzen könnte. Diese Erkenntnisse zeigen uns, wie Smart Home für den Massenmarkt bereit wird. Ein häufig unterschätzter Aspekt ist die Kommunikation mit den Smart-Home-Nutzern. Zu Beginn unserer Studie sollten die Teilnehmer das Smart-Home-System ohne größere Einweisung nutzen. Damit testeten wir intuitive Bedienung und Usability solcher Systeme, wie sie im Markt erhältlich sind. Wir haben jedoch schnell festgestellt, dass ohne Vorstellung aller Möglichkeiten des Systems das Interesse schnell verloren geht. Durch Workshops mit der Erläuterung typischer Anwendungsfälle konnten wir unsere Teilnehmer schulen, sodass sie sich im Umgang mit Smart Home sicherer fühlten.

„Unsere Teilnehmer zu smarten Usern gemacht“

Bedarf es also smarter User für Smart Home?

Tobias Rehm (TR): Nein, so kann man das nicht sagen. Die Nutzer müssen zwar aufgeschlossen sein für Smart Home, jedoch ist es viel wichtiger, dass Smart Home einfach zu handhaben ist, sodass jedermann es in seinem Zuhause einsetzen kann. Wir haben durch Schulungsworkshops unsere Teilnehmer zu „smarten Usern“ gemacht. Dabei warfen wir auch einen Blick über den Tellerrand und zeigten auf, was mit dem System durch geschickte Programmierung oder zusätzliche Komponenten noch alles möglich ist. Dies stieß auf großes Interesse und die Teilnehmer waren dadurch viel motivierter, die Technik zu nutzen – nicht nur um Energie einzusparen. In Zukunft sollten nicht die User „smart“ sein, sondern die Smart-Home-Systeme. Diese müssen noch einfacher werden und sich automatisch auf die Bedürfnisse der Nutzer einstellen, um auch ohne das Zutun der Nutzer das Haus intelligent zu steuern und damit das Leben des Bewohners zu erleichtern.

Wie spart man denn konkret Energie mit Smart Home bzw. welche Komponenten können überhaupt „smart“ sein?

TR: Für die Regelung der Heizung sind das vor allem die Sensoren an Fenster- und Türkontakten, die mit fernsteuerbaren Heizkörperthermostaten verknüpft werden. Diese schalten dann die Heizkörper ab, um Energieverluste bei offenen Fenstern zu reduzieren. Des Weiteren kann man Zeitpläne verwenden. Wenn also der Nutzer nicht zu Hause ist, erkennt dies das System und reduziert die Heizleistung. Zudem kann Heizenergie über vordefinierte Zeitpläne gesteuert werden, sodass die Energie nur bei Bedarf verbraucht wird.

TS: Wir verwendeten auch Rauchmelder, die man zusätzlich als Alarmsirenen nutzen kann, oder Wandtaster für die Aktivierung der Alarmanlage (bestehend aus Smart-Home-Geräten, wie steuerbare Lichter, Rauchmelder-Sirenen, Rollläden etc.) sowie Bewegungsmelder und smarte Steckdosen. Viele Nutzer wollten zudem eine Rollladensteuerung haben. Aus Versicherungssicht sind Sensoren, die entstehende Feuchtigkeit erkennen, und Kameras interessant. Wir hatten eine sehr offene Diskussion mit den Teilnehmern, die natürlich ihre Wünsche geäußert haben.

Der Einbau solcher Komponenten ist kostenintensiv. Sollten Besitzer smarter Immobilien steuerlich begünstigt sein?

TS: Schwieriges Thema. Es gibt nur ein KfW-Programm, das Umbaumaßnahmen mit Smart Home mit Investitionszuschüssen fördert. Da der Einbau von Smart Home eigentlich wie eine Sanierung zu bewerten ist, müsste man dies auch entsprechend in Förderprogrammen berücksichtigen. Momentan hat Smart Home aber eher den Status eines elektrischen Zusatzgeräts und nicht den Status einer anerkannten Technologie für die Erzielung von Energieeinsparungen.