Heute innovativ sein, heißt interpretieren können und lösungs- und kundenorientiert denken. Für die Teilnehmer des Innovationskongresses ist das kein neues Learning und so kam es hier zur Vorstellung verschiedenster Lösungen. Beide Veranstaltungstage wurden jeweils von Akteuren der GENO-Finanzgruppe eingeläutet: Herzlich willkommen waren Laura Victoria Schmid, Innovationsmanagerin des Bundesverbandes für Raiffeisenbanken und Volksbanken (BVR), sowie Dirk Wirth, Business Enabler bei der Atruvia. Sie eröffneten in ihren Vorträgen Einblicke in das Innovationsmanagement der Genossenschaftsbanken, deren Business Enabling durch ihren IT-Dienstleister Atruvia ermöglicht wird.
Auch hier wurden Fragen zur Bedeutung von Innovationen gestellt, was innovative Produkte überhaupt ausmacht und wieso wir sie brauchen. „Innovative Produkte werden zu Lieblingsprodukten, wenn sie einfach sind oder das Leben vereinfachen.“ Ohne einen Innovationsprozess ist es kaum zu bewerkstelligen, eben diese Lieblingsprodukte zu schaffen – hier sind Ressourcen, das richtige Mindset und Zeit unabdinglich. Lässt man den Blick schweifen, fällt auf, dass sich die Finanzdienstleistungsbranche noch deutlich überholen lässt, etwa von der Pharmaindustrie.
Zukunftswerkstatt für die Visualisierung von Zielen
Auf sich sitzen lassen will man das natürlich nicht und so arbeiten besonders der BVR und die Atruvia daran, diesen Rückstand zu verkürzen. So zum Beispiel mit dem GFG-Innovationen-Radar, der Trendbewertungen für die Bankgruppe abgibt und der „einfach mitmachen“-Community von Atruvia, einer Plattform, die als Werkstatt für die Visualisierung von Zukunftszielen fungiert.
Weiteren spannenden Input gab es von Nhut Ajat Hong, dem Geschäftsführer von vent.io. Er widmete sich in seinem Vortrag dem Thema Cloud und verknüpfte es mit dem Recruiting von IT-Experten. Er betonte die Relevanz von der Cloud als Selling Point, um neue Mitarbeiter zu finden. „Man muss eine Spielwiese anbieten“, erklärt Hong und bezeichnet neue Technologien – sowohl Cloud als auch Open AI – als regelrechte Magneten für potenzielles Fachpersonal.
SPS – globaler Anbieter von Business Process Outsourcing – und der BANKINGCLUB haben kürzlich eine gemeinsameStudie mit dem Titel „Banken wissen nicht, was ihre Kunden wollen“ veröffentlicht. Diese Aussage korrigierte Geschäftsführer Oliver Wibbe, denn Banken wüssten mittlerweile sehr wohl, was sich ihre Kundschaft wünscht. Nicht zu vergessen sei aber auch die Mitarbeiterzufriedenheit. Möchte man gute Berater behalten, solle man sie nicht mit analogen Prozessen, etwa Faxen belasten. Kurzum, es muss Spaß machen – Digitalisierung, Automatisierung oder auch KI gälte es weiterhin voranzutreiben.
Ein weiteres Highlight war der Dialog zwischen Thorsten Hahn, Geschäftsführer des BANKINGCLUB, und Andreas Beys von der Sauren Fonds AG zum Zukunftsthema Open Finance. „Regulatorik verändert Geschäftsmodelle“ gab Beys zum Besten und ist sich sicher, dass der Gedanke Open Finance heute nicht so weit wäre, hätte es vor 20 Jahren schon die entsprechende Regulatorik gegeben. Trotzdem würden die Chancen hier von der Bankbranche komplett übersehen werden, und Beys verdeutlicht, dass aller Voraussicht nach die Open Finance-Initiative von Fintechs ergriffen werde. „Je später Banken hier also einsteigen, desto schneller werden Fintechs die Marktanteile abgreifen“, so Beys. Gleichzeitig warnte er vor der Konkurrenz Apple, die durch großes Kundenvertrauen besteche. „Wenn schon alle Daten anvertraut werden, warum dann nicht auch das eigene Vermögen?“ Das letzte Wort richtete Beys direkt an die Banken und forderte sie auf, am Open-Finance-Wettbewerb endlich teilzunehmen.
Unterstützung durch Künstliche Intelligenz
Was sich wie ein roter Faden durch die gesamte Veranstaltung zog, war das Thema Künstliche Intelligenz. Ist es eher Chance oder Bedrohung? Wie weit kann beziehungsweise darf die Anwendung hier gehen? Emilia Müller, Projektleiterin des Inno LABS der DZ Bank, brachte es auf den Punkt: „Hinter KI stehen immer noch Menschen.“ Bedeutet, KI wird keine Menschen ersetzen – das Ziel ist es, Mitarbeiter zu entlasten. Trotzdem macht sich noch eine gewisse Zurückhaltung hierzulande breit und klar ist dann auch: wenn nicht ausprobiert wird, passiert auch nichts. In der Paneldiskussion äußert sich Pidder Seidl, Head of comdirect Startup-Garage auch zur Wettbewerbsfähigkeit im Kontext KI: „Die großen Schlachten sind schon lange verloren. Deutschland ist ein Digitalisierungs-Entwicklungsland.“ Zeige sich hier keine Bereitschaft, sich des Themas anzunehmen, verfestige sich der Rückstand und man werde regelrecht abgehängt, fürchtet Seidl.
Übertragen lässt sich dies wohl auf alle Trends und Entwicklungen, die sich ständig im Umlauf befinden: Innovations- und damit Wettbewerbsfähigkeit lässt sich kaum ohne Wachsamkeit, Offenheit und Veränderungsbereitschaft erfolgreich umsetzen. Das heißt: liebe Banken, ihr dürft nicht stehenbleiben.