BANKINGNEWS: Was bedeutet es für Unternehmen, dass die globale, digitale Vernetzung immer stärker zunimmt?
Donald Badoux: Man merkt an den Diskussionen der Teilnehmer auf dem Kongress, dass Digitalisierung zu einem immer größeren Thema wird. Das liegt daran, dass sich die Prozesse – getrieben vom Markt – sehr stark verändern. Die Generationen Y und Z erwarten eine völlig andere Form der Interaktion mit ihrer Bank als die traditionellen Kunden. Daher werden etwa Applikationen und alternative Zahlungsarten immer wichtiger. Außerdem nimmt der Wettbewerb enorm zu, unter anderem durch Unternehmen wie PayPal oder Apple. Wir haben es mit einer durch die BaFin sehr stark regulierten Umgebung zu tun, was die Branche vor große Herausforderungen stellt. Innerhalb dieses Frameworks muss sich eine Bank erstens an die Compliance-Regeln halten und zweitens vorausschauend planen, wie sie die Kunden über die neuen Kanäle in Zukunft bedienen kann. Außerdem ist eine Unmenge an Daten zum Nutzerverhalten verfügbar. Daraus ergeben sich Möglichkeiten, neue Business-Modelle zu entwickeln, wozu die Bank wiederum auf neue Technologien zurückgreifen muss. Früher haben Banken ihre eigenen Rechenzentren gebaut, während sie heute beispielsweise auf Cloud-Services zurückgreifen.
Künstliche Intelligenz nutzen
Den Retailkunden haben Sie bereits angesprochen. Welche Entwicklungen beobachten Sie im Corporate Banking?
Hier lautet das Stichwort „Interkonnektivität“. Wir betreiben dazu über unsere Rechenzentren eine globale Plattform, die als ein neutraler und sicherer Treffpunkt für die weltweite Finanzbranche fungiert. Mit aktuell mehr als 160 Finanzdienstleitern haben wir in Frankfurt ein Ökosystem rund um die Deutsche Börse etabliert. Dabei profitieren die Teilnehmer von der bestmöglichen Verfügbarkeit und geringen Latenzzeiten durch die direkte Anbindung an den Access Point der Deutschen Börse. Weltweit haben insgesamt mehr als 1.000 Kapitalmarktteilnehmer, Versicherer und Anbieter elektronischer Bezahl- und Abrechnungssysteme ihre unternehmenskritischen IT-Systeme bei Equinix platziert und vernetzt.
Wie können Finanzinstitute IoT (Internet of Things) und IoE (Internet of Everything) nutzen?
Es ist eine große Herausforderung, eine direkte Brücke zwischen IoT und Banken zu schlagen. Dennoch können neue Technologien wie Alexa von Amazon oder Siri von Apple, die auf IoT und Künstlicher Intelligenz (KI) basieren, von Banken dazu verwendet werden, die Kunden optimal zu bedienen. Ein Beispiel ist die Durchführung von Transaktionen über Sprache. Dabei ist es wichtig, sich mit der BaFin zu unterhalten, damit neue Möglichkeiten nicht durch eine zu starke Regulierung verhindert werden und gleichzeitig der Datenschutz gewährleistet bleibt.
Hybride IT-Modelle sind die Zukunft
Wie können Datenschutz und Datensicherheit bei der steigenden Interkonnektivität gewährleistet werden, wenn man beispielweise bedenkt, dass international agierende Unternehmen die unterschiedlichen Datenschutzrichtlinien in den jeweiligen Staaten berücksichtigen müssen?
Zunächst sollten wir zwischen physischer und digitaler Sicherheit differenzieren. Erstere kann problemlos aufgebaut werden. Unsere Rechenzentren erfüllen hohe Standards, sind PCI-compliant und haben eine TSI-Zertifizierung durch den TÜV erhalten. Im kommenden Jahr wird es ein europaweites Datenschutzgesetz geben, das auch die Cloud-Anbieter betreffen wird. Einige dieser Anbieter haben bereits eine Infrastruktur in Deutschland aufgebaut, um zu gewährleisten, dass die Daten der Kunden in deutschen Rechenzentren gespeichert werden. Selbstverständlich gibt es in Unternehmen Richtlinien, die es ihnen untersagen, bestimmte Daten in einer Cloud zu speichern. Für diese Anforderung gibt es Modelle mit Hybridlösungen aus eigener Infrastruktur plus Cloud. Diesen Modellen gehört die Zukunft.