Die Zukunft des Zahlens hat schon längst begonnen. Das Geschäftsmodell vieler Fintechs konzentriert sich auf die Abschaffung des Bargelds. Eines hat sich dagegen bewusst für den entgegengesetzten Weg entschieden.
Bargeld ist nicht totzukriegen. In Deutschland werden immer noch 82% der Transaktionen mit Papier und Münzen beglichen. Demnach ist für viele Menschen bargeldloses Bezahlen keine Alternative. Auch wenn mittlerweile mehr EC-Karten eingesetzt werden als früher, gibt es immer noch Händler, die nur Bares akzeptieren. Kreditkarten haben es in Deutschland traditionell eh schwerer. 67% der erwachsenen Deutschen haben nicht einmal eine.
Bisher favorisierten Fintechs die Abschaffung des Bargelds
Bisher haben Fintechs sich der Abschaffung des Bargeldes gewidmet und feiern sich selber, dass sie die Zukunft einleiten. Dass die Deutschen 82% der Transaktionen immer noch bargeldlos begleichen, ist für sie eine pathologische Störung, die dringend geheilt werden muss. Hierbei beziehen sie sich gerne auf Schweden, das angeblich kurz davor steht, Bargeld in die Geschichtsbücher zu verbannen. Komisch nur, dass Schweden 2015 und 2016 sukzessive neue Noten und Münzen in Umlauf bringt.
Nicht alles, was machbar ist, setzt sich durch
Um es einmal extrem negativ zu formulieren: Sie ergötzen sich am technisch Machbaren, vergessen dabei aber die Bedürfnisse des Endverbrauchers. Schaut man einmal auf die nackten Zahlen haben sich neben Bargeld nur Zahlungskarten in all ihren Ausprägungen durchgesetzt. Wobei selbst die Kreditkarte, in anderen Ländern aus dem geschäftlichen Alltag nicht mehr wegzudenken, ein schweres Los in Deutschland hat. Die Konkurrenz von EC-Karten ist hierfür einfach zu groß.
Beide Geschlechter achten auf die dieselbe Sicherheitsmaßnahme
Im Internet gibt es noch ein weiteres Problem. Nicht wenige Menschen haben Sicherheitsbedenken und fürchten den Datenklau. Mit weiteren publik werdenden Sicherheitslücken in der Welt des www sieht sich diese Klientel in ihren Bedenken bestärkt und bekräftigt.
Menschen dieses Schlags stehen natürlich vor einem Problem, wie können sie im Internet einkaufen? Nicht alle Firmen bieten Kauf auf Rechnung, Nachnahme oder Vorauskasse an. Für 50% der Kunden, sowohl Männer als auch Frauen, ist ein Bezahlen via Rechnung oder Nachnahme eine große Sicherheitsmaßnahme. Werden diese nicht angeboten, brechen sie ihren Bestellvorgang ab.
Im Internet bestellen, im Einzelhandel bezahlen
Um genau diese Lücke zu schließen haben vier Gründer sich zusammen gefunden, um das Start-up www.barzahlen.de zu gründen. Auf ihr Geschäftsmodell kamen sie, als sie merkten, dass viele Kunden den Bestellvorgang abbrachen, wenn das von ihnen präferierte Bezahlmodell nicht angeboten wird.
Das Geschäftsmodell klingt nur auf den ersten Blick abstrus. Entscheiden sich die Kunden für die Variante des Barzahlens, wird ein Barcode generiert. Kunden können ihn sich ausdrucken oder als SMS zukommen lassen. Der anschließende Gang führt zu einen der mittlerweile über 3400 Akzeptanzstellen, etwa die Drogeriekette dm. An der Kasse begleicht der Kunde die Rechnung aus dem Internet. Nun muss er nur noch auf die Post warten.
Namhafte Partner sind schon vorhanden
Um sich zu etablieren, darf dieses neue Unternehmen aber nicht nur auf die Vorliebe vieler Bargeldfreunde in Deutschland hoffen. Es muss vor allem Überzeugungsarbeit beim Einzelhandel leisten. Sie sind es, bei denen Kunden die Onlinerechnung begleichen können. Es ist eher unwahrscheinlich, dass Kunden mehrere Kilometer weit fahren, um eine Rechnung zu begleichen. Ein bisheriger Vorteil ist sicherlich, dass dm und real,- als Partner im Einzelhandel gefunden wurden, denn hier kann man seinen Wocheneinkauf erledigen bzw. alltägliche Produkte kaufen. Von Vorteil wäre es ohne Zweifel, wenn weitere große und namhafte Discounter als Partner gewonnen werden können.
Anonymität und Sicherheit
Die Gründer von www.barzahlen.de wollen den Kunden auch das Gefühl der Anonymität und Sicherheit zurückgeben. Der Betrag wird nicht auf dem Kontoauszug angezeigt und der Kunde muss keine sensiblen Daten im Netz angeben. Für denjenigen, der genau diese Finanzdatenanonymität und Sicherheit sucht, ist dieses neue Unternehmen eine echte Alternative. Für diejenigen, die den gängigen Sicherheitsmaßnahmen trauen und keine Bedenken bei gängigen Bezahlvorgängen im Netz haben, ist diese Idee weniger überzeugend. Für alle anderen dagegen kann der Name eines der Gründer, Florian Swoboda, kein Zufall sein. Swoboda ist Polnisch und bedeutet übersetzt „Freiheit“.