Autoren: Christine Koller, Markus Seidel
Euro: 19.99 Euro
176 Seiten, broschiert
ISBN: 978-3-89879-858-7
FinanzBuch-Verlag 2014
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Geld war gestern. Wie Bitcoin, Regionalgeld, Zeitbanken und Sharing Economy unser Leben verändern werden
„Geld war gestern“ ist natürlich ein provokanter Titel und verleitet wohl zu mancher Fehlinterpretation. Den beiden Autoren Koller und Seidel geht es nicht um die Abschaffung des Bargeldes oder um eine Rückkehr zu einer alternativlosen Naturalwirtschaft, sondern vielmehr um eine Alternative zum heutigen Geldsystem.
Wie soll denn so eine Alternative zum althergebrachten Währungssystem aussehen?, mag sich wohl so mancher denken. Ähnliches habe man aber auch über die Ökobewegung in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gedacht. Heute sind ihre Forderungen im politischen Mainstream angekommen. Koller und Seidel behaupten, diese Entwicklung werde auch alternative Geldsysteme erleben. Diese Alternativen sind nicht nur graue Theorie, sondern bereits in der Geschichte erfolgreich erprobt.
Koller und Seidel beziehen sich in ihrer Theorie auf den Ökonomen Silvio Gesell (1862.1930)
Seiner Theorie nach sollte Geld stetig an Wert verlieren, damit es keinen Anreiz bietet, gehortet zu werden, denn nur Geld im Umlauf erhöht die Wirtschaftsleistung. Gesells Auffassung ist schon einmal erfolgreich umgesetzt werden. Ihre Feuertaufe erlebte sie zu Zeiten der Wirtschaftskrise Ender der 20er und Anfang der 30er Jahre. Das niederbayrische Schwanenkirchen setzte Gesells Theorie um und führte die Alternativwährung Wära ein. Sie war so erfolgreich, dass schon Zeitgenossen von einem Wära-Wirtschaftswunder berichteten. Das erfolgreiche Experiment endete abrupt 1931, als die Reichsregierung alternative Geldsysteme verbot.
Koller und Seidel gehen aber nicht nur auf die Historie ein, sie behandeln auch die derzeitig angewandten Regionalgelder. Hierbei gehen beide auf das derzeitig älteste Regionalgeld ein, dem Chiemgauer. Auch er ist eine schwindende Währung und verliert stetig an Wert. Ob er allerdings ein Erfolg ist, wenn in manchen Ortschaften nur ein bis zwei Prozent der Läden mitmachen und es als Erfolg gefeiert wird, wenn zehn Prozent der Bevölkerung sich beteiligen, muss jeder für sich entscheiden. Ganz ohne das konventionelle Geldsystem geht es dann schließlich doch nicht. Schließlich kann man den Chiemgauer in Euro umtauschen und Geschäfte, die sich beteiligen, müssen 120 Euro Jahresgebühr bezahlen. Dies soll aber jeder für sich entscheiden, ob er sich an diesem System beteiligt. Gescheitert ist es schließlich nicht. Eines zeigt aber das Regionalgeld: Alternativen zum bestehenden Geldsystem sind grundsätzlich möglich.
Besonders hervorzuheben sind die Interviews, die Koller und Seidel mit den Initiatoren verschiedener Regionalgelder geführt haben. Der Leser erfährt so mehr über deren Beweggründe.
Beide Autoren betonen aber auch, dass Regionalgelder nur in kleinen Gemeinden funktionieren, wenn alle Beteiligten sich kennen. Als wirkliche Alternative zu einem überregionalen Geld sind all diese Komplementärwährungen nicht geeignet. Das Buch eignet sich für diejenigen, die sich in das Thema Komplementärwährungen einlesen möchten und noch kein Vorwissen benutzen. Die Lektüre hilft auf jeden Fall, den eigenen Horizont zu erweitern.