Es stellt sich zunächst die Frage: Was ist heute noch wirklich neu oder tatsächlich innovativ? Eine prägende Antwort lieferte Wirtschaftswissenschaftler Joseph Schumpeter: „Eine Innovation ist die erfolgreiche Durchsetzung einer technischen oder organisatorischen Neuerung, nicht allein ihre Erfindung”. Er erweiterte somit das Verständnis von Innovation. Nicht mehr nur die Pionier-Idee ist entscheidend, sondern auch ihre Etablierung, die oft den Baustein für weitere Veränderungen legt. Die Veränderung oder Weiterentwicklung von Produkten, Prozessen oder Geschäftsmodellen – kurz, das Brechen mit bestehenden Strukturen und Regeln birgt Potenzial für neue Problemlösungen.
Veränderung findet auch in der Stadtsparkasse Düsseldorf statt. Robin Nehring und Cedric Klein widmeten sich in ihrem Vortrag bei INNOVATIONSforBANKS dem Thema Generation Z (Gen Z) und Finanzen. Ein Problemthema, da Finanzwissen und Selbstbestimmtheit bei finanziellen Entscheidungen in der jüngeren Generation noch unzureichend verbreitet sind. Banken haben hier das Zepter in der Hand, ihr Auftreten derart anzupassen, dass sie für die junge Kundschaft attraktiver werden. „Man muss dort stattfinden, wo junge Leute unterwegs sind“, so Robin Nehring – dies schaffe Sichtbarkeit.
Um mit der Gen Z auf Augenhöhe zu sein, gilt es sich in Sphären wie TikTok, YouTube oder Instagram aufzuhalten. Doch die Stadtsparkasse Düsseldorf macht noch mehr: Mit SMONEY hat sie ein Konzept entwickelt, welches der jungen Generation einen Ort bietet, an dem sie sogenannte Buddys treffen können, die allen Finanzfragen Rede und Antwort stehen sollen. Gleichaltrige kennen die Sorgen und Bedürfnisse eben am besten und können mit angemessener Finanzvermittlung unter die Arme greifen. Die SMONEY-Community schaffe damit einen Raum, in dem auch die Gen Z einen ungezwungenen Zugang zu (ihren) Finanzen findet.
Potenziale ausschöpfen
Manche Banken sind sich jedoch ihrer Probleme, derer Risikopotenziale und der Dringlichkeit innovativer Prozessstrukturen nicht immer im Klaren. Den Weckruf ging Swiss Post Solutions in Form eines Whitepapers in Kooperation mit dem BANKINGLCUB an: „Banken wissen nicht, was ihre Kunden wirklich wollen“ lauten Titel und Resümee des Berichtes. SPS-Geschäftsführer Oliver Wibbe stellte die eindringlichen Ergebnisse der Befragungen in Deutschland und der Schweiz beim Kongress vor.
60 bis 80 Prozent der Bankexperten schätzen die Zufriedenheit ihrer Kunden zu hoch ein, denn tatsächlich sind nur 50 Prozent der deutschen Kunden mit ihrer Bank zufrieden – der Optimierungsbedarf ist hoch. Dass die Wechselbereitschaft der Kundschaft mit 93 Prozent in Deutschland und 88 Prozent in der Schweiz recht gering ausfällt, sollte Banken nicht in falscher Sicherheit wiegen: Die Relevanz hybrider Kommunikationsmodelle, der Bindungsverlust zum Kunden durch Filialschließungen und die Tatsache, dass Kunden eben unterschiedlich sind und verschiedene Lösungen sowie Methoden wünschen, sollte nicht unterschätzt werden.
„Wir wollen die Brücke bauen, zwischen zwei Ökosystemen, die derzeit noch getrennt voneinander existieren: die Finanzwelt und die Industrie.“ Dies ist das Vorhaben von Sven Siering, Geschäftsführer von vent.io. Mit dem Wandel vom Asset-Finanzierungspartner hin zum Asset-Serviceanbieter soll nicht nur das Kerngeschäft abgesichert sein, auch neue Ertragsquellen und die Gewinnung neuer Kunden sollen ermöglicht werden. Die Tochtergesellschaft der Deutschen Leasing, investiert in Enlyze, ein Start-up aus Aachen, das Unternehmen eine frühzeitige Qualitätskontrolle bietet, und zwar schon während der Fertigung eines Produktes. Folglich können durch das Teilen der Maschinendaten Prozesse schlanker und effizienter gestaltet werden.
Daten effektiv nutzen
Von Maschinen zu Immobilien: „Die Idee muss sein, diese Technologie mitzunehmen, als Enabler zu sehen und damit neue Produkte zu kreieren, die einem anderen Zielbild folgen.“ Und das Ziel der Aareal Bank lautet: „Die Welt ein bisschen besser machen“. Sebastian Hennerici berichtete in seinem Vortrag von der Perspektive als Immobilienfinanzierer, in der sich heute immer öfter die Frage stelle, ob es sich bei den jeweiligen Projekten um ein “grünes” oder “braunes” Gebäude handele. Entscheidungen lassen sich hier jedoch nur auf Basis von Daten treffen, die aber in ihrer Masse kaum zu bewältigen scheinen.
Um der Informationsflut Herr zu werden, lohnt es sich, entsprechende Technologien zu Rate zu ziehen. Konkret geht es hier um die Unterstützung von Künstlicher Intelligenz (KI). Aufgrund der Finanzierungsaktivitäten der Aareal Bank im globalen Raum, ist bei der Risikoüberprüfung ein allumfassendes Informations- und Datenmanagement vonnöten. In einem KI-Start-up fand die Bank einen Kooperationspartner, mit dessen Hilfe ein Tool zur Prüfung aller relevanten Daten entwickelt wurde. Dieserart lassen sich nicht nur Kosten einsparen, auch die Leistungsqualität profitiert von den Möglichkeiten, die Künstliche Intelligenz bietet.
Marktspezifische Produkte entwickeln
Mit Michael Herschlein von Younited Credit bewegte sich der Fokus wieder weg von innovativen Produkten hin zum innovativen Geschäftsmodell. Zwar sind Fintechs kein neues Konzept mehr. Nichtsdestotrotz ist genug Zeit verstrichen, um auch als solches zu erkennen, dass manche Prozesse optimierungsbedürftig sind. Als Fintech-Scale-up mit einer gereifteren Organisationsstruktur, Aktivitäten auf verschiedenen Märkten und einem effizienten Wachstum konnte Younited Credit einige Erkenntnisse gewinnen.
Unter anderem die, dass Prozesse durch Marktbesonderheiten erschwert werden können. So sind deutsche, italienische und französische Märkte eben nicht gleich – das Kundenverhalten weist starke Unterschiede auf. Dies trifft ebenso auf regulatorische Belange zu, „Copy und Paste funktioniert nicht“, so Herschlein. Hier gilt es neu anzufangen, ein Produkt für den jeweiligen Markt zu entwickeln und sich damit letztlich anzupassen. Auch die eingesetzten Teams müssen skalierbar sein. Denn: „Das Team ist der größte Effizienztreiber im Unternehmen.“
Eine Innovation beginnt mit einer Idee. Doch wie Schumpeter bereits feststellte, muss diese auch im Markt funktionieren und sich etablieren können. Auf diesem Wege stößt man auf Herausforderungen und vielen misslingt die Durchsetzung. So gilt es, sich an den Learnings zu orientieren und sich weiterzuentwickeln. Folglich steht am Ende von INNOVATIONSforBANKS 2022 die Erkenntnis: Banken, nutzt Euer Potenzial!
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