Aus einer Studie des Marktforschungsinstituts Toluna geht hervor: Etwa die Hälfte aller Deutschen würde gerne ihr Bankkonto wechseln, doch nur jeder Fünfte setzt sein Vorhaben auch wirklich in die Tat um. Viele Verbraucher scheuen den organisatorischen und bürokratischen Aufwand (Übertragung von Lastschriftangaben, Daueraufträgen und Informationen an Zahlungspartner), der mit einem Kontowechsel verbunden ist.
Ab September 2016 soll sich das ändern. Denn dann tritt das neue Zahlungskontengesetz in Kraft, welches für die Umsetzung einer neuen EU-Richtlinie zuständig ist. Banken sind dann verpflichtet, Verbrauchern einen leichten Kontowechsel zu ermöglichen. Ziel der Richtlinie ist es, die Anreize für einen Kontowechsel zu steigern und Schranken, die die finanzielle Mobilität von Verbrauchen hemmen, zu beseitigen. Die Richtlinie setzt Banken unter Zugzwang, denn der verbundene Aufwand mit einem Kontowechsel muss ab Herbst komplett von den Banken übernommen werden. Doch wie genau soll das funktionieren?
Der digitale Kontowechsel: Fintech Startups als Lösung für Banken
Um den Anforderungen des ZKG bis September 2016 gerecht zu werden, gehen die Banken Kooperationen mit Fintech Startups ein, die sich auf den digitalen Kontowechsel spezialisieren. Eines der Fintechs ist die fino digital GmbH, ein Startup mit Sitz in Kassel. Über 30 Banken verwenden bereits den digitalen Kontowechsel von fino. Dazu zählen unter anderem namhafte Banken wie Commerzbank, 1822, Number26 und Wüstenrot. Kunden, die zu einer der genannten Banken wechseln möchten, sparen mit dem Service sehr viel Aufwand: Alle Lastschriften für Telefonanbieter, Vereine, Energieversorger oder Vermieter werden automatisch für das neue Konto übernommen. Der Kunde kann dabei selbst festlegen, welche Lastschriften und Daueraufträge umgezogen werden sollen. Das stellt nicht nur für Kunden, sondern auch für die Bank eine Entlastung dar: Kein händisches Durchsuchen aller Kontoauszüge mehr, kein Verfassen von Anschreiben oder Zahlen des Portos. Fino übernimmt den Versand der Benachrichtigungen über die neuen Kontoinformationen des Kunden an relevante Zahlungspartner. Um dies zu bewältigen, wird auf eine selbstentwickelte Datenbank mit über 500.000 Unternehmensadressen zurückgegriffen.
Wie funktioniert der digitale Kontowechsel im Detail?
Die Anwendung wird bei Banken in das Online-Banking in Form einer White-Label-Lösung integriert. Der Service ist also entsprechend dem Look & Feel der Bank angepasst. Zusätzlich haben Banken die Möglichkeit eine eigene Kontowechsel-App zu erhalten, die sich Kunden für die mobilen Betriebssysteme Google Android und Apple iOS herunterladen können.
Der Wechsel-Service wird prinzipiell für Kunden mit und ohne Online-Banking-Zugang angeboten. Sobald Kunden ein neues Konto erstellt haben, steht ihnen der Service zur Verfügung. Der Prozess, den der Kunde durchläuft, ist dabei in drei Schritte unterteilt: Im ersten Schritt wird der Kunde zunächst gebeten, sich in sein altes Konto einzuloggen. Der Login funktioniert über eine Schnittstelle, die fino zu den Banken aufgebaut hat. Dadurch können dem Kunden die Lastschriften und Daueraufträge vom alten Konto angezeigt werden, die er für sein neues Konto übernehmen möchte. Im zweiten Schritt kann der Kunde veranlassen, dass sein altes Konto geschlossen wird. Zuletzt erhält der Kunde eine Übersicht seines Kontowechsels und wird gebeten, den Vorgang digital zu unterschreiben. Dies kann er wahlweise mit der Maus am Computer oder mit dem Finger am Smartphone machen. Somit wird sichergestellt, dass kein Medienbruch auftritt und der Kunde den kompletten Prozess digital abwickeln kann. Anschließend werden die ausgewählten Zahlungspartner über die neuen Kontoinformationen des Kunden benachrichtigt.
Was kostet der Kontowechsel und wie geht es weiter?
Der Kontowechsel ist für den Endkunden kostenlos nutzbar. Die Bank, zu der der Kunde wechselt, zahlt pro abgeschlossenem Kontowechsel eine Pauschale an fino. Langfristig bleibt abzuwarten, ob Banken im Rahmen des Kontowechsels noch Premium-Dienstleistungen zusätzlich zum einfachen Wechsel anbieten werden. Bereits jetzt haben tausende von Bankkunden erfolgreich ihr Konto zu einer neuen Bank gewechselt.