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Start-ups und Mittelstand verknüpfen: Die Bank als Matchmaker

Junge Start-ups suchen Investoren, Know-how und Kontakte. Banken suchen frische Ideen. Was läge da näher, als sich einfach zusammenzutun? Wenig. Daher sind Beteiligungen an fondsbasierten Venture-Capital-Gesellschaften in der Bankbranche keine Seltenheit – und es werden immer mehr.


Start-ups Venture Capital

Durch die Corona-Pandemie ist vor allem auch der deutsche Mittelstand in den Fokus gerückt. Die Stadtsparkasse Düsseldorf hat sich vorgenommen, die jungen Wilden und die wichtigste Stütze der deutschen Wirtschaft einander anzunähern. Davon profitiert auch die Bank, sagt Innovationsexperte Robin Nehring. Wie und auf welche Partnerschaften in Düsseldorf besonders geschaut wird, erklärt er im BANKINGNEWS-Interview.

BANKINGNEWS: Die Stadtsparkasse Düsseldorf ist an zwei Venture Capital Fonds beteiligt, neoteq ventures und Capnamic Ventures. Erläutern Sie uns kurz den Hintergrund. 
Robin Nehring: Uns haben verschiedene Gründe dazu bewogen, uns an den beiden Fonds zu beteiligen. Zum einen möchten wir innovative Start-ups aktiv mit Mittelständlern in der Region vernetzen. Zum anderen erwarten wir uns auch neue Impulse für unser eigenes Kerngeschäft. Intern wollen wir ein besseres Verständnis für Tech-Themen und eine entsprechende Expertise aufbauen. Der Austausch mit Start-ups ist da eine wichtige Voraussetzung. Nur so können wir auch als 360-Grad-Lösungspartner für unsere Kunden auftreten.

Was verspricht sich Ihre Bank von der Beteiligung und welche Mehrwerte bietet diese für Ihre Kunden?
Über unsere Beteiligung und den aktiven Austausch mit Capnamic und neoteq haben wir einen tiefen Einblick in die Start-up-Szene und einen Blick auf vielversprechende Geschäftsmodelle. Wir sind sehr an Start-ups mit innovativen Lösungen interessiert, die einen Mehrwert in der Wertschöpfungskette unserer Privat- und Firmenkunden oder für uns selbst darstellen. Das können ganz unterschiedliche Lösungen sein: etwa Steuersoftware, Cybersecurity-Tools oder auch Augmented-Reality-Angebote.

Welche Rollen spielen Banken generell bei der Modernisierung/Stärkung der deutschen Wirtschaft und wie positioniert sich Ihre Bank dabei genau?
Banken nehmen eine zentrale Stellung im Wirtschaftskreislauf ein. Ich denke, Sparkassen als regional verwurzelte Kreditinstitute haben hier eine Sonderrolle, weil sie sich in besonderem Maße für die regionale Wirtschaft einsetzen. Und das nicht als bloßer Finanzierungspartner, sondern als kompetenter 360-Grad-Partner. Deshalb beraten wir unsere Kunden entlang der gesamten Wertschöpfungskette und bieten passgenaue Lösungen mit Mehrwerten an. Ein gutes Beispiel ist das Thema Digitalisierung, für das wir uns seit mehr als einem Jahrzehnt in Form von Workshops, Veranstaltungen, Whitepapers, Plattformlösungen und mehr stark machen. Vor Kurzem haben wir auch einen Digitalisierungscheck entwickelt, der Unternehmen bei der Nutzung ihres Zukunftspotenzials unterstützt. Dabei arbeiten wir auch eng mit externen Partnern zusammen.

Wie erfolgt die Zusammenarbeit zwischen Mittelstand, Fonds- und Innovationsmanagement?
Wir tauschen uns regelmäßig mit dem jeweiligen Fonds-Management aus. Über den Zugang zum sogenannten Deal-Flow können wir uns eine Vielzahl von Start-ups anschauen. Wenn es zu einer Zusammenarbeit kommt, informieren wir unsere Kunden auf allen Kanälen über das neue Angebot.

Lassen sich bei dieser Zusammenarbeit Schwerpunktthemen feststellen? Nennen Sie uns doch bitte einige prägnante Beispiele.
Wir suchen nach relevanten Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette unserer Kund:innen. Ein Beispiel ist die Kooperation mit Circula, die seit Ende 2019 besteht. Das Start-up bietet eine digitale Lösung für Reise- und Spesenabrechnungen an. Dazu müssen die Belege nur über die kostenpflichtige App fotografiert werden und landen über eine Schnittstelle auch bei der DATEV. Den Zugang haben wir damals über Capnamic erhalten. Weitere Kooperationen bestehen mit dem Cybersecurity-Start-up Perseus und Wundertax, die ein Steuererklärungs-Tool für Studenten anbieten.

Anhand welcher Kriterien screenen und bewerten Sie gute Ideen oder Partnerschaften? Worauf achten Sie dabei am meisten?
Ganz klar, der „fit to market“ bzw. „to customer“ muss passen. Die Lösung des Start-ups sollte einen Mehrwert für eine möglichst breite Gruppe unserer Kunden darstellen. Wir bevorzugen deshalb Angebote, die nicht allzu komplex sind und eher Alltagsherausforderungen lösen. Die Hürde zur Zusammenarbeit muss so gering wie möglich sein.

Wie werden diese konkret umgesetzt und was sind die relevanten Erfolgsfaktoren dabei?
In einem ersten Schritt erfolgt das Screening von Start-ups, um mögliche strategische Kooperationen aufzusetzen. Hier evaluieren wir die Start-ups und deren Geschäftsmodelle umfassend. Als nächstes erfolgt dann in Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Fachbereich die Bewertung nach einem strukturierten Verfahren. Anschließend wird eine Empfehlung an den Vorstand ausgesprochen. Stimmt dieser einer Kooperation zu, erfolgt die Umsetzung in interdisziplinären Teams.

Inwiefern wird sich die Bedeutung dieser Zusammenarbeit in Zukunft verändern?
Partnerschaften mit Start-ups werden definitiv zunehmen. Digitale Geschäftsmodelle vereinfachen und beschleunigen Prozesse in Unternehmen. Wer sich zukunftssicher aufstellen möchte, kommt nicht darum herum, sich damit zu beschäftigen. Aber nicht jedes Unternehmen kann Lösungen selbst bereitstellen. Häufig sind es Start-ups, die Technologietrends aufgreifen und daraus innovative Lösungen entwickeln. Kooperationen zwischen etablierten Unternehmen und Start-ups sind also unumgänglich.

Interview: Laura Kracht

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