Auch für die Finanzwelt gilt: Frische Ideen und Innovationsfähigkeit sind unverzichtbar, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Hier schaffen besonders Startups innovative Lösungen. Doch die Zusammenarbeit zwischen Startups und Banken hat bisher selten zu großen Erfolgen geführt. Deshalb hat die LBBW Venture Clienting (VCL) als Corporate-Innovation-Vehikel eingeführt. Hier werden Lösungen von Startups in die Bank integriert. Der klare Effizienzfokus und der strategische Ansatz des LBBW Venture-Client-Modells schaffen messbaren Geschäftsnutzen. Doch damit sie ihr volles Potenzial entfalten kann, muss eine VCL-Einheit strategisch aufgebaut werden. Fünf Faktoren sind dafür entscheidend.
1. Verständnis schaffen: Startups sind hochspezialisierte Technologieanbieter
Aktive Aufklärung ist entscheidend. Zuerst muss ein internes Verständnis dafür geschaffen werden, was (Top-)Startups sind: Hochspezialisierte Technologieunternehmen mit vielen Millionen R&D-Budget und Zugang zu den besten Experten. Selbst ein Technologieriese wie Apple hat eingesehen, dass sein Forschungsbudget nicht mit dem Risikokapital einiger Startups konkurrieren kann und nutzt für die Entwicklung des iPhones mindestens neun Venture-Client-Lösungen.
2. Regulatorischer Rahmen: Die Gratwanderung meistern
Wenige Sektoren sind so stark reguliert wie der Finanzsektor. Die Einhaltung dieser Regeln ist unabdingbar, gleichzeitig dürfen sie nicht als Innovationshemmnis verinnerlicht werden. Die Herausforderung besteht darin, innovative Lösungen von Startups zu integrieren, ohne die regulatorischen Anforderungen zu verletzen. Dies setzt ein tiefes Verständnis der nationalen und internationalen Vorschriften voraus, die das Bankwesen, Finanzdienstleistungen, Datenschutz und die Zusammenarbeit mit Dritten regeln.
3. Interne Vernetzung: Die Basis für reibungslose Prozesse
Eine starke interne Vernetzung ist entscheidend für den Erfolg. Relevante Abteilungen müssen eng zusammenarbeiten, um die Integration neuer Technologien effizient zu gestalten. Ein starkes Netzwerk von internen Unterstützern – den VCL-Multiplikatoren – hilft dabei, die Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen zu stärken. Das schafft nicht nur Effizienz, sondern fördert auch eine positive Innovationskultur innerhalb der Bank.
4. Die Teamzusammenstellung: Interdisziplinäre Brückenbauer
Erfolgreiches VCL erfordert ein engagiertes Team, das sich voll und ganz auf diese Aufgabe konzentrieren kann. Das Team muss deshalb über ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse und Herausforderungen der Bank verfügen, und die Fähigkeit besitzen, diese mit den innovativen Lösungen der Startups in Einklang zu bringen. Damit das gelingt, ist ein interdisziplinäres Team von Vorteil, das die Schnittstellen zwischen den verschiedenen Fachbereichen der Bank gezielt steuert.
5. Risiken managen: VCL ist kein Hintertürchen
Ein Startup als Zulieferer zu wählen, birgt ein höheres Risiko als die Entscheidung für einen etablierten Anbieter. Auch wenn die Vorteile oft überwiegen, müssen diese Risiken erkannt und gemanagt werden. Eine professionelle VCL-Einheit kennt etwa den Hintergrund der Gründer, die Investorenstruktur, die Funding-Situation und die damit verbundenen Risiken. Wichtig ist es, Startup-Lösungen mit VCL nicht durch eine Hintertür in das Unternehmen zu bringen. Zwar sollte die Anbindung schneller erfolgen als bei klassischen Prozessen, doch sie muss einer strengeren Prüfung standhalten.
Der Aufbau einer VCL-Einheit in einer Bank ist eine komplexe, aber vielversprechende Herausforderung. Mit einem klaren strategischen Ansatz, der auf einer starken internen Vernetzung, einer offenen Kommunikationskultur und einem tiefen Verständnis der regulatorischen Rahmenbedingungen basiert, kann auch eine Bank die Innovationskraft von Startups effektiv nutzen.
Dominik Schütz
Dominik Schütz ist Leiter des Innovation Labs der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).