BANKINGNEWS: Worin sehen Sie die größten Stärken Ihrer Bank?
Heinz Hilger: Standard Chartered ist ein globaler Finanzdienstleister mit einem breit aufgestellten Netzwerk. Unser Institut blickt auf eine 160-jährige Geschichte zurück. Durch unsere Aktivität in mehr als 50 Märkten haben wir eine Bank aufgebaut, die sich durch vielfältige Erfahrungen, Fähigkeiten und eine besondere Unternehmenskultur auszeichnet. Unsere Kernmärkte in Afrika, Asien und dem Nahen Osten gehören zu den weltweit dynamischsten Märkten. Sie sind Schrittmacher für das globale Wachstum. Die Menschen, die wir betreuen und die Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten, sind Triebkräfte für Handel und Innovation und von zentraler Bedeutung für den Übergang zu einer fairen, nachhaltigen Zukunft. Unsere Stärken liegen in unseren Fähigkeiten, unserem Netzwerk, unseren Mitarbeitern und unserer Unternehmenskultur. Dabei arbeiten wir nach dem Motto „We are here for good“.
Welche Rolle spielt der deutsche Markt für die Standard Chartered Bank?
Auch in Deutschland sind wir mit der Standard Chartered Bank AG präsent. Als EU-Hub ist unser Standort in Frankfurt Dreh- und Angelpunkt all unserer europäischen Aktivitäten. Für uns spielt sie daher eine entscheidende Rolle, um unsere europäischen Firmenkunden und Finanzinstitute zu unterstützen und ihre Bedürfnisse zu decken. Dabei helfen wir ihnen bei der globalen Expansion, der Reduzierung ihres ökologischen Fußabdrucks oder der Nutzung innovativer Banklösungen.
Mit welchen Innovationen beziehungsweise Themen beschäftigt sich Standard Chartered aktuell am intensivsten?
Natürlich ist Cloud Computing äußerst wichtig für die nächste Phase der digitalen Transformation. Dank der Auslagerung der technischen Infrastruktur an Cloud-Dienste verbessern sich Agilität und Innovationskraft. Gleichzeitig erhöht sich so unsere betriebliche Effizienz und Ausfallsicherheit. Während die Disruption in der Finanzbranche fleißig voranschreitet, konzentrieren wir uns auf den Kundennutzen. Mit dem „Cloud-first“-Ansatz wird unsere Vision von Finanzdienstleistungen Wirklichkeit. Wichtige Bestandteile davon sind virtuelles Banking, neue Lösungen im Zahlungsverkehr, Open Banking und Banking as a Service. Natürlich wird auch Cybersicherheit ein zentrales Thema sein. Schließlich greifen Mitarbeiter auf der ganzen Welt auf die Kernsysteme von Unternehmen zu. So ergeben sich neue Einfallstore für Cyberbedrohungen. Es ist notwendig, wachsam zu bleiben. Mitarbeiter müssen in den Verhaltensregeln geschult und gleichzeitig muss sichergestellt werden, dass die Kernsysteme geschützt bleiben. Darüber hinaus möchten wir unsere Datenanalyse intensivieren. Durch die verstärkte Nutzung digitaler Kanäle kann alles gemessen und gewonnene Erkenntnisse genutzt werden. Das führt zu besseren Entscheidungen im Sinne der Kunden. Schlussendlich verändert sich durch die Digitalisierung auch die Arbeitswelt als Ganzes. Die Zukunft der Arbeit wird hybrid sein. Investitionen in digitale Möglichkeiten, die die Mobilität, die Teamarbeit und die Innovation verbessern und Teams in die Lage versetzen, digital zusammenzuarbeiten, werden weiterhin hohe Priorität haben.
Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran. Wo sehen Sie hierbei die größten Herausforderungen?
Natürlich bieten Innovation und Technologie enorme Möglichkeiten. Und das nicht nur für mehr Effizienz, sondern auch um mehr Finanzdienstleistungen da bereitzustellen, wo sie am meisten gebraucht werden. Bestehende Systeme können aber zu Herausforderungen werden. Wir tätigen Investitionen, um unsere Fähigkeiten mit neuen Technologien zu verbinden, damit wir unsere Kunden je nach ihren spezifischen Bedürfnissen unterstützen können.
Technologieanbieter drängen zunehmend in den Bankenmarkt. Sehen Sie Amazon und Co. als ernsthafte Konkurrenz? Welche anderen Player halten Sie für „gefährlich“?
Die Welt wird nun einmal immer digitaler. Daher ist es unser Ziel, 50 Prozent unserer Erträge mit Hilfe von digitalen Initiativen zu erzielen. Unsere Innovationen sind darauf ausgerichtet, die Standard Chartered Bank umzugestalten und das Wachstum in den dynamischen Märkten, die wir bedienen, weiter voranzutreiben. Um unser Geschäft auszubauen und unsere Reichweite zu vergrößern, gehen wir auch Partnerschaften ein. Wir arbeiten über unser gesamtes Netzwerk hinweg und mit einer Vielzahl von Partnern zusammen, darunter Technologieunternehmen und Fintechs. Sie sind für uns Partner und keine Wettbewerber. Gemeinsam führen wir neue Wege des Bankings ein, die die finanzielle Integration fördern und gleichzeitig eine langfristige Rentabilität ermöglichen. Mit SC Ventures haben wir auch einen eigenen Innovationszweig. Hier können wir Dienstleistungen im Stil von Start-ups erbringen, ohne die Sicherheit eines regulierten Unternehmens zu verlieren.
Was denken Sie: Was wird der nächste große Trend in der Branche sein?
Nachhaltige Finanzierung ist nichts Neues, jedoch spielen Banken eine wichtige Rolle im Wettlauf zu einer „Netto-Null“-Bilanz. Dieses Thema wird weiter an Aufmerksamkeit gewinnen. Banken werden ihre eigenen Strategien und Positionen weiter überprüfen müssen. Insbesondere in Bezug auf die Art und Weise, wie sie ihre Kunden unterstützen und ihren eigenen CO2-Fußabdruck reduzieren. Innovative nachhaltige Finanzierungslösungen, verbunden mit ESG werden den Weg weisen. Wir sind in einer einzigartigen Position, um die massive Umschichtung von Kapital in Richtung nachhaltiger Finanzierungen zu unterstützen, die für Investoren, Unternehmen und Privatpersonen gleichermaßen zu einer Priorität geworden ist. Wir haben uns vorgenommen, die Umsätze mit nachhaltigen Finanzierungen signifikant weiterzuentwickeln, unser Geschäft weiter auszubauen sowie ökologische und soziale Erwägungen in alle unsere Entscheidungen einzubeziehen. Das Ziel steht fest: Wir wollen die nachhaltigste und verantwortungsvollste Bank der Welt werden.
Interview: Fiona Gleim
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