,

„Den Nachbearbeitungsaufwand so gering wie möglich gestalten“

Im Jahr 2015 kam es zu einer Sonderprüfung der BaFin, wodurch die Dortmunder Volksbank ihren gesamten Kundendatenbestand innerhalb kürzester Zeit aktualisieren musste. Im Nachgang entwickelte man mit der Comline AG die Idee für „helic ID“, einer Software zur schnellen und einheitlichen Erfassung von Legitimationsdaten. Rüdiger Fuchs erzählte uns im Gespräch weitere Details zum Projekt.


Rüdiger Fuchs leitet den Geschäftsbereich Financial Services bei der Comline AG. Zuvor war er 20 Jahre in der Sparkassenorganisation tätig.

BANKINGNEWS: Herr Fuchs, Ihr Unternehmen hat mit helic ID eine Applikation entwickelt, die beim Onboarding und der systematischen Archivierung von Kundendaten hilft, indem sie Daten von einem Personalausweis scannt und direkt in das System der Bank überführt. Wann und wie kamen Sie zu der Idee und wie lange dauerte der Implementierungsprozess?

Rüdiger Fuchs: Die Idee zur Umsetzung entstand in einem gemeinsamen Gespräch, das wir mit einem unserer Kunden geführt haben, der bereits unsere Softwarelösung zur automatisierten Bilanzaufbereitung verwendet. Datenqualität ist nicht nur wegen des Geldwäschegesetzes ein wichtiges Gut bei Banken und Sparkassen – da kam die Idee ursprünglich her –, sondern auch aus vertrieblicher Sicht. In der Bank bestand konkreter Handlungsbedarf, sodass wir gemeinsam überlegten: Wie können wir einen digitalen Prozess für die Legitimationsdatenverarbeitung generieren? Denn der Vorherige war mit vielen Medienbrüchen versehen und damit natürlich sehr fehleranfällig. Von der abgestimmten Idee bis zur Auslieferung des ersten Prototyps haben wir etwa ein dreiviertel Jahr benötigt.

Was sehr schnell ist.

Ja, das lag vor allem daran, dass wir bereits auf bestehende leistungsfähige Komponenten zurückgreifen konnten und das nötige Know-how im Haus besitzen.

Ein gutes Vehikel, um den Kunden in die Filiale zu locken

Musste die interne IT der Dortmunder Volksbank dabei stark involviert werden?

Wir haben das Projekt in mehreren Workshops gemeinsam entwickelt und ein Fachkonzept aufgesetzt. Nach der Auslieferung des ersten Prototyps erhielten wir noch ein paar zusätzliche Wünsche und Anmerkungen. Das ist aber vollkommen normal bei solch einem Projekt. Die Praxis zeigt, dass man in verschiedenen Punkten ab und zu unterschiedlicher Meinung ist, aber das haben wir entsprechend nachjustiert und natürlich mit den technischen Ansprechpartnern beim Kunden realisiert. Selbstverständlich mussten wir einen Einblick in die internen Prozessabläufe gewinnen, um die Software optimal anbinden zu können.

Bedarf es dafür eines speziellen Kernbankensystems?

Grundsätzlich ist die Software offen programmiert. Somit kann man verschiedene Banksysteme anbinden. Wir sind jetzt mit der Anbindung für die Genossenschaftliche FinanzGruppe gestartet. Aber da wir auch aus der Sparkassen-Organisation erste Anfragen haben, werden wir das Projekt in der nächsten Zeit auch für die übrigen Gruppen oder einzelne Banken realisieren. Hinsichtlich der Hardwarevoraussetzungen ist zu beachten, dass überall dort, wo die Legitimationsprüfung stattfinden soll, ein Scanner zur Verfügung steht. In bestimmten Fällen genügen auch Multifunktionsgeräte. Das prüfen wir individuell. Perspektivisch wollen wir den Häusern, die noch in die Hardware investieren müssen, ein Gesamtpaket anbieten.

Kann die Applikation auch für das Bestandskundengeschäft einen Mehrwert liefern?

Absolut. Im Normalfall haben wir folgendes Szenario: Der Kunde kommt in die Geschäftsstelle, der Personalausweis wird gescannt, man liest die Daten aus, vergleicht diese mit denen des Kernbankenverfahrens und erstellt automatisch Korrekturdatensätze für alle vorhandenen Kundenstammdaten im System. Somit entfällt eine manuelle Erfassung der zu ändernden Legitimationsdaten vollständig. Es gibt allerdings auch Banken, die sich mit nur einer Erstlegitimation begnügen, doch aufgrund der letzten Novelle des Geldwäschegesetzes müssen auch bei Bestandskunden nun häufiger Legitimationsprüfungen durchgeführt werden. Wir sehen das Thema zudem aus der Perspektive des Vertriebsanlasses. Denn es ist ein gutes Vehikel, um den Kunden in die Geschäftsstelle zu locken.

Auslesequote ist extrem hoch

Wie steht es um die Korrektheit? Gibt es notorische Fehlerteufel?

Grundsätzlich ist die Auslesequote der Software extrem hoch. Es kommt zu Problemen, wenn die Kommunen etwa bei Umzügen entsprechende Aufkleber auf der Rückseite des Ausweises anbringen, die unterschiedlich gestaltet sind. Aber damit beschäftigen wir uns gegenwärtig, um zu besseren Ausleseergebnissen zu kommen und den Nachbearbeitungsaufwand so minimal wie möglich zu gestalten.

Der Start war erfolgreich. Sehen Sie weiteres Potenzial für die Zukunft?

Durchaus. Die Technik, die wir hier zum Einsatz gebracht haben, kann man sich dort vorstellen, wo es Stand heute zu Medienbrüchen in der Bearbeitung kommt. Das können kleine Bausteine sein, aber überall, wo digitale Dokumente zum Einsatz kommen und Daten trotzdem manuell erfasst werden müssen, kann die Technik Hilfestellung geben. Die Reaktionen der Banken und Sparkassen zeigen bereits, dass es Ideen gibt, wie man so etwas weiterentwickeln kann.