Probleme erkennen, bevor sie zu Problemen werden

Die Finanzbranche verändert sich – umso komplexer wird die Überwachung der gesamten IT-Landschaft. Thomas Trenner von Cisco und Felix Oberländer von Computacenter sprechen im Interview über neue Mentalitäten, isolierte Sichtweisen und die Fehlersuche bei der Pizzabestellung.


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BANKINGNEWS: IT-Infrastrukturen sind zunehmend entscheidend für den Geschäftserfolg. Ist das in der Mentalität von Führungskräften in Banken angekommen?
Felix Oberländer: Absolut. Es gibt rapide Veränderungen in der Finanzbranche, auf die Führungskräfte natürlich reagieren müssen. Zum Beispiel treten Fintechs und Big Techs in den Finanzmarkt ein. Sie haben andere Voraussetzungen, auf Digitalisierung einzugehen beziehungsweise deren Treiber zu sein. Das ist auf den Führungsebenen angekommen. User Experience ist das zentrale Thema. Denn eine schlechte Erfahrung reicht oft aus, damit ein Kunde den Anbieter wechselt. Und das kann sich kein Finanzinstitut leisten.
Thomas Trenner: Digitalisierung ist natürlich ein Buzzword. Aber es ist auch einfach die Realität, dass sich das Thema in den letzten Jahren potenziert hat. Digitalisierung überholt sich gerade in ihrer eigenen Geschwindigkeit. Viele Bankmitarbeiter sind mittlerweile im Homeoffice, hier muss sichergestellt sein, dass sie reibungslos und sicher arbeiten können. Die kritische Bereitstellung der Infrastrukturen für Mitarbeiter ist das eine und das andere ist die für Kunden. Denn auch Kunden erledigen vieles von zu Hause. Also dass IT-Infrastrukturen eine kritische Komponente für erfolgreichen Bankbetrieb sind, ist mittlerweile überall angekommen.

Sie sagten: „Digitalisierung überholt sich selbst“. Welche Entwicklungen dürfen Entscheider hier keinesfalls verpassen?
Felix Oberländer: In der Vergangenheit wurde Vieles manuell oder halb automatisiert vollzogen. Heute ist die Infrastruktur dahinter einfach zu komplex. Große Datenmengen und komplexe Applikationslandschaften transparent zu machen, ist der Grundstein für den Unternehmenserfolg. Da ist es zentral, dass Führungskräfte genau dahingehend den Anschluss nicht verpassen.
Thomas Trenner: Bislang haben Banken keine Entwicklung verpasst, allein aus dem intensiven Wettbewerbsumfeld und dem Zwang der Regulierung heraus. Aber es besteht ein „Information Overload“ für alle Finanzdienstleister. Einmal angenommen, Sie wollen über das Handy eine Pizza bestellen und die App funktioniert nicht. Jetzt ist die Frage: Warum nicht? Ist der Fehler im Endgerät? Funktioniert der WLAN-Router nicht? Liegt es am Pizza-Service, an der Applikation, am Internet Service Provider, am Netzwerk? Oder ist die Applikation angegriffen worden?
Es gibt ein derart breites Feld an Schadensursachen, dass es nahezu unmöglich ist, sie schnell identifizieren zu können. Und das ist nur eine Applikation. Eine Bank nutzt natürlich viele Applikationen und damit potenzieren sich die Möglichkeiten für Fehlerquellen. Es ist also in erster Linie die Komplexität, die Banken überrennt. Und die gilt es, zu beherrschen.

Wie kann dies realisiert werden?
Felix Oberländer: Das gelingt durch transparente Prozesse und Architekturen. Man muss identifizieren können, wo Prozesse ins Stocken geraten könnten oder wo es Ausfälle geben kann. Unsere Full-Stack-Observability-Lösungen machen das vollautomatisiert und geben Handlungsempfehlungen an die IT. Und das sowohl für interne als auch extern bezogene Applikationen. Die Tools zeigen das Problem, bevor es wirklich zum Problem wird.
Thomas Trenner: Das Monitoring der eigenen Infrastruktur ist nichts Neues und ist etabliert bei Banken und Versicherungen in Deutschland. Aber die isolierte Sichtweise auf die eigene Infrastruktur reicht nicht aus. Hier bieten Cisco und Computacenter eine Lösung an, in der alle Abhängigkeiten in einem Unternehmen kombiniert werden. Banken sehen jederzeit, in welchem Gesundheitszustand ihr Institut ist. Und sie können sich mit Künstlicher Intelligenz proaktiv darüber informieren, wann und warum eine Applikation eventuell nicht mehr verfügbar sein wird.
Es ist auch möglich, eine Klassifizierung einzubringen. Denn manche Applikationen sind geschäftskritisch und andere nicht. Banken können den Ausfall einer Applikation mit Unternehmenskennzahlen verbinden und wissen dann direkt, wie hoch der finanzielle Verlust in diesem Fall wäre.

Stichwort Fachkräftemangel: Auch in Banken fehlen IT-Spezialisten. Wie kann Ihr Tool hier helfen?
Thomas Trenner: Die Grundprinzipien der Lösung sind Performance, Optimierung und Sicherheit. Sie ist darauf ausgerichtet, proaktiv geschäftskritische Applikationen zu monitoren. IT-Abteilungen müssen also nicht mehr suchen, sondern bekommen die Informationen direkt. Der Fachkräftemangel ist in jeder Branche prominent visibel, speziell im IT-Bereich. Wenn wir es hier schaffen, den Betrieb hochgradig zu automatisieren und das auch noch fehlerfrei und sicher, lindert das ein wenig den Schmerz, dass man nicht alle Mitarbeiter so einstellen kann, wie man das möchte.

Interview: Laura Kracht

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