Ja, in der Überschrift sind viele Worte mit „F“. Vielleicht hilft die Alliteration aber dabei, das Problem zu verdeutlichen. Denn Fakt (auch ein Wort mit „F“) ist: In den Führungsetagen der Finanzbranche fehlen Frauen. Und: Frauen in der Finanzbranche verdienen deutlich weniger als ihre Kollegen, nämlich rund ein Drittel.
Woran liegt das? Wie so oft, ist die Ursache nicht monokausal, wie es etwa in geisteswissenschaftlichen Argumentationsansätzen so schön heißt, sondern komplex. Der Fall muss differenziert betrachtet werden.
Ein wichtiger Punkt dabei beginnt auch mit „F“: Familie. Wenn es um Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen geht, sind meist die Frauen dran. Sie arbeiten dann zeitweise gar nicht oder in Teilzeit – und haben bis in die Rentenphase Einbuße. Das gilt branchenübergreifend.
Die Finanzbranche unter weiblicher Aufsicht
Apropos Branchen: Auch hier ist Deutschland alten Rollenmustern treu. „Klischeefreie Berufswahl“ (Bundesbildungsministerium) schön und gut, doch die Realität hinkt hinterher.
Der Finanzsektor ist zwar keine klassische Männerbranche, aber traditionell strukturiert. Hier arbeiten ungefähr genauso viele Frauen wie Männer. Doch schaut man die Karriereleiter hinauf, findet man immer weniger Frauen.
Natürlich stehen ungleiche Bezahlung und Mangel an Frauen in Führungspositionen im Zusammenhang. Doch wieso ist das gerade hier so virulent? Boni und Zusatzzahlungen sind die Zauberwörter. Und die werden bekanntlich entweder ausgehandelt oder meist auf einer nicht unbedingt objektiven Grundlage vergeben.
Auch hier kommen wieder die Geschlechterstereotypen ins Spiel: Frauen, die etwas fordern, mag man(n) nicht. Allzu leicht werden sie als „herrisch“, „zickig“ oder „egoistisch“ abgestempelt. Das heißt auch: Frauen haben es schwerer in die Führungsetagen aufzusteigen, weil die von Männern dominiert sind und wie gesagt: Forderungen von Frauen mag Mann eher nicht.
Hinzu kommt: In der Branche sind die Gehälter überdurchschnittlich hoch – und das Gehalt steigt hier überproportional, je länger man arbeiten muss. Da Frauen aber oft weniger Stunden arbeiten, haben sie nichts davon. Und da schließt sich der Kreis.
Vom Suchen und Finden führungsfähiger Frauen
So bleiben viele Frauen in der Finanzbranche irgendwann karrieretechnisch auf der Strecke. 2015 bis 2018 tat sich bei den 100 größten Banken Deutschlands in puncto Frauenanteil in Vorständen nur wenig oder gar nichts. Im Jahr 2019 stellte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin jedoch einen Zuwachs von 1,1 Prozent fest. Der Anteil liegt nun bei 9,8 Prozent. Wie im vergangenen Jahr haben 2019 nur fünf der 100 größten Banken weibliche Vorstandsvorsitzende.
Bisher waren die Aufsichtsräte der Branche ein Lichtblick, der Frauenanteil war hier vergleichsweise hoch – aber die Frauenquote in den Aufsichtsräten der 100 größten Banken blieb 2019 im Vergleich zum Vorjahr unverändert bei rund 23 Prozent.
Die Branche hat also durchaus eine männliche „Note“ und hier bleibt man gern beim Alten. Aber Besserung ist in Sicht: Viele Banken haben Gender beziehungsweise Diversity oben auf ihre Agenda gesetzt. Nach Nachhaltigkeit und Prozessoptimierung und…
Aber Sarkasmus beiseite, positive Beispiele lassen sich finden, etwa die deutsche Niederlassung der Banco Santander. Führungsetage: Nur Männer. Aufsichtsrat: 60 Prozent Frauen. Und: Ganz oben ist auch eine Frau. Die HSBC Trinkaus wird ebenso von einer Frau geführt. Im Mai 2020 hat auch die EZB ein Frauenförderprogramm auf den Weg gebracht, durch das ein ausgeglicheneres Geschlechterverhältnis in der Notenbank erreicht werden soll.
In vielen Kreditinstituten wird heute verstärkt nach weiblichen Spitzenkräften gesucht. Schwarzseherei ist also nicht angebracht und bei diesem Thema auch alles andere als produktiv. Denn nur wenn man glaubt, dass man etwas bewegen kann, wird man es auch versuchen. Und versuchen tun Banken es ja – aber es dauert eben, wenn sich Strukturen über Jahrzehnte durchgesetzt haben.
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