Die Corona-Pandemie ist das Thema der letzten Monate. Und in der Krisenzeit bekommt das Sprichwort „Nur Bares ist Wahres“ offenbar eine neue Relevanz. Denn in der Corona-Krise scheinen die Deutschen nicht nur Konservendosen und Klopapier zu horten, sondern auch Bargeld.
Das zeigte eine von der ING Deutschland in Auftrag gegebene Studie. So hätten die Deutschen im März 2020 rund sechs Milliarden Euro mehr Bargeld Zuhause als in den Vormonaten. Und Deutschland steht damit nicht alle da: Das Bunkern von Bargeld ist in der gesamten Euro-Zone zu beobachten. Hier seien im März etwa 30 Milliarden Euro mehr Scheine und Münzen im Umlauf gewesen.
Auch, wenn das „Bargeldsparen“ nur die Fortsetzung einer seit etwa zehn Jahren andauernden Tendenz ist, wird doch deutlich, dass sich die Bevölkerung in Krisenzeiten anscheinend lieber auf materielles Geld verlässt. Denn auch in der Finanzkrise 2008 war dieses Phänomen zu beobachten. Damals liefen die Menschen in Scharen zu den Bankfilialen und wollten Geld abheben. Das ging so weit bis kaum noch 500- und 200-Euro-Scheine mehr da waren.
Bargeld Zuhause, mit Karte im Supermarkt
Bargeld scheint das Gefühl von Sicherheit und Kontrolle zu geben. Besonders, wenn man ohnehin verunsichert ist. Der März war der Monat, in dem die Pandemie erstmals ein deutschlandweites Ausmaß erreichte und Schutzmaßnahmen wie die Ausgangsbeschränkungen in Kraft getreten sind. Schlagzeilen, die eine Gefährdung des Bargeld-Zugangs prophezeiten, dürften die Tendenz zum Bargeld-Horten noch verstärkt haben.
Paradoxerweise hat sich noch ein anderer Trend im Zahlungsverkehr durch die Pandemie verstärkt, wie Jürgen von der Lehr, Leiter Daily Banking & Payments bei der ING Deutschland, sagt: „In den letzten Jahren haben wir schon eine konstante Entwicklung in Richtung bargeldlose Zahlungen gesehen. Die Auswirkungen von COVID-19 haben zu einem sprunghaften Anstieg bargeldloser Zahlungen geführt, was einem Anstieg entspricht, den wir sonst in einem Zeitraum von drei Jahren sehen.“ Und weiter: „Wir sehen hier eine ausgesprochene Disruption, getrieben durch den gleichzeitigen Wunsch des Handels und der Kunden, sich durch einen physischen Sicherheitsabstand beim Bezahlvorgang vor Infektionen zu schützen.“
Greifen Menschen also nur noch dann zum Bargeld, wenn sie verunsichert sind? Dient Bargeld lediglich als sicherer Hafen? Haben Scheine und Münzen also nur noch eine Chance, wenn die Niedrigzinsphase anhält und sich Finanzkrisen häufen? Wie bezahlen wir dann in Zukunft?
Diese und weitere aktuelle Fragen zum Thema Payment werden beim BANKINGCLUB-Fachkongress „Next Generation Payment“ am 29. und 30. September 2020 intensiv diskutiert. Zum Programm und zur Anmeldung geht es hier. Auch in der BANKINGNEWS-Ausgabe 278 wird das Thema Payment im Special aufgegriffen.
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