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Pertlwieser geht: Ist das das Ende der Digitalisierung bei der Deutschen Bank?

Er ist – oder besser: Er war der maßgebliche Treiber hinter der Online-Strategie der größten Bank der Republik. Denn nun verlässt Dr. Markus Pertlwieser, Chief Digital Officer Privatkundengeschäfts der Deutschen Bank, das Geldhaus. Was passiert dort jetzt bei der Digitalisierung?


Die Ära Pertlwieser bei der Deutschen Bank geht zu Ende. Was heißt das für die Digitalisierung dort? Grafik zum Daily Kopf oder Zahl

Die Tage des Digitalstrategen Markus Pertlwieser bei der Deutschen Bank sind gezählt. In nicht allzu ferner Zukunft wird er dem Kreditinstitut den Rücken kehren. Damit büßt die Bank aber nicht nur ihren wahrscheinlich bekanntesten Experten für Digitales ein, sondern auch einen engagierten Vordenker. Denn Pertlwieser war der Ansicht – und diese vertrat er auch öffentlich –, dass das Konzept „Bank“ neu überdacht werden müsse. Er hatte eine konkrete Vorstellung vom Banking der Zukunft und glaubte, dass die Deutsche Bank zu einem Plattform-Unternehmen werden solle.

In einem Gespräch erläuterte er: „Dank der Digitalisierung sind Produkte in gleicher Qualität und in beliebiger Zahl überall auf der Welt replizierbar. Genau das ist auch in der Bankenbranche der Fall. Das Konto oder der Kredit werden austauschbar und dann bleibt eine Frage: Möchten Sie weiterhin Produzent sein, weil sie das Produkt extrem effizient herstellen können und dafür auf Kundenkontakt verzichten – oder wollen Sie ein Marktplatz werden?“ Pertlwieser gab die Antwort gleich selbst mit: „Wir wollen ein Marktplatz sein, weil wir uns davon mehr versprechen.“

Die „Affäre Pertlwieser“

Entsprechend wurde der heute 45-jährige Pertlwieser, der zuvor bei der Unternehmensberatung McKinsey als Partner tätig war, zum Aushängeschild des neuen Konzepts der Deutschen Bank in Richtung Plattform. Auch andere Projekte wie etwa Yunar, eine App zur Verwaltung von Bonuskarten, oder die Plattform Zinsmarkt trieb der Digitalisierungsexperte voran.

Immer mit dem Gedanken im Kopf, dass Marktplätze geschaffen werden müssen, die Kunden Leistungen auch abseits vom klassischen Bankgeschäft anbieten. Genau diese Marktplätze wurden nun offenbar zum Stein des Anstoßes. Stehen sie doch in Konkurrenz zu internen Lösungen. Hinzu kommt: Die Ambitionen von Pertlwieser waren offenbar ein bisschen zu groß für die Budgetplanung der Deutschen Bank. Es gab also ein paar Krisenherde zwischen dem 45-Jährigen, der 2008 in das Geldhaus kam, und Konzernchef Christian Sewing.

Die Deutsche Bank verhält sich zu der Sache wie ein „halber Gentleman“: Sie schweigt zwar, aber genießen wird sie die Debatte um den Weggang höchstwahrscheinlich nicht. Und doch ist etwas ohnehin auch unausgesprochen sichtbar: Anhand der „Affäre Pertlwieser“ zeigen sich grundsätzliche Differenzen, die die Bankbranche beim Thema Digitalisierung umtreiben.

Wofür digitalisieren?

Dabei steht zum Beispiel die Frage im Raum, was man mit Digitalisierungsbestrebungen im Unternehmen erreichen will. Denn der Digitalchef hatte wohl aufgrund des Sparkurses zu wenig Raum für seine angestrebten Projekte. Hier muss sich eine Bank überlegen, ob Digitalisierung in erster Linie gut dafür ist, Kosten zu sparen – eine Meinung, die man offenbar auch in der Deutschen Bank vertritt. Pertlwieser hingegen denkt, dass den schwindenden Erträgen besser durch ein Plattform-Konzept entgegengewirkt werden könne.

Wurde hier im Kreditinstitut also am falschen Ende gespart? Oder nicht langfristig genug gedacht? Denn es ist bekannt, dass sich Investments nicht immer gleich auszahlen. Siehe Nachhaltigkeit, aber das ist ein anderes Thema. Und auch die Geschichte zeigt, dass es sich manchmal durchaus lohnt, neue Wege zu gehen. Menschen hatten immerhin mal Angst vor Filmen oder Elektrizität.

Also war es vielleicht keine clevere Entscheidung, den Chief Digital Officer gehen zu lassen, denn die Digitalisierung schreitet voran – auch ohne die Deutsche Bank. Allerdings in diesem Fall auch ohne Markus Pertlwieser. 

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