Protest in Frankfurt: Im Keim erstickt

Nicht die Blockupy-Bewegung hat am vergangenen Wochenende die deutsche Finanzmetropole blockiert. Es war die Polizei, die das Leben in Frankfurt beinahe lahmgelegt hat. Die einzige genehmigte Demo gegen Banken und Kapitalismus ist am Samstag friedlich verlaufen und jede Seite verbucht dies als den eigenen Erfolg. Wir haben alles so gemacht wie wir es angekündigt haben,…


Nicht die Blockupy-Bewegung hat am vergangenen Wochenende die deutsche Finanzmetropole blockiert. Es war die Polizei, die das Leben in Frankfurt beinahe lahmgelegt hat.

Die einzige genehmigte Demo gegen Banken und Kapitalismus ist am Samstag friedlich verlaufen und jede Seite verbucht dies als den eigenen Erfolg. Wir haben alles so gemacht wie wir es angekündigt haben, so Christoph Kleine, Sprecher der Blockupy-Bewegung. Unverständnis kommt aus diesem Lager über die Gefahrenprognose der Polizei. Freie Phantasie und politisches Auftragswerk, so Kleine. Ermittlungen der Polizei in einschlägigen Foren ergaben, dass möglicherweise bis zu 2.000 gewaltbereite Aktivisten aus dem autonomen Lager am Wochenende nach Frankfurt anreisen wollen. Blockupy spricht von tatsächlich 500 gewaltbereiten Teilnehmern am Samstag in Frankfurt. Die Polizei spricht von 1.000 Personen und verbucht dies als Erfolg der strickten Abriegelung des Bankenviertels. Vielen seien erst gar nicht nach Frankfurt gekommen, da dort keinen Blumentopf zu gewinnen sei, so ein Polizeisprecher. Auch bei der Anzahl der Teilnehmer an der Abschlussdemo gibt es unterschiedliche Zahlen. 20.000 Teilnehmer zählt die Polizei, 25.000 die Protestbewegung und ob in diesen Zahlen die 5.000 Polizisten eingerechnet sind, die bei der Blockade des Bankenviertels tatkräftig unterstützt haben, bleibt offen.

Dass die Demo am Samstag geplant friedlich verlaufen ist, hat sicherlich einen politischen Beigeschmack, sind doch einige Veranstaltungen im Vorfeld verboten worden. Und dies allein durch die Einschätzung, diese könnten (Konjunktiv!) chaotisch verlaufen. Da gibt es in Deutschland genügend genehmigte Demos, die seit Jahren nicht so friedlich ablaufen. Selbst befragte Bankmitarbeiter zeigten für die Proteste der Bürger Verständnis.

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Da passt es doch, dass beinahe zeitgleich das nächste Zocker-Opfer an die Nachrichtenoberfläche gespült wurde. In der Krise noch Vorzeigebank, hat ein Mitarbeiter bei JP Morgan sich mit ungedeckten Wetten auf Credit Default Swaps verzockt. Auf mindestens 2 Milliarden Dollar lautet der Schaden, Experten schätzen den Schaden bereits auf 5 Milliarden. Skurril an der Geschichte, dass die Gegenposition bei der Zockerei wahrscheinlich ein ehemaliger und entlassener Händler, Boaz Weinstein, innehält. Getreu dem Motto, bei den Wetten geht kein Geld verloren, gehört es nur jemand anderem, möglicherweise Boaz Weinstein. Kleine Rache?

Ist es nicht genau dieser Teil des aktuellen Protestes gegen Banken, den viele Bankmitarbeiter durchaus erstehen können?

Foto von Michael Rose