Schwärmen vom Schwarm: Crowdinvestments als Anlagealternative

Egal ob Sparbücher, Festgelder oder Tagesgeldkonten – der Blick auf solche Sichteinlagen ist momentan nicht gerade erbaulich. Natürlich zählen sie zu den beliebtesten Anlageformen der Deutschen, sie bieten ein extrem hohes Maß an Sicherheit. Doch die Kehrseite: Im derzeitigen Niedrigzinsumfeld können Anleger mit solchen Sichteinlagen kaum noch ansprechende Zinserträge erzielen. In Zeiten der Niedrigzinsphase fragen…


Egal ob Sparbücher, Festgelder oder Tagesgeldkonten – der Blick auf solche Sichteinlagen ist momentan nicht gerade erbaulich. Natürlich zählen sie zu den beliebtesten Anlageformen der Deutschen, sie bieten ein extrem hohes Maß an Sicherheit. Doch die Kehrseite: Im derzeitigen Niedrigzinsumfeld können Anleger mit solchen Sichteinlagen kaum noch ansprechende Zinserträge erzielen.

In Zeiten der Niedrigzinsphase fragen Anleger verstärkt nach ertragreicheren Alternativen: Auf der schwierigen Suche nach Rendite hat sich Crowdinvesting in den vergangenen Jahren als alternative Anlagemöglichkeit etabliert. Diese so genannten „Schwarminvestments“ verbinden teils interessante Risikoprofile mit sehr guten Renditemöglichkeiten.

Mehrere Investmentmöglichkeiten

Die Idee ist einfach: Beim Crowdinvesting (deutsch: Schwarmfinanzierung) beteiligt sich eine Vielzahl von Anlegern (die ‚Crowd’) über eine Plattform an einem Unternehmen. Das Anlageuniversum der Schwarmfinanzierungen ist kontinuierlich gewachsen. Dabei ist die Palette an Unternehmen sehr breit: von jungen Startups und Webunternehmen bis hin zu mittelständischen Unternehmen. Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Plattformen im Internet, die verschiedene Branchen bedienen und unterschiedliche Finanzierungsmöglichkeiten anbieten, darunter auch Immobilien, ökologische Projekte oder Filmprojekte. Dies hat für den Anleger den angenehmen Effekt, dass er sich die zu ihm passenden Investmentmöglichkeiten aus der Vielzahl aktueller Projekte heraussuchen und damit sein Risiko streuen kann. Die Investoren erwerben in der Regel einen Anspruch auf einen Anteil am Unternehmensgewinn, im Startup-Segement vielfach auch verbunden mit einer Beteiligung an einer Wertsteigerung.
Im Vergleich zu anderen Ländern, insbesondere den angelsächsischen, ist der Crowdinvesting-Markt in Deutschland noch sehr jung. Dennoch wächst er rapide: Bislang konnten Unternehmen über die noch junge Finanzierungsform mehr als 40 Millionen Euro einsammeln. Der Crowdinvesting-Markt hat sich in Deutschland binnen weniger Jahre etabliert. So stieg das Marktvolumen von 4,6 Mio. Euro im Jahr 2012 bis 2014 auf 29,8 Mio. Euro an. Allein im ersten Quartal 2015 flossen bereits 6,5 Mio. Euro von der Crowd in erfolgsversprechende Unternehmen und Startups.

Unterschiedliche Finanzierungsinstrumente

Für Investoren sind auf verschiedenen Plattformen unterschiedliche Beteiligungsformen möglich. Einige Anbieter strukturieren die Investments in Form von bisher unregulierten partiarischen Nachrangdarlehen, während andere bereits bisher regulierte Instrumente wie die Stille Beteiligung oder das Genussrecht verwenden. Mit der Einführung des Kleinanlegerschutzgesetzes, das ausschließlich partiarische Nachrangdarlehen als Crowdinvesting Instrumente sieht und nur hier Ausnahmen von der Prospektpflicht vorsieht, werden voraussichtlich nahezu alle Plattformen auf dieses Instrument wechseln.
Wirft man einen näheren Blick auf mittelstandsorientierte Plattformen, exemplarisch bankless24, so findet man dort folgende oder ähnliche Strukturen: Die mit dem Finanzierungsinstrument (hier: Genussrecht) verbundenen Ausschüttungen sind in zwei Komponenten gegliedert: 1) die Grunddividende und 2) die zusätzliche Gewinnbeteiligung. Beide Komponenten sind gewinnabhängig, werden also nur ausgeschüttet, wenn das Unternehmen ausreichende Gewinne erzielt. Sollte dies in einem oder mehreren Jahren nicht der Fall sein, ist die Grunddividende in den Folgejahren jedoch nachzuholen – und zwar bis zu 5 Jahre nach Laufzeitende der Genussrechte. Mit dem Investment in ein solches Projekt lassen sich beispielhaft folgende Renditen erzielen: Erzielt die Grunddividende 6 bis 8 Prozent und eine Gewinnbeteiligung  von 3 bis 4 Prozent, liegt das Renditepotenzial zwischen 9 und 12 Prozent. Bei einer Ausfallwahrscheinlichkeit von 2 bis 4 Prozent beträgt die Rendite nach Risiko 5 bis 10 Prozent. Das alles sind stolze Zahlen, gerade in der heutigen Niedrigzinsphase.

Keine Rendite ohne Risiko

Eine hohe Rendite bedeutet ähnlich wie bei anderen Investmentklassen auch ein gewisses Risiko. Obwohl der Markt für Crowdinvestments noch recht jung ist, hat es bereits erste Ausfälle gegeben. Betroffen sind dabei überwiegend Unternehmen, deren Geschäftsmodell sich in der Praxis noch nicht bewiesen hatte. Für Anleger gilt auch in dieser Anlageklasse, dass Transparenz hohes Gut und sehr wichtiges Kriterium für jedes Investment sein sollte.
Auf der anderen Seite sollten Plattformen dafür Sorge tragen, möglichst umfangreiche und möglichst qualitativ belastbare Informationen zur Verfügung zu stellen. Wir erwarten von Unternehmen, die ein Finanzierungsprojekt auf unserer Plattform starten wollen, in jedem Fall ein Bilanzrating durch die Creditreform Rating AG. Dieses dient sowohl der Bonitätseinstufung und Ermittlung der Ausfallwahrscheinlichkeit als auch der möglichst transparenten Aufbereitung der Jahresabschlusszahlen. So können Anleger ihre Anlageentscheidung auf Basis transparenter Informationen treffen.
Generell gelten beim Crowdinvesting ähnliche Prinzipien, wie bei anderen Anlageformen: Nur in Projekte investieren, die man versteht; ein breites Portfolio aufbauen, um das Risiko entsprechend zu streuen. Zudem sollte man nur Geld anlegen, auf welches man schlimmstenfalls auch verzichten kann. Wer diese Prinzipien beherzigt, kann per Crowdinvesting genau das erreichen, was das Ziel ist, nämlich attraktive Renditen erzielen, um den Gesamtertrag des eigenen Portfolios zu verbessern.

Bildnachweis: Debbie Hanford via istockphoto.de