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1875: Bayern bekommt eine Privatnotenbank

Im August 1875 gründete Bayern unter König Ludwig II. die Bayerische Nationalbank, die bis 1936 tätig war. Doch was waren die Gründe für die Errichtung einer Privatbank im jungen deutschen Kaiserreich und was geschah dann mit ihr? Unternehmen wir eine Zeitreise ins Bayern des späten 19. Jahrhunderts.


Daily Zeitreise 1875 Gründung Bayerische Notenbank

Bis zur deutschen Reichsgründung im Jahre 1871 existierten 54 private und staatliche Banken, die alle in unterschiedlichen Währungen und Stückelungen Geld in Umlauf brachten. Dies änderte sich mit der Vereinheitlichung des Münz- und Papierwesens in den Jahren 1871 bis 1876.

Als Reaktion auf diese Zentralisierungsbestrebungen, unterschrieb der bayerische König Ludwig II. am 3. August 1875 die Gründungsstatuen zur Errichtung der Bayerischen Notenbank, um das Bankensystem seines Landes zu schützen.

Bayerische Notenbank: Privatbank mit eigenen Noten

Die Bayerische Notenbank hatte ihren Hauptsitz in München und öffnete ihre Pforten am 3. November 1875. Sie arbeitete auf Basis einer Aktiengesellschaft in Verbindung mit der Hypotheken und Wechsel-Bank (Hypo-Bank), die sich an der Gründung beteiligt hatte und dafür auf ihr Banknoten-Emissionsrecht zugunsten der Bayerischen Notenbank verzichtete. Das Aktienkapital belief sich auf fünfzehn Millionen Mark. Dabei verteilten sich zwei Drittel auf Aktionäre der Hypo-Bank. Das restliche Kapital teilte sich zu gleichen Teilen auf die Hypo-Bank und den Staat Bayern.  

Die Notenbank durfte, laut Bankgesetz von 1875, Banknoten bis zu einer Höhe von 70 Millionen Mark drucken. Sie wurden in Bayern im Umlauf gebracht. Diese Summe wurde anhand der Bevölkerungszahl errechnet. Das führte dazu, dass entsprechend sowohl Reichsbanknoten als auch bayerische Banknoten im Land zirkulierten. Während ihrer Tätigkeit im Notenemissionsgeschäft engagierte sich die Bank auch im Giro- und Lombardgeschäft.

Ihr Hauptsitz war mit Bedacht gewählt, denn München war ein bedeutender Finanzplatz, in der zahlreiche Banken ihren Sitz hatten. Auch die Bayerische Börse wickelte ihre Geschäfte dort ab. Bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs besaß die Bank sechs Filialen und verfügte über 28 Agenturen. Die Agenturen wurden von selbstständigen Kaufleuten geführt, die neben ihrem Beruf die Geschäfte der Notenbank vermittelten. Bis zum Jahr 1918 stieg die Zahl der Agenturen auf 80 an.

Das Ende der Bayerischen Notenbank

In Folge des ersten Weltkriegs wurde die Bayerische Notenbank wie auch andere Banken mit der Bankenreform von 1924 umstrukturiert und verzichtete im Zuge des neuen Bankengesetzes auf ihr Notenrecht. Bereits ein Jahr nach der Reform konnte die Bank ihr fünfzigjähriges Bestehen feiern.

Als die Nationalsozialisten die Macht ergriffen, kamen die Tätigkeiten der Bayerischen Notenbank zum Erliegen. In den Jahren 1933 bis 1935 kündigte die NS-Regierung das Notenausgaberecht der privaten Notenbanken auf. Darüber hinaus zwang man die Notenbank, ihre Goldbestände an die Reichsbank zu verkaufen. 

1936 stellte die Bayerische Notenbank ihre Tätigkeiten endgültig ein und wurde zur Bayerischen Staatsbank übergeleitet. Damit existierte sie 61 Jahre lang. Filialstandorte, Aktien und Wertpapiere sowie große Teile des Personals wurden von der Staatsbank übernommen. Die freien Aktionäre wurden mit einer Barentschädigung abgefunden.  

Nach der Übernahme der Bayerischen Notenbank hat sich in der Unternehmensgeschichte der Staatsbank einiges getan. 1970 beschloss der Freistaat Bayern die Bayerische Staatsbank in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln, die ein Jahr später mit der Bayerischen Vereinsbank fusionierte.

1998 kam eine weitere Fusion mit der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank AG zur Bayerischen Hypo- und Vereinsbank AG (HypoVereinsbank) zustande. 2005 wurde die HypoVereinsbank in die UniCredit Group integriert. Heute betreut die UniCredit Bank AG ihre Kunden weltweit in rund 500 Geschäftsstellen und beschäftigt mehr als 12.000 Mitarbeiter.

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