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1921: Eine Bank für über eine Milliarde Menschen

Die Republik Indien ist, gemessen an der Bevölkerung, das zweitgrößte Land der Welt. Hier leben rund 1,4 Milliarden Menschen. 1921 bekamen sie eine neue Bank, eine der ältesten und größten des indischen Subkontinents.


Imperial State Bank of India Zeitreise Daily

Die Imperial Bank of India (IBI) öffnete ihre Türen am 27. Januar 1921. Entstanden ist sie durch die Reorganisation der drei Präsidialbanken des kolonialen Indiens. Denn damals verschmolzen gemäß der vom indischen Legislativrat verabschiedeten Gesetzgebung die Bank of Bengal, die Bank of Bombay und die Bank of Madras zu einer einzigen Bank.

Die Bank of Bengal, die älteste der drei Präsidialbanken, hieß bis 1809 „Bank von Calcutta“. Mit ihrer Gründung im Jahr 1806 war der Grundstein für das moderne Bankwesen in Indien gelegt. Die beiden anderen Präsidialbanken entstanden in den 1840er-Jahren, beeinflusst einerseits von den wirtschaftlichen Veränderungen im Europa des 19. Jahrhunderts. Andererseits prägten die Bedürfnisse der indischen Bevölkerung die Entwicklung dieser Banken ebenfalls stark. Die Bank of Bengal war befugt, Geldscheine auszugeben, die dann in einigen Gebieten für die Zahlung öffentlicher Abgaben genutzt werden durften.

Diese drei Banken bildeten die Spitze des Bankwesens in Indien. Die zentrale Bedeutung und Funktion der indischen Präsidialbanken beschreibt auch der britische Ökonom und Mathematiker John Maynard Keynes in seiner Abhandlung „Indian Currency and Finance“ von 1912.

Die bedeutendste Bank Indiens

Als sich die drei Präsidialbanken dann 1921 zur Imperial Bank of India zusammenschlossen, wurde diese zur bedeutendsten Bank Indiens. Das neue Kreditinstitut befand sich zu 80 Prozent in Privatbesitz, der Rest gehörte dem Staat.

Durch den Zusammenschluss sollte zum einen dem Bedürfnis nach einer Bank, die Staatsbilanzen hielt und so die Finanzstruktur des Landes stärkt und zum anderen reagierten die Präsidialbanken damit auf eine mögliche Bedrohung, die von einem nicht unwahrscheinlichen Einstieg der Londoner Clearing Banken in Indien ausging.

Bereits kurz nach ihrer Gründung hatte die Imperial Bank of India quasi den Status einer Zentralbank und übernahm Bankfunktionen für die indische Regierung sowie andere Bankinstitute. Auch verwaltete sie die Rupie-Schulden der Regierung. Die IBI übernahm also Tätigkeiten einer Geschäfts- sowie einer Zentralbank.

In den späten 1920er Jahren kamen weitere Aufgaben in Übersee hinzu, wodurch die Imperial Bank of India einen Sonderstatus mit spezifischen Verantwortlichkeiten und Vorteilen erhielt. Das änderte sich jedoch als 1935 die Reserve Bank of India gegründet wurde: Die Imperial Bank of India verlor ihre Zentralbank-Aufgaben. Fortan fungierte sie hauptsächlich als Geschäftsbank und verlor auch einige ihrer Sonderaufgaben.

Dennoch hatte die Imperial Bank of India auch nach 1935 noch 382 Niederlassungen und wickelte etwa ein Drittel des Bankgeschäfts Indiens ab. Das heißt, sie hatte auch weiterhin eine bedeutende Stellung inne. Damals war die Bank mehrheitlich in der Hand indischer Staatsbürger, das Management allerdings weitgehend europäisch kontrolliert.

Von der Imperial Bank of India zur State Bank of India

Am 3. Juni 1947 verkündete Clement Attlee, damals britischer Premierminister die Unabhängigkeit Indiens von Großbritannien. Damit gingen auch ein neues Wirtschaftsmodell und eine Neuorganisation des Bankwesens einher. So wurde am 1. Juli 1955 trotz einiger Kritik aus der Imperial Bank of India die State Bank of India (SBI). Allerdings blieb die Imperial Bank of India trotz Gründung der State Bank of India noch als juristische Einheit bestehen. Der Grund waren rechtliche Hürden bei der Übertragung der Aktiva und Passiva ihrer Überseefilialen auf den Nachfolger. Nach einigen Diskussionen wurde Mumbai als Hauptgeschäftsstelle für die Bank ausgewählt.

Insgesamt gestaltete sich die Neustrukturierung der ehemaligen Imperial Bank of India zur State Bank nicht problemlos. Sie musste sich erst auf ihre neuen Aufgaben und Tätigkeiten einstimmen. Eine große Kontroverse waren etwa die Gehälter der wichtigsten Führungskräfte.

Dennoch expandierte die State Bank of India in den nächsten Jahren stark. Sie konnte die Zahl ihrer Filialen in etwa verdreifachen und die Einlagen mehr als vervierfachen. Bereits kurz nach der Gründung wurde die State Bank of Hyderabad die erste Tochtergesellschaft der SBI. In den nächsten fünf Jahren folgten einige weitere Tochtergesellschaften.

Später stand der Vorschlag im Raum, diese Tochtergesellschaften mit der SBI zu fusionieren. So sollte zur Vereinfachung der Abläufe eine einzige große Bank geschaffen werden. 2008 erfolgte dann die Fusion mit der State Bank of Saurashtra und 2009 die Übernahme der State Bank of Indore. Folglich wurde das Filialnetz erweitert und das Gesamtvermögen stieg rapide an. 2009  betrugen die Gesamtaktiva der SBI und der State Bank of Indore 9.981.190 Millionen Rupie.

Seit 1973 engagiert sich die Bank aktiv im Community Services Banking. Laut eigenen Angaben sponsern alle Filialen und Verwaltungsbüros der State Bank of India verschiedene wohltätige Zwecke. „Unser Geschäft ist mehr als nur Bankgeschäft, denn wir berühren das Leben der Menschen überall in vielerlei Hinsicht. Unser Engagement für den Aufbau der Nation ist vollständig und umfassend“, sagt die Bank auf ihrer Webseite.

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